Nun haben beim 124 Spider Fiat und Mazda zueinander gefunden. Und diesmal alles richtig gemacht. Gestartet war die Kooperation ursprünglich mit dem Ziel, Alfa Romeo mit einem neuen Spider zu versorgen. Nach dem Ausstieg von Alfa sprang Fiat auf. Der größte italienische Autobauer hat bei offenen Zweisitzern eine lange Tradition zu verteidigen. Der erste 124 begeisterte mit seiner bildhübschen zeitlosen Form, sportlichen Fahreigenschaften trotz 44 kW / 60 PS und einem leistungsgerechten Antrieb. Wenn auch die Begriffe „Kult“ und „Legende“ in Verbindung mit Automobilen so strapaziert sind, wie Nerven und Geduld regelmäßiger Kunden der Deutschen Bahn AG, so darf sich doch der 124 ohne Wenn und Aber mit beiden Bezeichnungen schmücken. Kein Wunder, dass er bis 1985 in Produktion blieb. Immerhin zehn Jahre währte die Karriere des Nachfolgers Barchetta von 1995 bis 2005. Nun schlägt der neue 124 Spider ein weiteres Kapitel in Fiats Cabrio-Historie auf. Die enge Verwandtschaft zum MX-5, der es seit 1989 zur die nunmehr vierte Generation gebracht hat und mit knapp einer Million Einheiten der erfolgreichste Roadster aller Zeiten ist, lässt den direkten Vergleich nahe liegen. Doch das würde den beiden Brüder im Geiste und der Plattform nicht gerecht werden. Der Fiat übernimmt ohne Einschränkung, das, was sich bim Mazda bewährt hat. Die kompakte Länge, von 4,05 Meter, den Heckantrieb mit dem längs eingebauten Vierzylinder unter der Fronthaube. Und natürlich das genial einfach zu bedienende Stoff-Verdeck: Riegel über dem Frontscheibenrahmen lösen, Verdeck nach hinten klappen, einrasten lassen, fertig. Eine elektrische Verdeckbetätigung könnte das nur schneller schaffen, wenn sie mit einer höheren Geschwindigkeit arbeiten würde, als der Spider, der maximal 217 km/h schafft. Die Sitze passen wie italienische Maßschuhe. Zumindest bis knapp 1,90 Meter Körpergröße. Doch auch der Lulatsch muss dann nicht mit wirklich gravierenden Einschränkungen beim Komfort leben. Und dank der unveränderten Übernahme darf der Spider-Lenker der knackigen Schaltung mit den kurzen Wegen eines Joysticks aus dem MX-5 einen weiteren Lorbeerkranz winden. Motoren liefert Fiat eigene nach Hiroshima. Einmal einen 1,4-Liter mit 102 kW / 140 PS. Während Mazda auf Sauger vertraut, setzt Fiat auf Turboaufladung. Das passt ausgezeichnet, denn das üppige Drehmoment von 220 Newtonmeter ab 2250/min sorgt für einen sämigen Durchzug und fördert im Flaniermodus eine schaltfaule Fahrweise. Mit der präzisen und direkten Lenkung lässt sich der 1125 Kilo schwere Zweisitzer sportlich und präzise über kurvige Strecke zirkeln. Beim Fahrwerk ist den Entwicklern ein vernünftiger Kompromiss gelungen. Für die sportliche Gangart ist genügend Straffheit vorhanden, fürs Bummel oder die Langstrecke bleibt ausreichend Komfort, um den Spider als rundum alltagstaugliches Auto zu qualifizieren. Mit seinem Design schafft der Spider zudem die notwendige Distanz zum japanischen Bruder. Die Form des Fiat ist eigenständig, zitiert den Ahn von 1966 gekonnt, ohne in einen Retrolock abzugleiten, der bekanntlich eine eher kurze Halbwertszeit besitzt. Im Rücken der Passagiere, quasi in der Verlängerung der Mittelkonsole findet sich ein praktisches Ablagefach. Gut geschützt sind wertvollere Gegenstände in Staufächern hinter den Sitzlehnen. 190 Liter Gepäckraumvolumen verschrecken bekanntlich keinen potentiellen Kunden eines sportlichen Zweisitzers. Der kleine lederne Volant mit dickem belederten Kranz könnte zudem bei der Verstellung neben der vertikalen auch eine in der Tiefe vertragen. Pasta oder Sushi? Wie bei beiden beliebten Spezialitäten der italienischen, beziehungsweise japanischen Küche bleibt die Wahl zwischen 124 Spider und MX-5 am Ende reine Geschmacksache. (tl/ampnet)
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