Bei kompakten Sportlern setzen immer mehr Hersteller auf zwangsbeatmete Vierzylinder-Aggregate mit zwei Liter Hubraum. Anders der Ford Focus ST, sein aus dem Volvo S40 T5 und V50 T5 bekannte Turbomotor verfügt über fünf Zylinder und 2,5 Liter Hubraum. Modifiziert leistet das Triebwerk 225 PS. Damit fährt dieser Ford seine Konkurrenz (Opel Astra OPC, Renault Megane Sport und VW Golf GTI) zwar nicht in Grund und Boden - aber überraschend geschmeidig. Der Grund hierzu liegt im Drehmomentverlauf. Und so zeigt der Ford bereits vom Start weg seine Angriffslust. Ein Turboloch, also das verzögerte Ansprechen des Laders bei niedrigem Abgasdruck, ist kaum wahrnehmbar. Ab etwa 2000 Touren wird der Ladedruck spürbar aufgebaut. Zunächst zeigt die Ladedruckanzeige 0,3 und dann sogleich 0,65 bar an. Von 1600 bis 4000 U/min steht das Maximaldrehmoment von 320 Nm bereit. Angesichts dessen was noch kommt, wirkt dieser Zuwachs von Ladedruck und Vorwärtsdrang fast noch verhalten. Schon bei 3000 Touren ist der Wirbelsturm voll entfesselt. Wer schnell genug in den zweiten Gang wechselt, schafft den 100-km/h-Sprint in 6,8 Sekunden. 6,1 Sekunden vergehen laut Hersteller im vierten Gang von 50 auf 100 km/h. Trotz dieser Fahrleistungen lassen sich zivile Verbrauchswerte um knapp zehn Liter (Norm: 9,3) auf 100 Kilometer erzielen. Fünfzylinder-Motoren bieten wegen der nicht ganz ausgeglichenen Massenkräfte der Zylinder nicht die gleiche Laufruhe wie Vierzylinder. So klingt der Focus ST kernig und leicht rau – dies bietet aber einmalig sportlichen Charme. Bis 6500 Touren wirkt der Motor unangestrengt, wer nicht rechtzeitig hochschaltet, für den endet die Beschleunigungsorgie relativ sanft im Begrenzer. Die sechs Gänge flutschen leicht, selbst wer die maximal möglichen 241 km/h anpeilt, wird sich über das gutmütige Fahrverhalten wundern. Das extraharte Fahrwerk eines Supersportlers ist dem derzeit stärksten Focus fremd. Selbst über Fahrbahnunebenheiten geht es mit dem Frontriebler noch recht geschmeidig. Für Kurvenspass sorgt eine direkter abgestimmte elektrohydraulische Servolenkung, ein später eingreifendes ESP sowie das tiefergelegte Fahrwerk. Im Aussendesign unterscheidet sich der ST von den normalen Modellen durch etliche Designelemente. Dazu gehören eine auffälliges Rundumspoiler-Paket (ein grosses Dachspoiler kostet 400 Fr. Aufpreis), zwei grosse Auspuffendrohre und 18-Zoll grosse Felgen in den ausgestellten Radhäusern. Die Innenraumgestaltung wirkt bei der Materialauswahl hochwertig, die Recaro-Sportsitze gewähren ausgezeichneten Seitenhalt. Die sportiven Instrumente werden durch drei Rundinstrumente für Öltemperatur, Ladedruck und Öldruck im Armaturenbrett ergänzt. Den Fondpassagieren bietet der Focus genug Kopf- und Beinraum. Bei einem Kofferraum-Volumen von 385 bis 1247 Litern lässt sich nicht meckern. Zur Serienausstattung der Basisversion gehören unter anderem eine umfangreiche Sicherhaitsaustattung, Zentralverriegelung mit Funkfernbedienung, Klimaanlage und vieles mehr. So gesehen passt der Ford Focus ST hervorragend zu den Ansprüchen ambitionierter Kunden und ist weit mehr als nur ein Geheimtipp.
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