Das Modellprogramm bei Ford ist klar und übersichtlich.
Doch es gibt einen Ausreisser in der Focus-Baureihe, eine Variante, die ganz anders ausgelegt ist: Der Focus ST X.
Obwohl eher unauffällig - die Karosserie beim Spitzenmodell der vierten Focus-Generation ist mit geschärftem Profil weiterhin kompakt und praktisch - steht als Ergebnis ein Auto bereit, das nicht mehr zur normalen Alltagsware gehört.
Beeindruckt hat uns dabei erst einmal die an der Front weit aufgerissenen Lufteinlässe, der üppig dimensionierte Heckspoiler sowie die formschönen 19-Zoll-Alufelgen.
All das macht aber noch nicht die gesteigerten Qualitäten des stärksten Ford Focus aus - mitunter entscheidend für den sportiven Charakter sind die fahrdynamischen Eigenschaften.
Dazu trägt eindrücklich der Vierzylinder-Eco-Boost-Turbobenziner mit seiner kernigen Kraftentfaltung bei. Er mobilisiert 280 PS aus 2,3 Liter Hubraum und sorgt mit maximal 415 Nm Drehmoment bei 3000 Umdrehungen für eine souveräne Schubkraft in allen Lebenslagen.
Entscheidend für die überzeugende Gesamt-Perfomance ist natürlich neben dem ST-Sportfahrwerk (1300 Fr.) mit interaktivem Fahrwerksytem und elektronischer Dämpferreglung vor allem das an das elektronische Stabilitätsprogramm gekoppelte Torque Vectoring. Letzteres regelt das Drehmoment an den Vorderrädern und veranlasst zudem radselektive Bremseingriffe. Zusammen mit der kürzer übersetzten elektromechanischen Lenkung steigert dies die Agilität deutlich - insbesondere in Kurven.
Viel respektable Ingenieurskunst wird also im Focus ST X geboten. Doch nun wollen wir wissen, ob die Zahlen und Fakten halten, was Ford verspricht. Wir nehmen Platz auf den perfekt konturierten Sportsitzen die einen Hauch von Rennwagenatmosphäre vermitteln und erfreuen uns im wertig verarbeiteten Interieur erst einmal am übersichtlichen Armaturenbrett. Auch der Focus ST X ist digitalisiert, vernetzt und intuitiv bedienbar. So gehören analoge Instrumente der Vergangenheit an. Das Platzangebot entspricht der Ausgangsbasis und geht im Alltag mehr als in Ordnung, auch 392 Liter Volumen für den Kofferraum.
Emotionen schon beim Starten!
Wer es etwas martialisch krachen lassen will, wechselt gleich im griffigen Lenkrad in den Sport-Modus. Die Wahl von Sport verändert neben der Grafik der Instrumente auch die Gasannahme, den Motorsound sowie die Regelung der Stabilitätssysteme.
Und das hat es in sich!
Geboten wird mit dem spontanen Ansprechverhalten des Turbomotors ein überaus agiles Fahrverhalten mit einer unvergleichlich mitreissenden Kurvenfreude - besonders enge Radius auf Strassen erhöhen den Spass deutlich. Ein beherzter Druck auf das Gaspedal genügt und die Siebengang-Automatik - die Funktion eines Schalthebels übernimmt ein runder Wählhebel - legt ihre zackigsten Stufen ein und dreht die Gänge entsprechend rauf und runter. Perfekt agieren dazu die Bremsen mit satter Verzögerung oder sämtlich aktuell verfügbaren Elektronik-Finessen für die Sicherheit. Dies vermittelt ein äusserst intensives Fahrgefühl, das ganz klar auf eines ausgelegt ist: Extrem viel Spass hinterm Lenkrad!
Aber genug der Emotionen, hier kommen die Fakten: Der Spurt von 0 auf 100 km/h wird in 5,7 Sekunden erledigt, auf unbegrenzten Autobahn-Abschnitten schafft der 1,54 Tonnen schwere Focus ST X locker Tempo 250.
Dass man dazu orchestriert vom herrlichen Sound des Motors und der zweiflutigen Sport-Abgasanlage nicht mit dem angegebenen Normverbrauch von 8,2 Liter auf 100 Kilometer auskommt, ist absolut verzeichlich.
Fazit: Für mindestens 51'200 Franken bietet Ford mit dem Focus ST X eine Sportvariante an, die motor- und fahrwerksseitig keine Wünsche offen lässt. Wer Lust auf mehr hat, sollte unbedingt über das optional erhältliche Track Pack (3500 Fr.) mit unter anderem Gewindefahrwerk von KW Automotive und Brembo-Bremsen nachdenken. Damit lässt sich das Ansprechverhalten des Fahrzeugs für die Nutzung auf Rundstrecken zusätzlich optimieren. atn/war
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