Freitag, 10. Dezember 2010 Citroën DS3 HDi 90 FAP: Kesser Winkelzug
Foto: Citroen/auto-reporter.net
Sogar das Markenzeichen, Citroëns Doppelwinkel, an der Heckklappe des Testwagens will offenbar darauf aufmerksam machen, dass etwas passiert ist. Jeder der beiden chromblitzenden Winkel, traditionell in gewohnter Eintracht eng beieinander, löst sich erstmalig aus dem brüderlichen Verbund und formt nun jeweils einen Buchstaben; der eine ein D, der andere ein S. Dazu gesellte sich eine Drei – DS3. Kesser Winkelzug der Designer. Auf originelle Weise tut Citroën kund, welchen Weg das Design der Marke in Erinnerung an die legendären DS-Modelle einschlagen will. Nicht das Design der Fünfzigerjahre an sich, wohl aber die Rückbesinnung auf dessen Originalität war offensichtlich Motivation bei der Gestaltung dieses kompakten Autos, das es darauf anlegt, Emotionen zu wecken, die zur Marke Citroën von Anfang an gehörten. Dem Vernehmen nach soll dem DS3 eine ganze Modellpalette folgen und das Hauptprogramm der Marke ergänzen.
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Ausstattung und Technik eines DS3 machen einem Auto dieser Größenordnung Ehre. Beim Testfahrzeug sorgten dafür selbstverständlich sechs Airbags, dazu Bordcomputer, Geschwindigkeitsregler/-begrenzer, elektrisch verstellbare Außenspiegel, Lederlenkrad inklusive Fernbedienung fürs Radio (CD/ MP3), Klimaanlage, getönte hintere Seitenscheiben plus Heckscheibe, LED-Tagfahrlicht und schließlich Ambientebeleuchtung. ESP gehört natürlich auch dazu.
Beim Entwurf des DS3 wurde viel für dessen optische Aufwertung getan. Die zweifarbige Karosserie und diverse Dekoreinsätze verschaffen dem Auto eine gefällige Ausstrahlung. Ein DS3 hebt sich von Seinesgleichen im Segment ab, ohne darauf aus zu sein, mit extremen Designübungen aus der Rolle zu fallen. Das trifft auch fürs anspruchsvolle Innenleben zu. Dem Cockpit verschafft vor allem der Kontrast zwischen schwarzem und weißem Klavierlack und reichlich Chromglanz eine feine Note. Auch Ledersitze und Lederlenkrad schmeicheln dem Ambiente. Spontan kommt das Urteil „edel“ über die Lippen. Anteil daran hat auch die tadellose Verarbeitung verwendeter Materialien.
Bei der Wahl der Motorisierung für einen DS3 ist eigentlich nichts falsch zu machen. Gediegene Benzin-Triebwerke bieten 95, 120 oder 150 PS an, die Diesel 92 und 110 PS. Den mittleren Benziner gibt es auch mit einer 4-Gang-Automatik, und als besonders sparsamer Selbstzünder kann der HDi 90 FAP 99 g gewählt werden, der – wie die Bezeichnung sagt – laut Neuem Europäischen Fahrzyklus (NEFZ) nur 99 Gramm CO2 pro Kilometer ausstößt, was einem durchschnittlichen Kraftstoffverbrauch von lediglich 3,8 l/100 km entspricht. Der Testwagen lebte vom Temperament eines 92-PS-Diesels, das ein Common-Rail-Turbo-Vierzylinder von 1.560 Kubikzentimeter Hubraum erarbeitet. Sein maximales Drehmoment (230 Nm) stellt entsprechende Angebote der Benziner in den Schatten. Nur der 150 PS starke Anführer der Otto-Fraktion überbietet die Diesel-Riege mit 240 Nm.
Laut Motorpass setzt beim 92-PS-Selbstzünder die dieseltypische Durchzugskraft bei 1.750 U/min ein. Deutlich spürbar wird das einsetzende Drehmoment aber erst ab 2.000 U/min. Für die Fahrpraxis bedeutet das: Die Gänge 5 und auch 4 haben im Wechselspiel innerstädtischer Geschwindigkeiten weitgehend Pause, mangelt es ihnen bei Drehzahlen unter 2.000 U/min doch an Zugkraft. Weist der Zeiger des Drehzahlmessers auf 2.000 Umdrehungen, beschert der vierte Gang bereits Tempo 75, im fünften gar schon Tempo 95. Die Übersetzung wurde so angelegt, dass in üblicherweise bevorzugten Geschwindigkeitsbereichen hohe Motordrehzahlen vermieden werden. Das spart Kraftstoff. Wer sportlich unterwegs sein will, das Fahrwerk hat der DS3 dazu, muss das entsprechende motorische Temperament über zielführenden Gangwechsel und höhere Drehzahlen gewinnen. Das Fünfganggetriebe hilft dabei, es lässt sich leicht schalten.
Der Testwagen begnügte sich nicht mit dem „amtlichen“ Durchschnittsverbrauch“ (4,1 Liter). Mit rund fünf Litern ließ sich jedoch auskommen. Bei voller Fahrt auf der Autobahn liefen bei entsprechend hohem Dauertempo auch schon mal sieben bis acht Liter Diesel durch. 170 km/h lassen sich zügig erreichen, die Höchstgeschwindigkeit von 180 km/h muss nach und nach „erarbeitet“ werden.
Der DS3 scheint beweisen zu wollen, dass Citroën, eigentlich Wiege beeindruckend sanfter innovativer Fahrwerke, auch anders kann. Nicht abgefärbt auf den DS3 hat die verwöhnende Federung etwa einer Hydropneumatik à la Citroën DS oder eines modernen Hydractive-Fahrwerks à la C6. Seine eher steife Federung und die direkte Lenkung sind den Liebhabern temperamentvoller Kurvenhatz aber sehr willkommen, und solange die Fahrbahn ohne Makel ist, hat niemand Grund zu nörgeln.
Dank vielseitiger zahlreicher Ausstattungsoptionen kann sich das Auto so präsentieren, dass kaum Wünsche offen bleiben. (Auto-Reporter.Net/Wolfram Riedel)
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