Sonntag, 22. Mai 2016 Die beliebtesten Autos der US-Präsidenten
Bill Clinton und sein Ford Mustang Cabrio von 1976. Foto:Ford
Die amerikanische Oldtimer-Website "ClassicCars.com" aus Phoenix/Arizona riet angesichts des laufen Vorwahlkampfs in den USA die kürzlich ihren Followern: „Konzentriert Euch auf das, was bei Präsidenten wirklich zählt - die Liebe zu ihrem Privatwagen nämlich." Jetzt fragten die Oldtimer-Experten ihre Leser nach den Top Ten unter den präsidialen Lieblingsautos. Das Ergebnis ist ein Querschnitt durch den American Way of Drive. Noch bevor Franklin D. Roosevelt seine, für US-Verhältnisse einmalig lange, über zwölfjährige Präsidentschaft antrat, pflegte der Spross einer wohlhabenden Familie aus dem US-Bundestaat New York seine Liebe zu einem standesgemäßen Fortbewegungsmittel. Für seine zweite Amtszeit als Gouverneur von New York legte er sich 1932 mitten in der Weltwirtschaftskrise einen Packard Phaeton mit zwölf Zylindern, 7,3 Liter Hubraum und 118 kW / 160 PS zu. Roosevelt gehört neben George Washington und Abraham Lincoln zu den drei bedeutendsten US-Präsidenten.
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Dicht dahinter auf Platz zwei mit 20 Prozent kam der Wagen des Republikaners Herbert Hoover, dem Vorgänger des Demokraten Roosevelt. Dessen Amtszeit war durch den Schwarzen Freitag 1929 und die große Depression gekennzeichnet, so dass er nicht nur der bis dahin unbeliebteste Chef im Weißen Haus war, der in dieser Hinsicht erst knapp ein halbes Jahrhundert später von einem anderen abgelöst werden sollte. Außerdem musste sein Name als Bezeichnung für die Elendsviertel der US-Städte zu jener Zeit herhalten: Hooverville. Sein Auto, ein Cadillac V16 aus dem Jahr 1932, dagegen war alles andere als ärmlich. Der weltweit erste Serien-Pkw mit einem Sechzehnzylindermotor bot wie das Fahrzeug seines Nachfolgers Platz für sieben Passagiere, leistete 136 kW / 185 PS und wurde in 50 verschiedenen Karosserievarianten angeboten. Das Auto kam 2007 für knapp 88 000 Dollar unter den Hammer eines Auktionators.. Auf dem dritten Platz der Wahl mit 17 Prozent aller Stimmen landete der Wagen von John F. Kennedy, ein Ford Thunderbird aus dem Jahr 1961, den er sich zwei Jahre vor seinem Tod in Dallas gegönnt hatte. Der Thunderbird erhielt für 1961 eine neue Karosserie in rundlichem Design, die etwas länger, breiter und schwerer als die der Vorgängermodelle war. Ab diesem Modelljahr zählten Automatikgetriebe, Servolenkung und Bremskraftverstärker zur Serienausstattung. Der V8-Motor war 6,4 Liter groß und leistete bis zu 294 kW / 400 PS. Kennedy muss das Auto sehr geschätzt haben, denn er nahm mit dem offenen Cabrio nach dem Amtseid in Washington zusammen mit seiner Frau Jacqueline an der Inaugurations-Parade am bitterkalten 20. Januar 1961 teil. Bill Clinton auf Platz vier mit seinem Ford Mustang von 1976, von dem er sich schweren Herzens trennen musste als er seinen Amtssitz als Gouverneur in Little Rock/Arkansas mit dem im Weißen Haus in Washington tauschen musste. Als Reaktion auf die Kritik an der übertriebenen Größe des Vorgängermodells war diese auf dem Ford Pinto basierende Modellreihe im Herbst 1973 auf den Markt gekommen. In der Auto-Präsidenten-Wahl erhielt Clintons Lieblingswagen zehn Prozent. George W. Bush bekam seinen Triumph TR-4 angeblich zum Abschluss seines Studiums an der Yale-Universität in New Haven, Connecticut, das er 1968 als Bachelor in Geschichte abgeschlossen hatte. Das Auto mit einer von dem italienischen Automobildesigner Giovanni Michelotti entworfenen Karosserie wurde 1961 vorgestellt, beschleunigte in zwölf Sekunden von null auf 100 km/h und erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von 174 km/h. Für das Fahrzeug stimmten neun Prozent der ClassicCars-Leser. Richard Nixon hielt vor seiner Ernennung zum Vizepräsidenten 1952 seine berühmte im Fernsehen ausgestrahlte „Checkers-Rede", um sich gegen Bestechungsvorwürfe zu wehren. In ihr erzählte er tränenreich von seiner Kindheit in Armut, von seiner Frau Pat, die keinen Pelzmantel trage, und dem Cockerspaniel Checkers. Der sei das einzige Geschenk gewesen, das er je angenommen habe. Mit ihm auf dem Bildschirm zu sehen waren seine Frau und ein traurig dreinblickender Hund. Sein Oldsmobile 98 sollte ebenfalls auf seine Seriosität hinweisen. Er galt zu jener Zeit in den USA als „Jedermann-Auto". Sieben Prozent der Leserstimmen gab es dafür. Lyndon B. Johnson galt zu Lebzeiten als „True Car Guy" wie Amerikaner einen Autofreak nennen. Er besaß Dutzende von Fahrzeugen, doch eins aus Deutschland war ihm besonders ans Herz gewachsen: der Amphicar. Von den zwischen 1960 und 1963 hergestellten 3878 Schwimmwagen gingen genau 3046 in die USA, wo sie damals doppelt so teuer waren wie ein VW Käfer – fast eine Unverschämtheit für ein Sportwägelchen mit 1,2-Liter-Motor und 28 kW / 38 PS.
Bleibt zu hoffen, dass der nächste Präsidenten-Privatwagen weder ein 2003er Mercedes-Benz SLR McLaren noch ein 1950er Rolls-Royce Silver Cloud oder 1997er Lamborghini Diablo VT ist. Diese Fahrzeuge stehen in der Garage von Donald Trump. (ampnet/hrr)
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