Vorsicht war in der Tat angesagt bei der Überarbeitung des 300 C. Denn nichts kann eine Stilikone gründlicher zerstören als eine zu heftige Überarbeitung des Designs. Mit gerade einmal 5,02 Meter Gesamtlänge misst der 300 C Touring weniger als es den Anschein hat. Aber während andere Autos in dieser Klasse sich darum bemühen, ihren Fahrern Grösse und Gewicht mit Technik vergessen zu lassen, betont Chrysler beim 300 C sehr geschickt die die Masse. Im Stand und bei niedrigen Geschwindigkeiten kostet das Lenken mehr Kraft als man gewohnt ist, und ein Kurvenradius von fast zwölf Metern führt einem ebenfalls ständig wieder vor Augen, dass man es hier nicht mit einem automobilen Schosshündchen zu tun hat. Das spürt der Fahrer, wenn er seinen 300 C bewegt - weit hinter dem Kühlergrill und mit einer Distanz zur Windschutzscheibe sitzend, die eines Vans würdig wäre. Der 300 C wiegt eben zwei Tonnen und verheimlicht das zu keinem Zeitpunkt. Seinen Insassen vermittelt er so ein sicheres Gefühl. Zwar ist seine Lenkung überraschend präzis, doch am liebsten rollt er mit Highway-Geschwindigkeit geradeaus. Dabei ist er selbst dann flott unterwegs, wenn man sich nicht für einen der berühmten Hemi-Achtzylinder mit 5,7 Litern oder 6,1 Hubraum entscheidet. Wir fuhren den 300 C mit dem 3-Liter-Sechszylinder-Diesel und 218 PS. Der beschleunigt den Touring in 8,6 Sekunden von 0 auf 100 km/h und ermöglicht eine Spitze von 227 km/h. Dessen Verbrauchswerte sind gänzlich unamerikanisch. Sein Durchschnittsverbrauch nach der EU-Norm wird mit 8,3 Litern angegeben, was 220 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer entspricht. In der Praxis lagen wir bei Werten um die zehn Liter. Der Innenraum hat beim Facelift deutlich dazugewonnen. Jetzt bietet Chrysler ein dunkleres Farbschema an, was dem europäischen Geschmack eher entspricht als die hellen und bunten amerikanischen Innenausstattungen. Die Instrumente informieren jetzt mit einer eher klassischen Graphik, und von der S-Klasse der alten Mutter DaimlerChrysler hat man die analoge Uhr in der Mitte der Armaturentafel übernommen. Das Leder weist einen unmissverständlich auf einen Nachteil vieler Amis hin: Die Sitze sind eher klein und wenig konturiert, so dass man auf dem sehr glatten Leder haltlos hin- und her rutscht. Doch auch das kann man positiv sehen. Dann hält man sich eben in Kurven besser zurück. Der Innenraum ist vorn niedriger als hinten. Für Sitzriesen auf dem Fahrersitz führt das zum Kontakt mit dem Schiebedach oder es veranlasst sie zu einer flacheren Sitzposition als sonst bevorzugt. Glücklicherweise lassen sich Sitze und Lenkrad in einem weiten Bereich elektrisch verstellen, so dass auch dieses Problem gemeistert werden kann. Es lässt sich also gut leben im 300 C Touring. Der Kofferraum bis zur Fensterunterkante fällt sehr flach aus, und die Zuladung ist mit rund 400 Kilo für einen Kombi viel zu gering. Aber beim 300 C entscheidet man sich in der Regel auch nicht wegen der grösseren Nützlichkeit für die Kombi-Version. Der Touring kann sich sehen lassen, am besten in Schwarz, wie einst die Gangster-Autos.
|