Von der Seite erinnert der Materia an das Retrodesign des Chrysler PT Cruiser. Auch er wirkt wie Gangsterauto aus den 40-gern - allerdings auf 3.80 Meter Länge verkleinert. Steil ist eines der Stichworte, die bei der Beschreibung des Materia nicht fehlen können. Eine steile Frontscheibe über einer senkrecht aufsteigenden Schnauze und die senkrechten Seitenwände zusammen mit den kurzen Überhängen vorn und hinten bieten erstaunlich viel Raum nach allen Seiten. Auch in der Höhe hat der Materia so viel zu bieten, dass selbst Sitzriesen noch viel Abstand bis zum "Himmel" haben. Selbst hinter den Sitzriesen bleibt erstaunlich viel Platz. Wenn man die Hecksitzbank um 160 Millimeter ganz nach hinten schiebt, überrascht der Fussraum mit Massen, die sonst nur bei viel grösseren Autos üblich sind. Der Kofferraum reicht dann allerdings nur noch für ein bisschen mehr als zwei Pilotenkoffer. Schiebt man die Bank nach vorn, entstehen 294 Liter Laderaumvolumen. Die Heckbank lässt sich im Verhältnis 60:40 oder ganz umklappen. Dann wächst das Ladevolumen bis auf 1000 Liter, und auch Ladungen von mehr als zwei Metern sind möglich. Das klingt, als sei der Materia einer jener Alleskönner, die heute so viele Freunde finden, also das richtige Auto für die junge Familie. Der Materia passt in keine der bestehenden Fahrzeugkategorien. Er bildet - wie der Smart - eine Klasse für sich. Seine Käufer werden allerdings jünger sein; denn der Materia ist das in Blech gepresste Bekenntnis zu rebellischer jugendlicher Extravaganz. Sachlich gesehen ist der Materia aber auch nicht mehr als ein kleines Auto von nur wenig mehr als einer Tonne Leergewicht. Er wird mit drei Motoren angeboten. Ab Frühjahr 2007 zunächst als Materia 1.5 mit einem Vierzylinder Benziner mit 138 PS Leistung und einem maximalen Drehmoment von 132 Newtonmeter (Nm) bei 4400 Umdrehungen pro Minute. Das reicht für eine Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 11,5 Sekunden und mit dem serienmässigen Fünfgang-Getriebe für eine Höchstgeschwindigkeit von 170 km/h. Später soll noch ein Materia 1.3 und der Materia 1.5 Eco 4WD mit Allradantrieb folgen. Für den Materia 1.5 muss man in Deutschland 15'490 Euro bezahlen. Das ist kein Schnäppchen Aber angesichts der kompletten Ausstattung mit Klimaanlage, Zentralverriegelung mit Fernbedienung, CD-Radio mit MP3-Funktion, Nebelscheinwerfern, elektrischen Fensterhebern vorn und hinten und den 15-Zoll-Leichtmetallfelgen angemessen. Daihatsu wird sein Ziel sicher erreichen, vom Materia ab Frühjahr 2007 rund 2000 Stück in Deutschland zu verkaufen. Den 1.3 für 14'490 Euro oder den Allrad für 16'40 Euro empfiehlt Auto-Reporter weniger, weil sie sich nicht mit dem Elektronischen Stabilitäts-Programm (ESP) kombinieren lassen. Die Frage nach dem Luftwiderstandsbeiwert konnte jetzt bei der Präsentation des Fahrzeugs im verregneten Turin niemand beantworten. Dem Materia-Käufer wäre auch ein hoher Wert vermutlich einerlei; denn der Materia fällt auch wie ein Skinhead mit Irokesen-Putz im Opernhaus auf. Doch offenbar haben Aerodynamiker dennoch Hand an die Karosserie gelegt; denn die Windgeräusche bleiben niedrig und der Verbrauch hält sich mit dem vom Werk angegebenen Durchschnittswert von 7,2 Litern Normalbenzin in erträglichen Grenzen. Bleibt noch die Frage: Wie fährt er sich denn? Die Schaltung könnte sich etwas glatter bewegen lassen, die Lenkung dürfte ruhig ein bisschen direkter sein, die Federung ist in Ordnung, sein Fahrwerk bereitet auch keine Sorgen, die das ESP nicht wettmachen könnte, die Bedienung ist einfach, die Instrumente der zentral angebrachten Armaturen sind gut ablesbar, man sitzt schön hoch und auch als Grosser einigermaßen gut. Aber wen interessiert das schon angesichts der emotionalen Qualitäten dieses Autos.
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