Donnerstag, 22. Oktober 2020 GMC Hummer EV: Der sanfte Riese
GMC Hummer EV. Foto: Auto-Medienportal.Net/General Motors
Seine Herkunft ist militärisch, doch er ist längst zum Lifestyle-Accessoire unter den Geländewagen aus dem Hause GM mutiert: Die Rede ist vom Hummer, der jetzt unter als GMC Hummer EV wieder auf den Markt zurückkehrt. Vor zehn Jahren hatte General Motors die Marke abgewickelt, weil sie nicht mehr in die Zeit passte. Diese Scharte will man nun mit einem vollelektrischen Antrieb auswetzen. Das erste neue Modell von Hummer, nunmehr unter dem Dach der einstigen Schwestermarke GMC, ist ein viertüriger Pritschenwagen mit der unspektakulären Modellbezeichnung EV.
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Der martialisch gezeichnete GMC Hummer EV zeichnet sich durch eine kastenförmige Karosserie aus, die in der zum Marktstart ausschließlich verfügbaren Version „Edition 1“ stets in Weiß lackiert ist. Später wird es das E-Mobil in allen Farben des Regenbogens geben, und es soll eine SUV-Variante mit Kombiheck folgen.
Unter der ausladenden Karosserie steckt eine vollelektrische Fahrzeugplattform, die auf die Bezeichnung „Ultium“ hört. Zu den zahlreichen, teilweise optionalen Sondermerkmalen zählen eine Allradlenkung, die es dem EV ermöglicht, im Krebsgang mit bis zu zehn Grad Winkel diagonal zu fahren, eine Luftfederung mit extremem Hub, Stahlplatten als Unterfahrschutz und Kamerasysteme an der Fahrzeugunterseite.
Je nach Version wird der Hummer von zwei oder drei Elektromotoren angetrieben, die Gesamtleistung liegt mit zwei Motoren bei 634 PS (466 kW) und klettert in den dreimotorigen Varianten auf 811 PS (597 kW) bis 1014 PS (746 kW). Die Drehmomentangaben sind irreführend: GM gibt für das Spitzenmodell stolze 15.592 Newtonmetern an, wobei es sich allerdings nicht um das Drehmoment an der Ausgangswelle handelt, sondern um das Drehmoment an den Rädern. So gerechnet läge mancher Diesel-Pick-up komfortabel darüber.
Beinahe ebenso irreführend dürften die Reichweitenangaben sein: Angeblich sind je nach Version 400 bis 550 Kilometer möglich. Dann steht eine ausgedehnte Zwangspause zum Stromnuckeln an. Für den Metropolenverkehr in Detroit und Los Angeles wird das reichen, von ausgedehnten Geländetouren ist hingehen eher abzuraten. Und auch von Militäreinsätzen ist bei Hummer keine Rede mehr.
Immerhin: Mit der Funktion „Watt in die Freiheit“ katapultiert sich der elektrische Brocken in rund 3 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Die Akustik einer Straßenbahn, kombiniert mit dem Beschleunigungsvermögen einer Corvette: Ungefähr so darf man sich ein hochskaliertes RC-Modell vorstellen.
Karosserie und Interieur stecken übrigens voller kreativer Details. Dazu gehören ein transparentes Dach, dessen vier Einzelsegmente sich im vorderen Kofferraum verstauen lassen, eine geschlossene Lichtleiste vorne und eine so geräumige wie futuristisch ausstaffierte Kabine.
Das alles hat seinen Preis. Die First Edition, die in einem Jahr ausgeliefert werden soll, kostet 112.595 Dollar, also rund 95.000 Euro - ohne Mehrwertsteuer. Die günstigeren Modelle sollen sukzessive folgen, und erst im Frühjahr 2024 wird es das Einstiegsmodell geben, dessen Preis aktuell mit knapp 80.000 Dollar angegeben wird.
Der GM Hummer EV ist nicht das einzige geländetaugliche Elektroauto der Spitzenklasse: Wenn er in die Verkaufsräume gelangt, werden auch der Tesla Cybertruck und das vollelektrische G-Modell von Mercedes-Benz um die Gunst einer Kundschaft buhlen, die sich ihre Verantwortung und ihr Klima-Engagement nicht nur einiges kosten lässt, sondern dies auch unübersehbar dokumentieren will. (ampnet/jm)
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