Der Mustang ist also eine Ikone, aber gleichzeitig ein Symbol für das amerikanische Auto an sich, obwohl er im Größenvergleich mit US-Artgenossen schon immer eher klein, fast zierlich wirkte. Dabei lässt auch die aktuelle Version, mit der wir uns jetzt versuchten, hinter den sportlich ausgeformten, komfortablen Sitzen der ersten Reihe noch Platz für recht ordentliche Notsitze. Mit 332 Litern bleibt sogar Raum für zwei Koffer, wenn auch hinter einer hohen Ladekante und einer engen, unpraktisch zugeschnittenen Klappe. Eine für seine Klasse ungewöhnlich große Alltagstauglichkeit kann man ihm also nicht absprechen.
Das US-Symbolik steckt aber nicht im Innen- oder Laderaum, sondern im Motorraum. Darin passt so gerade eben der „big block“-Motor genannte Fünf-Liter-Achtzylinder, jenes typisch amerikanische Kraftwerk, an dem sich die Geister scheiden. Jeder weiß doch, dass die 12,5 Liter auf 100 Kilometer, die nach der NEFZ-Norm als Durchschnittswert ermittelt wurden, so weit von dem tatsächlichen Verbrauchswert entfernt liegen, dass die Deutsche Umwelthilfe sofort klagen oder abmahnen müsste. Dass er sich unter 18 Litern auf schnell gefahrenen kurvigen Bergstraßen nicht zufrieden gibt, schreckt in den USA bei Benzinpreisen von deutlich weniger als 80 Euro-Cent pro Liter niemanden.
Im Vierzylinder arbeiten 317 PS. Wo sind die Gelegenheiten, bei denen sich der Unterschied zum Achtzylinder erfahren lässt? 4,8 Sekunden statt 5,8 Sekunden von 0 auf 100 lm/h und 233 km/h statt abgeregelter 250 km/h – das sind keine Welten, die zwischen den Messwerten liegen. Der Vierzylinder gibt sich außerdem redlich Mühe, kraftvoll und sportlich zu knurren. Die neue Sechs-Gang-Handschaltung mit kurzen Wegen und knackigem Schalten verschafft dem Fahrer Spaß. Was will man mehr?
Wir versuchten das mit zwei Cabriolets herauszufinden, das eine als 2,3 l Ecoboost zum Basispreis von 42 500 Euro, das andere als 5,0 l Ti-VCT V8 mit Automatik zu Preisen ab 51 000 Euro. Im Wettstreit „Eco“ gegen Big Block hatte das 2,3 Liter Cabrio den besseren Start wegen des besseren Wetters. Wir konnten offen fahren und lernten dabei drei Dinge über das Mustang Cabriolet: Das elektrisch öffnende und schließende Verdeck ist auch akustisch gut isoliert, braucht aber zum Verriegeln eine kräftige Männerhand. Außerdem sollte ein Windschott an Bord haben, wer im frühen Frühling offen und schnell fahren will.
Die Auswahl bei den Einstellmöglichkeiten für den Charakter des Mustang reicht über verschiedene Sportmodi bis „Racetrack“ und bietet auch eine Einstellung für einen typisch amerikanischen Wettbewerb – die Taste für die schnelle Viertelmeile. Mit all den weiteren Assistenzsystemen an Bord erweist sich der Mustang als angenehmer, schneller und – je nach persönlicher Einstellung – sicherer Weggefährte, der auch in der Eco-Version die die Blicke auf sich zieht.
Sein Innenraum verströmt deutlich mehr Klasse als der seiner Vorfahren. Oben auf der Armaturentafel, in der Mitte kurz vor der Windschutzscheibe finden wir das letzte Stück Hartplastik im Blickfeld von Fahrer und Beifahrer. Sonst bestimmen Leder, bezogene Oberflächen, Chrom und ein Zierteil nach Carbonart, aber auch die verchromten Kippschalter unten in der Mittelkonsole wie die Drehräder fürs Klima das Ambiente.
Das wertige Ambiente kommt auch dem Fünf-Liter zugute, interessiert dort aber erst in zweiter Linie. Zuerst geht es um den Klang, um jenes leider hierzulande schon politisch unkorrekte Geräusch eines anspringenden Big Blocks. Nicht umsonst hat Ford diesem Mustang einen Knopf spendiert. Wer Wert auf gute Nachbarschaft legt, sollte den vor dem morgentlichen Kaltstart drücken. Der Klang scheinbar unbändiger Kraft braucht auch das passende Umfeld. Zum akustischen Erlebnis beim Fünf-Liter-Motor, dem neuen Zehn-Gang-Wandlergetriebe und der hemmungslosen Auspuffanlage gehören das lautstarke Quittieren des Schubbetriebs und das automatische Zwischengas, dass die Zahnräder in Schwung hält. (ampnet/Sm)
|