Montag, 26. Oktober 2015 Cadillac V-Serie: 320 km/h
Cadillac CTS-V. Foto:Auto-Medienportal.Net/Cadillac
Auch der automobile Hochadel rollt nicht immer auf der Erfolgsspur. Cadillac gehört zwar seit seiner Gründung zu den klangvollen Namen in der Welt des automobilen Luxus, war die Marke der Könige – von echten bis zum „King of Rock’n’Roll“ Elvis Presley –, Präsidenten und der Halb- und Unterwelt-Größen, doch im Laufe der Jahre verlor die amerikanische Luxus-Ikone zunehmend an Glanz, bekam die eine oder andere Beule. Inzwischen hat man sich wieder auf die klassischen Werte besonnen und liefert sauber verpackten Luxus und Exklusivität. Aktuell ist die Marke mit dem Wappen von Antoine Laumet de la Mothe, Sieur de Cadillac, 1701 Gründer der Stadt Detroit, auf der Motorhaube eine äußerst exklusive Erscheinung auf deutschen Straßen. Bis September entschlossen sich gerade 131 Bundesbürger zum Kauf eines Cadillac.
|
Um Aufwind in den Absatz zu bringen, rollen die Amerikaner jetzt ihre stärksten Waffen zu den Händlern. Die Modelle der V-Serie verstehen sich als Mitbewerber der etablierten Supersportler von Mercedes-AMG, BMW M und Audi RS. In der Tat sind die beiden jüngsten Vertreter aus der Detroiter Abteilung Leistungssport durchaus ernstzunehmende Vertreter der Gattung Hochleistungs-Sportwagen, die sich in den Körper eines Großserienmodells verirrt haben. Bereits nach dem Start zeigen die beiden als V-Modelle mit einem deutlich grollenden Motorsound, dass sie nicht spielen wollen, die beiden meinen es ernst, und nach dem ersten Tritt aufs Gaspedal machen sie deutlich, dass sie sich als echte Sportler verstehen. 470 PS beim ATS-V und 649 PS beim CTS-V wollen unterhalten werden und sorgen für einen gewaltigen Schub, der erst bei 304 km/h bzw. 320 km/h beendet ist. Von null bis 100 km/h vergehen weniger als vier Sekunden. „Der CTS-V ist das einzige Modell mit deutlich mehr als 300 km/h für weniger als 100 000 Euro“, erklärt ein Markensprecher nicht ohne Stolz. Cadillac, eine Sänfte, ein plüschiger Oma- und Opa-Transporter? Die beiden V-Modelle demonstrieren, dass die Marke mit ihrer Vergangenheit gebrochen und eine dynamisch jugendliche Kundschaft ins Visier genommen hat. Mit Erfolg übrigens. Beim Design hat Cadillac zu einer eigenen Formensprache gefunden, die mit markanten Stilelementen arbeitet und den Karosserien eine unmissverständliche Identität gibt. Im sportlich eng geschnittenen Innenraum herrscht eine sachliche Atmosphäre. Vor dem Fahrer breitet sich eine beachtliche Sammlung von Informationsquellen aus, die sich dank des Head-up-Display in komprimierter Form verfolgen lassen. Vor allem die Geschwindigkeit muss der Chauffeur stets im Blick haben. Dazu trägt auch das Fahrwerk bei, dass der zusätzlichen Leistung stets freien Lauf lässt und scheinbar problemlos höhere Geschwindigkeiten zulässt, bis freilich auch beim Cadillac die Gesetze der Physik zuschlagen. Dem Cadillac-V-Piloten stehen insgesamt vier Fahreinstellungen zur Verfügung: „Tour“ ist für die komfortbetonte Fahrweise gedacht, wobei sich aber auch hier die sportliche Fahrwerkabstimmung bemerkbar macht. Daneben stehen dem ambitionierten Fahrer noch „Sport“ und „Track“ zur Verfügung, wobei Track tatsächlich vor allem für die Rennstrecke gedacht ist. „Mit unseren V-Modellen können unsere Kunden ohne weitere Modifikationen auf die Rennstrecke gehen und danach zum Shoppen fahren“, erklärt ein Cadillac-Sprecher. Vielleicht sollte man aber vorher doch die Dusche aufsuchen. „Schnee und Eis“ schließlich sind für winterliche Fahrbedingungen gekoppelt. Als Kraftübertragung wählten die Techniker in Detroit eine hauseigene Acht-Gang-Automatik, die für einen problemlosen Transport der Leistung an die Hinterräder sorgt. Beide HecktrieblerV-Modelle sind sportlich abgestimmt, und auch in der Tour-Einstellung bleibt den Insassen der Straßenzustand nicht verborgen. Dämpfung und Federung reagieren dabei nicht unangenehm hart, sondern knackig sportlich, und beim CTS-V unterstreichen die eng anliegenden (optionalen) Recaro-Sitze zusätzlich den sportlich ambitionierten Charakter. Für den eher nach Komfort suchenden Reisenden ist daher der ATS-V als Limousine und Coupé die bessere Wahl.
Die beiden Sportler sind der Auftakt zu einer Expansion der Marke. „In den kommenden Jahren werden wir acht neue Modelle auf den Markt bringen, darunter auch Diesel-Versionen“, beschreibt Cadillac-Europachef Andreas Schaaf die Strategie seines Unternehmens. Als erste Vorboten werden im kommenden Jahr die Luxuslimousine CT6 und der kompakte Crossover XT5 an den Start gehen. Mit dem 5,25 Meter langen CT6 knüpft Cadillac wieder an die ruhmreiche Vergangenheit an, als die Marke mit Präsidenten und Königen in Verbindung gebracht wurde. Das ambitionierte Ziel ist dabei unmissverständlich: „Wir wollen nicht die Größten, sondern die Besten sein“, macht Schaaf deutlich. (ampnet/ww)
|