1934 führte Citroën als erster französischer Hersteller die selbsttragende Karosserie ein und – bemerkenswerter noch – auch „Traction Avant,“ den revolutionären Frontantrieb, gab es zuerst bei Citroën. Wie kein anderes Modell hat den erhabenen Stellenwert extravaganten Designs die avantgardistische automobile Schönheit DS 19 unterstrichen; es ist gleichzeitig das erste Modell mit hydropneumatischer Federung.
Es lebe der Gegensatz! Auf ganz andere Weise sprach für die Kreativität der Marke das durch und durch puristische Kleinwagen-Konzept „2 CV“, die legendäre „Ente“. Auch sie war Beweis dafür, dass die Marke Citroën immer wieder für Originalität stand, auch wenn die eine oder andere Lösung – etwa der „Lupentacho“ à la CX und GS – eher weniger Beifall einbrachte.
Die Geschichte des Unternehmens führte aber auch in Zeiten, in denen Citroën – mittlerweile unter gemeinsamem PSA-Dach mit Peugeot – die eigenen Ideen auszugehen drohten. Aufkommendes emotionsarmes Design ließ den Schluss zu, dass es möglicherweise nicht allein wirtschaftliche Zwänge waren, die plötzlich keinen Spielraum mehr für eigenständige Citroën-Entwürfe hergaben. Vermutlich diktierten auch personelle Wechsel an der Führungsspitze des Unternehmens Entwicklungsrichtungen, die die Marke nicht unbedingt voranbrachten.
Mitte der Neunzigerjahre passierte es: Konkurrent Renault war mit einem gänzlich neuen Konzept, dem Renault Espace, auf Erfolgskurs, während Citroën mit dem ZX ein emotionsarmes Gefährt an den Start brachte, das so gar nichts mehr von dem hatte, was die Marke bislang auszeichnete. Die kümmerliche Design-Diät sollte geraume Zeit anhalten.
Doch letztlich kriegte Citroën wieder die Kurve. Neuerscheinungen ab dem Jahr 2000 und die aktuellen C-Modelle unterstreichen den festen Willen, an den traditionellen Tugenden der Marke festhalten zu wollen. Man fand zum Design-Anspruch zurück und – hat verdienten Erfolg. Jüngstes Beweisstück: der Citroën C3. Vom ihm, dem Bestseller, wurden bislang mehr als zwei Millionen Exemplare verkauft. Nun gibt es eine Neuauflage, die sich wieder mit Wettbewerbern wie Clio, Corsa, Fiesta, 207 oder Grande Punto anlegt.
Der neue C3 mit seinen „perfektionierten Außenmaßen“ sei eine Entscheidung „gegen den Trend zu immer größeren Autos“. Festgehalten wissen will Citroën, dass der Marktanteil der „großen Kleinwagen“, das B-Segment, in dem der neue C3 angesiedelt ist, kontinuierlich wachse. Sicher, der C3 ist einer unter vielen, aber einer, der es versteht, Charme zu entwickeln. Citroën verspricht „ein Erlebnis für alle Sinne“: Hochgestapelt? – Solchen Vorwurf lässt fallen, wer das Auto hinterm Lenkrad erlebt. Konservatives scheint passé zu sein. Allerdings dürfte die Designer bei Citroën länger beschäftigt haben, wie man einen erklärten Bestseller neu erfindet. Einmal mehr gelang das vor allem dank einer bewährten Zutat: Dem Design, das auch so manchem Detail emotionale Ausstrahlung verschaffte.
Weil der neue C3 erwachsener, athletischer und dynamischer geworden sei, argumentiert Citroën, habe das Auto das Zeug zu einem Familienwagen, der auch von Männern akzeptiert werde. Nicht von allen! Männlich orientierten ultimativen Kick bescheren doch wohl eher andere automobile Konzepte. Einen C3 sollte das kaltlassen. Bleibt ihm doch genug interessierte Kundschaft, wenn schon nach seiner ersten Umrundung und einem Blick ins wohnliche Gehäuse vermutlich öfter das Urteil fallen dürfte: Gewinnertyp!
Citroëns Ehrgeiz, mit der Neuauflage des C3 zu unterstreichen, dass seine Qualitäten auch eine kleine Familie glücklich machen können, dürfte sich auszahlen. Bei PSA wird ein Dreizylinder-Ottomotor entwickelt, der 2012 seinen ersten Auftritt im C3 haben soll. Schon im Laufe kommenden Jahres wird neben dem Stop&Start-System der zweiten Generation auch ein automatisiertes Fünf- bzw. Sechsganggetriebe verfügbar sein. (automobilreport.com/ar/Wolfram Riedel)
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