Das soll sich jetzt jedoch ändern, um weiteres Wachstum zu sichern und vor allem vom US-Markt unabhängiger zu werden. Allerdings nicht mit voluminösen Pick-up’s, sondern mit dem zwischen Kompakt- und Mittelklasse angesiedelten Caliber, der zugleich Limousine, Kombi und SUV sein will und dennoch seine Gene keinesfalls verleugnet: Steht die Marke mit dem Widderkopf-Logo doch für markantes maskulines Design, Individualität und Leistungsfähigkeit und unterstreicht dies mit ihrem Slogan: "Alles - nur nicht zahm." Ob das wirklich der durchschlagende Claim für die avisierte Kundschaft in Westeuropa ist, bleibt allerdings abzuwarten. Aber immerhin hat der SUV-Verschnitt in den ersten zehn Monaten dieses Jahres in Deutschland knapp 2000 Käufer gefunden und ist damit fast erfolgreicher als erhofft. Was allerdings wiederum nicht so überrascht, da sich der 4,41 Meter lange Caliber im Alltag als properes Vielzweck-Auto mit recht viel Komfort zum erschwinglichen Preis erweist. Natürlich muss man das Design mit äusserst markanter Optik vor allem im Front- und Heck-Bereich mögen. Und auch im grosszügigen Innenraum geht es mit überwiegend Hartplastik recht rustikal zu. Dennoch entsteht kein unangenehmer Eindruck. Denn alles ist ordentlich verarbeitet, das Cockpit ist funktionell und übersichtlich und die wichtigsten Bedienhebel sind nicht nur ergonomisch günstig angeordnet, sondern erklären sich in ihrer Funktion von selbst. Auf dem straffen Gestühl hat der Fahrer eine gute Rundumsicht und auch seine bis zu vier mitfahrenden Passagiere können über Kopf- und Ellenbogenfreiheit trotz der hinten leicht coupeartigen Karosserieform nicht klagen. Mehr als grosszügig ist auch der Kofferraum ausgefallen, der mit 524 Litern und zusätzlich umlegbarer Rückenlehne (60:40) auch größere Transportprobleme löst. In die Rubrik "American Style" fällt der voluminöse Kühlschrank im Handschuhfach und die bei geöffneter Hecktür herausklappbaren Lautsprecher, die für einen entsprechenden Sound auch ausserhalb des Wagens sorgen. Schaden tun solche Extras jedenfalls nicht. Statt der zahlreichen Cupholder wünscht man sich allerdings etwas grössere Ablagen, in die man auch so etwas Nützliches wie einen Atlas verstauen kann. Die grösste positive Überraschung ist allerdings das Fahrverhalten des Caliber. Mit Einzelrad-Aufhängung vorne und hinten, einer recht straffen, aber dennoch komfortablen Federung und einer recht direkten Lenkung lässt sich der Caliber munter und vor allem auch auf kurvenreichen Strecken zügig und problemlos pilotieren. Zumal auch das knackig abgestufte serienmässige Sechsgang-Schaltgetriebe keine Mühe macht Will man doch einmal die physikalischen Gesetze überprüfen, greift ein ESP rechtzeitig ein. Der bei VW eingekaufte 2,0-Liter-Turbodiesel mit 140 PS erwies sich zudem dank seines hohen maximalen Drehmoments von 310 Newtonmeter, das bereits ab 1750 Umdrehungen anliegt, als angenehm durchzugsstark, ohne übermässig viel Sound zu entwickeln. Und es zeigte sich auch bei recht flotter Fahrt durchaus genügsam. Knappe sieben Liter sind ein mehr als akzeptabler Wert. Unterm Strich also ein Auto, das seine Amerikanizismen in erstaunlichen Grenzen hält, durchaus auch ein "Frauentyp" ist und nicht nur mit seinem Preis-Leistungs-Verhältnis überzeugt. Ein Problem ist allerdings noch nicht vollends gelöst: Die verehrte Kundschaft zu einer Probefahrt zu überreden. Denn so "wild", wie die Dodge-Marketingexperten ihn positionieren, ist der Caliber nämlich keineswegs. Sondern ein ganz solides Auto in allerdings etwas ungewöhnlichem Kleid.
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