Montag, 8. November 2010 Citroën C5 Tourer HDI 240: Schwebeklasse
Unverkennbar: ein Citroën ... Foto: S. Riedel/Auto-Reporter.NET
Geht es um eine technische Citroën-Besonderheit, dann ist wohl zuerst die Rede von der hydropneumatischen Federung oder, wie es bei der Marke heißt, vom „hydraktiven Fahrwerk“. Diesem besonderen Unterbau hält Citroën seit Jahrzehnten bei Spitzenmodellen die Treue. Dass fortwährend an der Optimierung des elektronisch gesteuerten Systems gearbeitet wird, macht die aktuelle Version mit der Bezeichnung „Hydractiv III+“ deutlich. Die Federung passt sich automatisch dem individuellen Fahrstil und dem Straßenprofil an. Mit einfachem Tastendruck lässt sich das Fahrwerk aber von vornherein „weich“ oder „straff“ abstimmen (Normal/Sport). Immer gleich bleibt, unabhängig von der Beladung, die Bodenfreiheit des Autos. In besonderen Situationen, etwa zum leichteren Beladen oder bei anstehendem Radwechsel, genügt ein Tastendruck, um die Karosserie abzusenken oder in Hochstellung zu bringen.
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Einen C5 Tourer federt das „Hydractiv III3+ Fahrwerk“ nicht schlechthin ab, sein Aufbau scheint irgendwie zu schweben. (Anmerkung: Es gibt den C5 auf Wunsch auch mit konventionellem Fahrwerk.) Überzeugen kann das komfortbetonte „hydraktive“ Fahrwerk davon, dass es stets sicheren Fahrbahnkontakt herstellt. Geht es betont temperamentvoll zur Sache, etwa auch flott durch Kurven, versteift sich die Federung augenblicklich. Dynamischerer Fortbewegung kommt die spezielle „SPORT“-Einstellung entgegen, die sich mit einfachem Tastendruck auch in Fahrt wählen lässt.
Mit der komfortablen Gangart (einst hieß es in der Citroën-Werbung: „Fahren wie Gott in Frankreich“) ist es nur in solchen Momenten vorbei, in denen markant Kantiges überrollt wird. Auch ein hydraktives Fahrwerk kann Eckiges eben nicht anschrägen.
Für einen C5 Tourer (mit oder ohne „Hydractive III+) dürften sich all jene interessieren, die auf einen großräumigen, zudem schicken Kombi aus sind und auf gediegene Fortbewegung großen Wert legen. Vom Komfort-Fahrwerk war schon die Rede. Mehr als entgegenkommt hochgesteckter Erwartung die Motorisierungsvariante HDi 240 mit dem impulsivsten Dieseltemperament; erst recht in der anspruchsvollsten Ausstattungsvariante „Exclusive“ (Testwagen).
Den leistungsstärksten Selbstzünder, als 3-Liter-V6-Bi-Turbo zu Werke gehend, lernt man so kennen, wie man Dieseltriebwerke besonders mag: Ihn adeln zunächst achtbare 177 kW/241 PS samt einem satten Drehmoment von 450 Newtonmetern. Beider Zusammenspiel sorgt für eine beeindruckend dynamische Fortbewegung. Dennoch geht der kraftvolle Sechszylinder-Diesel sparsam mit Kraftstoff um, selbst wenn er flott bewegt wird. Und auch das imponiert: Der Motor ist von den Insassen als die Ruhe selbst zu erleben. Gern lässt man Eingestiegene raten, nach welchem Arbeitsprinzip unter der Fronthaube wohl Antriebskräfte entwickelt werden. Diesel, wie selbstbewusst hast du dich entwickelt!
Auf der Autobahn kam der Testwagen bei einer erzielten Durchschnittsgeschwindigkeit von 130 km/h über 100 Kilometer mit 7,6 Liter Diesel aus; 9,1 Liter wurden es bei einem (dank weitgehend freier Fahrt) erreichten Tempodurchschnitt von rund 150 km/h. Zügige Landstraßentouren unter Einhaltung der Tempolimits bescherten ausnahmslos Verbräuche unter sieben Liter, jeweils registriert vom Bordcomputer. Der potente Sechszylinder zählt zur umworbenen Gilde der Genügsamen.
Citroëns C5 Tourer ist ein verwöhnender Kombi. Das wird gleich nach dem Einsteigen, beim Platznehmen, vom Fahrer und Beifahrer so empfunden, deren Sitze (mit variabler Rückenstütze) „in Leder“ wie beim Testwagen zusätzlich punkten. Selbstverständlich gibt es eine elektrische Sitzverstellung, die individuelle Anpassungen der Sitzposition zulässt. Per Memory-Funktion kehrt die gewählte Einstellung von Fahrersitz, Außenspiegeln und Klimaanlage beim nächsten Motorstart automatisch zurück. Natürlich gehört zu den beiden Cockpitplätzen auch eine Sitzheizung. Der Fahrer kann „Exclusive“-verwöhnt auf Tastendruck zusätzlichen Luxus „buchen“: Rückenmassage! Anteil am Wohlgefühl, das sich einstellt, hat sicher auch der Lichteinfall übers große Panoramadach.
Ganz ohne medizinischen Hintergrund bleibt das Vibrieren, das der Spurassistent links oder rechts in den Randzonen der Fahrersitzfläche spüren lässt. Citroën spricht vom warnenden Vibrationsalarm, der dem Fahrer gilt, sollte er im Begriff sein, ungewollt (kein Blinker gesetzt!) seine Spur zu verlassen. Funktionieren kann die Warneinrichtung, deren Sensoren sich unter der Stoßstange befinden, natürlich nur, wenn Fahrspurlängsmarkierungen nicht von Schnee bedeckt sind. Das System lässt sich ebenso deaktivieren wie der nervige Piepton der auf dem Display angebotenen Rangier- und Parkhilfe.
Geboten wird in Citroëns großem Tourer viel Verwöhnendes. (Auto-Reporter.NET/Wolfram Riedel)
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