Die klassische Limousinenform ist hierzulande wenig begehrt. Anderswo ist das anderes, und so hat Fiat in der EMEA-Region (Europa, Mittlerer Osten, Asien) in weniger als einem halben Jahr bereits über 35 000 Tipo verkauft, vor allem in seinem Produktionsland Türkei. Nun folgt der für den deutschen Markt wichtige Fünftürer, im dritten Quartal komplettiert der Kombi das Trio. Mit 13 990 Euro bildet der Viertürer den Einstieg in die neue Modellreihe. Der aus unserer Sicht formal gelungenste Vertreter der Tipo-Familie bringt stolze 520 Liter Kofferraumvolumen mit, das sind bei voller Bestuhlung nur 30 Liter weniger als beim Kombi. Die 440 Liter des Fünftürers gehören ebenfalls zu den Spitzenwerten in der Kompaktklasse, wenngleich für diesen Wert nicht zuletzt die relativ hoch liegende Fensterlinie verantwortlich ist und nach dem Umklappen der Rückenlehnen eine Stufe bleibt. Auch die übrigen Innenraummaße liegen über dem Durchschnitt im Segment. Das gilt besonders für den Fond, wo bis zu 93 Zentimeter Knieraum geboten werden. Lediglich die wegen der Airbags leicht nach innen gewölbten Dachholme schränken die Kopffreiheit größerer Mitfahrer seitlich ein wenig ein. So glänzt der Kombi mit einer maximalen Laderaumlänge von 1,80 Meter. Er punktet auch mit einigen cleveren Details. Der Zwischenboden des Gepäckabteils kann im 40-Grad-Winkel aufgestellt werden, und das Abdeckungsrollo kann ebenfalls auf halbem Wege fixiert sowie im Unterfach verstaut werden. Die Wände der beiden hinteren Seitenfächer können herausgenommen werden, um bei Bedarf den Laderaum an dieser Stelle noch etwas zu verbreitern. Als Antriebe stehen die bekannten Benziner und Turbodiesel mit jeweils 70 kW / 95 PS und 88 kW / 120 PS mit Hubräumen zwischen 1,3 und 1,6 Litern zur Wahl. Ein 81 kW / 110 PS starker Benziner mit Automatik rundet die Antriebspalette im Laufe des Jahres ab. Auch eine spezielle Ecoversion mit einem Normverbrauch von 3,4 Litern je 100 Kilometer ist in Arbeit. Ansonsten liegen die Laborwerte zwischen 3,7 und 6,0 Litern. Uns stand für die erste Ausfahrt nur der größere Diesel zur Verfügung, der aber auf jeden Fall eine Empfehlung ist und mit seiner Effizienzklasse A+ in der ersten Liga spielt. Auch wenn er oben herum etwas zäh wirkt, sorgen die 320 Newtonmeter Drehmoment ab 1750 Umdrehungen für flotten Schub von unten heraus. Der Tipo ist dabei sehr gut gedämmt. Oft drängen sich nur die Abrollgeräusche der Reifen in den Vordergrund. Die Dämpfung ist eher sportlich straff. Die Lenkung arbeitet leichtgängig, aber sehr präzise. Gleiches gilt für den Schalthebel. Angesichts der unterdurchschnittlichen Verkaufspreise kann und will Fiat natürlich nicht gegen die Platzhirsche in der Golf-Klasse konkurrieren. Die Italiener sind aber überzeugt, dem Käufer mit einem Kompakten zum fast schon Kleinwagenpreis einen attraktiven Gegenwert bieten zu können. So gewann der Neue die Auszeichnung „Best Buy Car of Europe 2016“ der „Autobest“-Jury. Das Ambiente ist schlicht, aber nicht schlecht. Die beiden schnörkellosen Rundinstrumente mit dem Bordcomputer dazwischen sind leicht schräg nach vorn geneigt und zeichnen sich durch große Ziffern aus. Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so ausschaut, ist das obere Armaturenbrett unterschäumt. Nur in den hinteren oder unteren Ecken des Innenraums lässt sich sparsamerer Materialeinsatz ertasten.
Auch für die beiden anderen Ausstattungslinien stehen eine Reihe von Zusatzpaketen zur Wahl, mit denen sich das Fahrzeug der nächst höheren Versionen annähert. Dann ist es allerdings nicht mehr ganz so einfach mit der Preisrechnerei. (ampnet/jri)
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