Die hohe Schule des Modellbaus ist im Falle der Ford-Renner eine internationale Co-Produktion. Der englische Designer, der dänische Klötzchen-Konzern, der amerikanische Autobauer und eine deutsche Spezialwerkstatt haben die Ausstellungsstücke gemeinsam Realität werden lassen. Die Montage fand im brandenburgischen Ort Niemegk statt. Das dortige Modellbau-Unternehmen Design-in Stein hat bereits eine gewisse Routine im Umbau mit Sportwagen. Vergangenes Jahr entstand dort ein halber Porsche 911 im Format 1:1. Der stand jedoch auf echten Felgen und Rädern, der Länge nach geteilt bestand er aus einer halben Original-Karosserie und 50 Prozent Lego-Nachbildung. Bei den beiden Ford-Modellen war die Konstruktion deshalb schwieriger, weil auch das Fahrwerk nur aus Lego-Steinen geformt werden sollte. „Die besondere Herausforderung ist, nur Steine zu verwenden, die aus dem Lego-Baukasten stammen“, erklärt Craig Callum, „Spezialanfertigungen für solche Schaustücke gibt es nicht.“ Nur wenn es einmal gar nicht passen will, so offenbarte zuletzt einer der beteiligten Modellbauer, müsse „mit der Zange korrigiert“ werden. Craig Callum hat in seiner beruflichen Karriere kindlichen Spieltrieb und professionelle Ausbildung in seltene Harmonie gebracht. Er habe schon als Junge immer wieder Autos mit seinen Lego-Steinchen gebaut, beteuert der 32-Jährige. Der Designer-Beruf war ihm wahrscheinlich in die Wiege gelegt, denn er ist weitläufig verwandt mit dem Ford-Designer Moray Callum und dem Jaguar-Chefzeichner Ian Callum. Eine von Craigs beruflichen Stationen war die Styling-Abteilung von Renault-Lastwagen. Für die Serie „Speed Champions“ entstanden in seinem Lego-Team inzwischen Bausätze für McLaren- und Ferrari-Modelle, Chevrolet-, Audi- und Ford-Typen. „Unser Leben spielt sich in Noppen ab“, witzelt Axel Al-Rubaie, der zusammen mit seinem Geschäftspartner René Hoffmeister die Modellbaufirma Design-in-Stein in Niemegk betreibt. „Noppen“ sind unter Lego-Bastlern eine international anerkannte Maßeinheit für die Baulänge eines Modells. In zusammen neun Wochen Arbeitszeit und unter Zuhilfenahme von mehr als 90 000 Lego-Klötzchen haben die beiden und ihre Mitarbeiter den Ford GT 40 des Jahrgangs 1966 und den GT von 2016 nachgebildet. „Für die innere Struktur haben wir ein Gitter-System entwickelt“, erklärt Al-Rubaie, „das die Steine trägt.“ Insgesamt 109 Lagen sind es beim Modell des modernen GT letztlich geworden. „Rund bauen ist immer viel schwieriger als eckig“, meint der Inhaber der einzigen von Lego zertifizierten Modellbau-Werkstatt Deutschlands im Hinblick auf Felgen und Räder.
Rund einen Zentner bringt der GT 40 auf die Waage, das Modell des neueren Autos ist größer und wiegt deshalb mehr als 80 Kilogramm. Mit dem Ford-Rennstall werden die Lego-Autos auf Tournee gehen, bei Motorsport-Events und anderen Gelegenheiten herumgereicht. Das Auftragsvolumen will die Werkstatt nicht genau beziffern, aber wer einen mittleren fünfstelligen Betrag annimmt, dürfte einigermaßen richtig liegen. (ampnet/afb)
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