Countach, eine automobile Legende, die es weltweit auf Poster geschafft hat
Schon vor seiner offiziellen Präsentation auf dem Genfer Autosalon im März 1971 begeisterte der LP 500 die Welt mit seinem extremen, futuristischen Auftritt. Tatsächlich wurde der aus dem piemontesischen Dialekt stammende Ausruf „Countach“, mit dem die Außergewöhnlichkeit des soeben Gesehenen betont wird, erst wenige Tage vor der offiziellen Präsentation Teil des Modellnamens. Ein Techniker von Carrozzeria Bertone äußerte ihn, nachdem er das Fahrzeug in der Produktion gesehen hatte und sein Erstaunen über die außergewöhnliche Optik nicht zurückhalten konnte. Das Modell wurde als „Idea Car“ präsentiert, um herauszufinden, ob die Öffentlichkeit an einem derart fortschrittlichen und extremen Fahrzeug Interesse hat. Es war mit dem 60-Grad-V12-Motor ausgestattet, der bereits in den Lamborghini-Vorgängermodellen mit quer eingebautem Mittelmotor eine glänzende Figur abgegeben hatte. Diesmal wurde der Motor jedoch längs in Mittelposition eingebaut – eine neue technische Lösung von Lamborghini. Indes wurde der Hubraum von den gewohnten vier Litern auf etwa fünf Liter (4971 cm3) vergrößert, um eine Leistung von 440 PS zu erreichen. Der LP 500 war so erfolgreich, dass sich Ferruccio Lamborghini noch vor Ende des Autosalons dazu entschieden hatte, das Modell in Serie zu produzieren. Er blieb ein Unikat, das im Rahmen der materialaufreibenden, von Testfahrer Bob Wallace durchgeführten Straßentests in den nächsten drei Jahren mehrmals modifiziert wurde. Anschließend wurde er bei den für die Typenzulassung erforderlichen Crashtests am 21. März 1974 zerstört.
LM 002, der Lamborghini (nicht nur) fürs Gelände
Während der „Countach-Jahre“ erkannte die Geschäftsleitung das Marktpotenzial eines leistungsstarken Geländewagens mit Luxusausstattung. Der LM 002 nutzt die Mechanik des Countach-Motors in der 5,2-Liter-Version mit um 20 PS reduzierter Leistung, um Probleme bei der Nutzung weniger raffinierten Kraftstoffs zu vermeiden. Der Motor wurde um 180 Grad gedreht längs in der Front verbaut. Anschließend kam eine Allrad-Kraftübertragung mit Zentraldifferenzial und Untersetzungsgetriebe hinzu. Wie der Countach baute der LM 002 auf einem Rohrrahmen auf, was ein völliges Novum für einen Geländewagen darstellte – normalerweise waren diese Rennfahrzeugen oder den ausgefeiltesten Sportwagen vorbehalten. So wurde ein außergewöhnliches Auto geboren, das es auf der Autobahn mit einer Sportlimousine aufnehmen und selbst in anspruchsvollstem Gelände bestehen konnte. Damit ist der LM 002 das Fahrzeug, welches den Weg für den Sport-SUV-Markt ebnete, und der – zumindest geistige – Urvater des heutigen Lamborghini Urus. Er wurde in nahezu gleicher Stückzahl zuerst mit Vergasern und anschließend mit Einspritzung produziert, die man leicht anhand des „Höckers“ auf der Motorhaube unterscheiden konnte: Bei den Vergasermodellen fällt er deutlich ausgeprägter aus.
LM 002 und jede Menge Kuriositäten
Ein Exemplar des LM 002 wurde mit einem 700 PS starken V12-Motor mit 7,2 Litern Hubraum ausgestattet, der normalerweise in Hochseeschiffen eingesetzt wurde. Ein anderes wurde unter der technischen Aufsicht des ehemaligen Rallye-Weltmeisters Sandro Munari auf Langstreckenrennen in der Wüste ausgelegt. Um den LM 002 ranken sich zahlreiche Legenden, wie etwa seine Fähigkeit, einen Leopard-Panzer oder einen Anhänger mit dem Miura eines glücklichen Sammlers an Bord abzuschleppen. Seinen gängigen Spitznamen „Rambo-Lambo“ verdankt er seinem muskulösen Äußeren und der Tatsache, dass der US-amerikanische Schauspieler Sylvester Stallone seinerzeit einen besaß. Die beste Definition des LM 002 stammt allerdings aus der Feder eines italienischen Journalisten, der nach einer Testfahrt schrieb: „Bei 200 km/h durchschneidet der LM 002 nicht die Luft. Er ohrfeigt sie mit Stolz.“
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