„Neuer Look, alte Gene“, so die Marketingkampagne zum Ford Mustang Bullitt. Das Konzept ist also leicht erklärt: Es geht um Authentizität. Wie der 1968er Ford Mustang Fastback, den Steve McQueen im Kultfilm „Bullitt“ fährt, ist die Neuinterpretation ebenfalls ein Fastback und ebenfalls in „Dark Highland Green“ lackiert. Der Frage eines Journalisten, ob ein Cabrio komme, entgegnet der frisch gebackene Ford-Verkaufsdirektor This Wölpern in Schneverdingen mit eben dieser Authentizität. Alle Mustang-Embleme wurden durch Bullitt-Embleme ersetzt, auf Chromapplikationen verzichtet Ford, bis auf die filigrane Umrahmung von Fronstscheibe und Kühlergrill. An den Achsen sind 19-Zoll-Leichtmetallfelgen im klassischen Look montiert.
Der Mustang Bullitt wirkt gegen die Bumblebees und Dukes of Hazard der amerikanischen Mitbewerber gereift. Gerade der Verzicht auf Blitzendes und Knalliges hebt die maskuline Form des Mustang mit seinen scharfkantigen Diffuserelementen hervor, ohne sie zu einem Plakat zu machen. So wird das Muscle Car zu einem eleganten Sonderling. Denn Dunkelgrün-Metallic, das fährt 50 Jahre später kaum jemand mehr. Wohl deshalb hat Ford, etwas mutlos, „Iridium Schwarz Mica“ als Alternativfarbe im Angebot. Im Revier des San Francisco Police Department wäre das als sittenwidrig aufgenommen worden.
Wer den Mustang kennt, weiß, dass ihm die Gene eines Muscle Cars nie ganz verloren gegangen sind. Aber das Format und die Fahreigenschaften sind über die Jahre stark gewachsen. Der '68er Mustang Fastback in „Bullitt“ wirkt neben dem Dodge Charger R/T noch wie ein Spielzeugauto. Für den Film musste Ford außerdem die Leistung der Mustangs stark anheben, da er ansonsten unmöglich mit einem Charger hätte mithalten können. Heute ist das anders. Der Ford Mustang Bullitt entwickelt 460 PS aus einem 5.0-Liter-V8-Motor. Die zehn Pferdchen, die er gegenüber der Serienversion zusätzlich im Paket hat, kann man als Ersatz für die fehlenden Mustang-Embleme ansehen. Herausfühlen wird sie wohl niemand. Dafür ist das Gefühl beim Beschleunigen ohnehin zu mächtig.
Unter Pauken und Trompeten giert der V8-Motor nach Drehzahlen und liefert in jeder Fahrsituation Vortrieb. Ab 4600 Umdrehungen in der Minute (U/min) steht das maximale Drehmoment von 529 Newtonmetern bereit und steigert den Puls erneut. Bei 7000 U/min schließt der Drehzahlbegrenzer dann die Akte Vortrieb. Gefühlt könnte der Quadrathuber aber noch ewig weiter hochdrehen. Mit 4,6 Sekunden für den Sprint von null auf Tempo 100 Kilometer pro Stunde ist der Bullitt mit dem Serienmodell gleichauf, kann aber bis 263 km/h, also 13 km/h schneller gefahren werden. Technisch betrachtet gibt es für die Sonderedition also ein Kaufargument.
Emotional gibt es dazu einige. Spätestens wenn man den Motor startet und den Schalthebel berührt, werden Erinnerungen wach. Das Sechsgang-Getriebe wird mittels einer weißen Billiardkugel dirigiert, ein Automatik-Getriebe bietet Ford im Mustang Bullitt gar nicht an. Die Kunststofflandschaft ist spielerisch-sportlich geformt, die grünen Beleuchtungselemente und Instrumente eröffnen für Autofans einen modernen Spielplatz. Die Materialanmutung, die sich dahinter verbirgt, wirkt dem Außenkleid nicht angemessen. Auch die bequem und fest umschließenden Recaro-Sportsitze hat man in anderen Fahrzeugen schon schöner verarbeitet gesehen. Wohlfüllen kann man sich im Mustang aber allein durch die puristisch-spannende Atmosphäre.
inen Kavalierstart sollte man aber auch mit haftendem Kautschuk dem „Drag“-Fahrprogramm überlassen oder es wirklich können. 460 PS mit einem Schaltgetriebe an die Hinterräder zu dirigieren, erfordert im massigen Mustang besonderes Feingefühl. Wer Steve McQueen durch die Straßen von San Francisco fliegen sehen hat, erfährt ähnliche Momente auch im inspirierten Sondermodell. Beim Erwerb hilft alle Authentizität leider nicht. Der Ford Mustang Bullitt ist bereits ausverkauft.
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