Seit über vier Jahrzehnten sorgt Ford mit der Zusatzbezeichnung RS bei Serienmodellen für einmaliges Rennsport-Feeling abseits der Piste.
Bei neuen Focus RS greift Ford ganz tief in den "Technikkasten" und zaubert neben 350 PS auch einen ausgeklügelten Allradantrieb mit Drift-Modus hervor. Dieser wurde mit Drift-König Ken Block so abgestimmt, dass man mit einem gut kontrollierbaren Übersteuern wie ein "Hoonigan" (ein Hoonigan bewegt sein Auto am Limit ohne andere Verkehrsteilnehmer zu gefährden) Streifen in den Asphalt fräst.
Möglich macht das perfekte "Hoon-Car" der Ford Performance-Allradantrieb mit der dynamischen Drehmomentverteilung "Dynamic Torque Vectoring", die je nach Fahrsituation die Durchzugskraft zwischen den Vorder- und Hinterrädern ausbalanciert. Sie ist wie das Setting der Stossdämpfer und die Kalibrierung der Assistenz-Systeme an ein Betriebsprogramm ("Normal", "Sport", "Track" und "Drift"-Mode) angeschlossen.
Und wie geniesst man die Freude über diese ganz speziellen Details? Ganz einfach, in den Focus RS reinsetzen und den Startknopf drücken.
Der aus dem Mustang entliehene 2,3 Liter Vierzylinder-Turbomotor erwacht mit einem tiefen Bass. Senkt sich der Gasfuss, wird klar, der Sound im Leerlauf war kein unerfülltes Versprechen. Nach 4,7 Sekunden schafft der 1560 Kilogramm schwere RS die Tempo 100-Marke. Möglich wird dieser ungebremste Vortrieb nur, weil der Allradantrieb das bullige Drehmoment von maximal 440 Nm zwischen 2000 bis 4500 Umdrehungen (Overboost-Phase: 470 Nm während 15 Sekunden) dosiert an die Räder weiterreicht.
Aber auch ohne extreme Einstellungen für den sportlichen Einsatz auf abgesperrter Strecke ist der 268 km/h schnelle Focus im Alltag ein Quell der Freude. Der Ford verbindet in vorbildlicher Weise dynamische Qualitäten mit Ausgewogenheit und Balance - kurvige Passagen sind besonders willkommen. Dazu gibt es ein präzises Handling ohne störende Antriebseinflüsse in der Lenkung, die sichere Traktion und kräftig zupackende Bremsen (Scheiben vorne: 350 mm Durchmesser).
Da trifft es sich gut, dass auch die 6-Gang-Schaltung sehr knackig ist und sich dank kurzer Wege im Nu und völlig problemlos bedienen lässt. Zu all dem geht der Gangwechsel mit einem Klangbild einher, das Standing Ovations verdient. Beim lupfen des Gasfusses gibt es ein wahres Feuerwerk an "Auspuff-Bollern".
Entsprechend bewegt ist der im Katalog genannte Durchschnittsverbrauch von 7,7 Liter auch mit dem gut funktionierenden Start-Stopp-System im Focus RS nicht zu erreichen. Wer es gern zügig angeht, muss mindestens 10 Liter einkalkulieren. Mit dem 53-Liter-Tank schrumpft so der Aktionsradius auf rund 450 bis 500 Kilometer.
Betreffend dem Auftritt muss man nicht unbedingt ein Detail-Kenner sein, um den RS vom normalen Focus zu unterscheiden. Dezenter und ohne Spurverbreiterung wie beim Vorgänger bieten auch die Radhäuser wieder 19-Zoll-Felgen mit 235er-Serienbereifung Platz. Weitere Merkmale sind die tiefergezogenen Front- und Heckschürzen, zwei Auspuffendrohre im gross dimensionierten Venturi-Diffusor und oberhalb des Heckfensters befindet sich ein schwarz lackierter Heckspoiler, der die lange Tradition der RS-Modelle betont.
Im wertigen Cockpit sitzt man perfekt im Recaro-Schalensitz, das griffige 3-Speichen-Lenkrad liegt gut in der Hand und alle Instrumente mit unter anderem einer Ladedruckanzeige oberhalb der Mittelkonsole sind im Blickfeld. Abstriche müssen einzig aufgrund des Allradantriebs beim Kofferraum gemacht werden, dieser bietet mit 237 Liter Ladevolumen dennoch ausreichend Platz für den Wocheneinkauf.
Der Spieltrieb kommt also im neuen Focus RS keineswegs zu kurz. Trotz seiner konsequenten Sportlichkeit ist der Ford auch ein zuverlässiger Begleiter. Mit einem Grundpreis von 49'300 Fr. ist er im Vergleich zum Vorgänger deutlich günstiger und bleibt somit ein erschwinglicher Sportwagen für den Alltag, den nicht jeder hat. atn/war
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