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Montag, 13. April 2020 Carrera und Co.: Mit Vollgas durchs Wohnzimmer

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Motorsport im Wohnzimmer: Digitalbahn von Carrera.  Foto: Auto-Medienportal.Net/CarreraMotorsport im Wohnzimmer: Digitalbahn von Carrera. Foto: Auto-Medienportal.Net/Carrera

Tesa und Tempo sind zwei Beispiele für Firmennamen, die als Synonym für eine ganze Produktgattung stehen. Auch Carrera gehört dazu. Nach der Krise der gesamten Modellrennbahn-Branche in den 1980er-Jahren hat das Hobby dem Siegeszug der PC-Spiele zum Trotz bis heute überlebt und seinen Weg ins digitale Zeitalter gefunden.

Carrera, nach eigenen Angaben Weltmarktführer im Bereich Automodellrennbahn, hat das System allerdings nicht erfunden. Den spurgeführten Motorsport im Kleinen hat in seiner jetzigen Form die englische Firma Scalextric entwickelt. Zwar gab es auch davor schon einige Versuche, kleine Elektroflitzer im Kreis herumfahren zu lassen, aber die Modellrennbahn in ihrer heutigen Form erschien 1959 in Großbritannien. Das deutsche Traditonsunternehmen mit dem aus dem Spanischen entlehnten Wort für Rennen (= Carrera) tauchte erst vier Jahre später im Kinderzimmer auf.

 

So wie der Begriff für das gesamte Hobby zumindest in Deutschland aus dem Spanischen stammte, ging von dort aus auch die Renaissance der Modell-Autorennbahn aus. Mitte der 1990er-Jahre brachte die damals neu gegründete Firma Fly mit der Dodge Viper im Maßstab 1:32 neue Impulse. Das betraf neben der fast schon an ein Standmodell heranreichenden Originaltreue auch die Technik. Einen derart potenten Motor hatte es bis dato für den Heimbetrieb nicht gegeben. Mit Ninco trat zur selben Zeit ein weiterer spanischer Neuling die Bühne, bot ebenfalls attraktive Auto und wagte sich sogar an ein eigenes Bahnsystem. Sowohl Fly als auch Ninco hatten schneller neue und attraktive Fahrzeugmodelle im Programm, während die etablierten Marken wie Carrera und Scalextric oft jahrelang die selben Produkte im Programm führten und allenfalls einmal ein, zwei Neuheiten im Jahr lieferte.

Der Trend zum schnellen Wechsel im Programm uferte in der Folgezeit allerdings aus: Manche Modelle waren nur ein paar Monate verfügbar, ehe sie von einem neuen abgelöst wurden. Das steigerte zwar die Vielfalt, führte aber am Ende dazu, dass ein Vorbild von gleich bei drei oder vier verschiedenen Herstellern erhältlich war oder immer wieder neue Farbvarianten ein und des selben Slotcars den Markt überschwemmten. Daran hat sich im Prinzip bis heute wenig geändert. Größter Nachteil der immer kürzer werdenden Modellwechselzyklen: Es wird immer schwieriger, später noch Ersatzteile zu bekommen, wenn die Rennen im Laufe der Jahre irgendwann dann doch einmal den Rückspiegel oder den Heckspoiler verlieren.

Aber es gibt seit einiger Zeit auch immer wieder Überraschungen: So widmet sich Scalextric dem Bulli T1 und dem VW Käfer, und Carrera bietet einen nach Mercedes-Benz-Vorbild stilisierten Abschlepp- und Tankwagen an. Angekündigt ist zudem ein Auto mit eingebauter Kamera für echte Fahraufnahmen aus der Modellperspektive. Und Scalextric wird in einem Fernsehserien-Set neben einem Ford Carpri II auch einen dreirädrigen Reliant ausliefern. Und der DeLorean aus „Zurück in die Zukunft“ ist ebenfalls angekündigt.

Die Dakar-Bahn setzte sich nicht durch

Versuche vom gängigen Muster abzuweichen, hat es im Laufe der Hobbyhistorie immer wieder gegeben. So bot Carrera in den 1960er-Jahren funktionstüchtige Baustellen- und Güter-Lastwagen an, holte mit seiner Produktlinie Servo die Modelle aus dem Schlitz und zur Spurführung an die Bande. Scalextric versuchte noch Mitte der 1980er-Jahre sein Glück mit Rennpferden auf grün eingefärbten Schienen oder Anfang des Jahrtausends mit Moto-GP-Motorrädern. All das blieb wenig erfolgreich und verschwand recht rasch wieder. Selbst die Idee, die Rallye Dakar ins Wohnzimmer zu holen, kam auf Dauer nicht an.

Über all die Jahre und Jahrzehnte geblieben sind moderne und klassische Renn- und Rallyeautos. Das reicht vom Formel-1-Renner der vergangenen Saison und dem Jaguar I-Pace e-Trophy über DTM-Fahrzeuge aus den Achtzigern und den Mini Cooper aus den Sechzigern bis hin zum Lancia Stratos und Porsche 917 K. Matra, Lotus, Brabham und Chaparrel sind ebenso zu finden wie Marcos, Venturi, MG und Lola oder der Renault R 4 im Rallyetrimm. Die Preise bei den gängigen Herstellern bewegen sich sich in etwa zwischen 35 Euro und 50 Euro für ein Slotcar im Maßstab 1:32. Kleinserienhersteller verlangen naturgemäß mehr.

Für Einstieger gut zu wissen ist, dass analoge Fahrzeuge in der Regel auf allen analogen Schienensystemen fahren, denn die Anbieter von Fahrzeugen übertreffen die Hersteller von Bahnsystemen bei weitem. Und es gibt sogar Schienenhersteller ohne eigene Fahrzeuge im Portfolio. Populärster Maßstab ist 1:32, dahinter folgt 1:24, das auch für Wettbewerbe gerne genutzt wird.

Etwas schwieriger mit dem Kauf wird es, wenn es um eine Digitalbahn geht. Hier legt man sich weitgehend auf eine Marke fest, denn meistens lässt sich nicht ohne weiteres das Fahrzeugmodell eines anderen Herstellers nutzen. (ampnet/jri)

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