Dienstag, 15. Dezember 2020 Ford Mustang Mach-E: Pony-Car unter Strom
Ford Mustang Mach-E. Foto: Auto-Medienportal.Net/Ford
Als vor 56 Jahren Ford den Mustang auf den Markt rollte, begann die Epoche der „Pony-Cars“, deren Charakter allerdings so gar nichts mit einem genügsamen Minipferd gemein hatte. Vielmehr standen da kräftige Vollblüter am Start, die so gar nicht spielen wollten. Mit dem Mustang Mach 1 brachte Ford die damals stärkste Variante seines Ponys an den Start, und jetzt wiederholt sich die Geschichte – irgendwie. Denn die jüngste Variante des Themas Mustang fährt mit dem Zusatz Mach-E zu den Kunden, und das „E“ steht für elektrisch.
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Ein „elektrischer Mustang, wie soll das gehen?“ fragten sich in Detroit zunächst die Entwickler des sportlichen Fords, und auch der Freund sportlicher Fortbewegung blickt eher skeptisch auf den neuen Zugang in der Baureihe, der viele Designelemente des Klassikers übernommen und dabei doch einen eigenständigen Auftritt bekommen hat. Den amerikanischen Kreativen gelang das eigentlich Unmögliche: den Charakter des Sportwagens in eine SUV-Silhouette zu überführen und dabei den dynamischen Charakter zu erhalten. Die langgestreckte Motorhaube mit dem typischen Mustang-Gesicht geht in den coupéhaft gezeichneten Passagierraum über und endet am Heck mit den dreiteiligen Rückleuchten des Sportlers.
Unter der Karosserie verbirgt sich eine vom Ford-Team Edison entwickelte vollkommen neue Architektur, die speziell für Elektromobile entwickelt wurde. Zwischen den beiden Achsen platzierten die Entwickler die Batterie, die je nach Stärke eine Reichweite von 440 bis 610 Kilometern erzeugen soll. Im großzügig bemessenen Innenraum finden fünf Erwachsene ausreichend Platz, und dank des großen Kofferraums (402 Liter) kommt auch das Gepäck mit auf die Tour. Das Unterhaltungsprogramm übernimmt eine 560 Watt starke Audioanlage von B & O.
Doch genug der Theorie. Mustangs wollen geritten werden, und deshalb startet der Mach-E zu einer ersten Ausfahrt über das Ford-Testgelände im belgischen Lommel mit seinem Angebot an allen denkbaren Fahrbahnen. Schon bald wird deutlich, dass die europäischen Entwickler den Mustang Mach-E bestens auf die hiesigen Bedingungen vorbereitet haben. Fahrwerk und Lenkung haben die amerikanischen Parameter abgelegt, und deshalb zeigt der E-Mustang die dynamischen Eigenschaften, die der Pilot erwartet.
Das Fahrwerk erreicht einen gelungenen Kompromiss aus Komfort und Dynamik und gerät höchstens bei lang gezogenen Bodenwellen etwas aus dem Takt, was sich aber wiederum leicht korrigieren lässt. Auch auf den holperigen Straßenabschnitten in Lommel behält der Mach-E seine Gelassenheit und vermeidet allzu deutliche Rückmeldungen an Fahrer und Passagiere. Die Lenkung arbeitet europäisch präzise, und wenn dann doch einmal das Talent hinter dem Lenkrad überfordert ist und das Heck ein Eigenleben entwickelt, lässt sich der Mustang auch leicht wieder einfangen.
Die Leistung – je nach Ausführung 269 PS (198 kW) oder 346 PS (268 kW) – stellt sich vom Start an bereit, und dank des bulligen Drehmoments von 430 Newtonmetern (580 Nm bei den Allradversionen) vergehen gerade sieben Sekunden zwischen 0 und 100 km/h. Die Befehle werden dabei stets ohne Zeitverzug präzise über das rechte Pedal an die Antriebsräder weitergereicht. Bereits die Basisversion mit Heckantrieb und 269 PS verbreitet ein Fahrerlebnis, wie es die Modellbezeichnung verspricht. Als Allradler mit 346 PS zieht der Mustang souverän seine Runden und erreicht nach 5,3 Sekunden Tempo 100. Die Höchstgeschwindigkeit ist für alle Varianten bei 180 km/h erreicht.
Für den Stadtverkehr lässt sich der Mach-E in der stärksten Rekuperationsstufe zudem mit einem Pedal dirigieren, was wiederum die Reichweite verbessert. Der Fahrer kann zwischen drei Einstellungen wählen: „Zahm“, „Aktiv“ und „Temperamentvoll“, wobei bereits zahm ziemlich sportlich ist, und temperamentvoll hält schließlich, was es verspricht, geht aber leider auf Kosten der Reichweite.
Als Reichweite versprechen die Ford-Verantwortlichen Werte zwischen 440 Kilometern und 610 Kilometern, der jeweiligen Batteriegröße entsprechend, und die Ladezeiten schwanken zwischen 45 Minuten von null auf 80 Prozent am Schnelllader oder 4:45 Stunden an der Wallbox.
Der Mustang Mach-E kommt im ersten Quartal des nächsten Jahres auf den Markt. Er ist der Auftakt zu 18 weiteren Ford-Elektromodellen, die in den kommenden zwölf Monaten folgen werden. Für Zeitgenossen, die einen Mustang mit noch mehr Leistung benötigen, bringen die Ford-Entwickler gegen Ende 2021 den GTE mit 465 PS auf den Markt. (ampnet/ww)
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