Donnerstag, 21. Juli 2016 Cadillac startet wieder eine Modelloffensive
Cadillac XT5. Foto:Hersteller
Für einen Controller in den USA akzeptable Zahlen zu melden, wird nicht leicht sein angesichts eines Händlernetzes von 45 – in Europa. Das wächst stark, außerdem gebe es noch mehr als 150 Service-Betriebe. Und wenn es rasch 100 Händler würden, so wird das dran wenig ändern können, dass sich ein Markt für Cadillacs nur im Umkreis dieser Händler entwickeln kann. Und das ist auch gut so. Die Cadillacs sind Großstädter. Sie haben auch so gar nichts Bäuerliches an sich. Nichts gegen Landwirte, aber man darf zu Recht vermuten, dass sie ihre Auswahl eher bodenständig treffen. Es sei denn, sie wollen ausbrechen. Dann bietet ihnen Cadillac in Zukunft gleich zwei neue Möglichkeiten: die Limousine Cadillac CT6 und das nach US-Maßstäben eher kompakte SUV Cadillac XT5.
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Cadillac darf bis 2020 – also bis Zeitpunkt der Entscheidung über den Markt Europa – zwölf Milliarden US-Dollar, etwa elf Milliarden Euro, investieren. Neue Modelle sollen her für mehr Angebot überall in der Welt. Bei uns beginnt das nun mit dem CT6 und dem XT5. Der XT5 ist das erste einer Reihe von vier SUV-Modellen, die Cadillac bis 2020 präsentieren will. Beim XT5 handelt es sich um den Nachfolger des Cadillac XRX. Dabei handelt es sich um eine komplette Neuentwicklung. Er ist das erste Fahrzeug der neuen Crossover-Architektur mit Allradantrieb. Gegenüber dem Chassis des Vorgängers bringt das des XT5 rund 68 Kilogramm weniger auf die Waage. Insgesamt soll der Neue rund 100 Kilogramm weniger wiegen. Den XT5 gibt es in drei Versionen: die Einsteigervariante „Luxury“ für 48 800 Euro, die „Premium“-Variante für 56 800 Euro und „Platin“ für 66 800 Euro. Ihnen allen gemein ist der neu entwickelte V6-Benziner mit 3,6 Litern Hubraum und einer Leistung von 231 kW / 314 PS und einem maximalen Drehmoment von 368 Newtonmetern (Nm, kombiniert mit einer Acht-Gang-Automatik und Allradantrieb. Das reicht für eine Beschleunigung in 7,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h.
Im Driver Select Mode stehen drei Einstellungen zur Wahl: der Touring-Modus, der Sport-Modus und der Schnee und den kontinuierlichen Allradantrieb. In den beiden ersten Modi schaltet sich der Allradantrieb nur zu, wenn der Fahrbetrieb das erfordert, Das System entspricht im Prinzip dem neuen Audi-Quattro-Allradantrieb, bei dem eine Kupplung die Welle nach hinten abschaltet und eine zweite Kupplung das Hinterachsgetriebe. Die ist nach Ansicht der Ingolstädter die einzige Konstellation, in der ein zuschaltbarer Allradantrieb tatsächlich zu niedrigerem Verbrauch führt.
Mit zehn Liter Auf 100 km liegt der Durchschnittsverbrauch nach NEFZ schon genau auf der Grenze, von der die Zahl zu einem bedeutsamen Heben der Augenbrauen führt. In der Praxis reicht das natürlich nicht aus. Auf den eingebremsten Landstraßen und Autobahnen rund um Berlin signalisierte uns der Bordcomputer zwölf Liter auf 100 km, in der Innenstadt deutlich mehr. Aber ein erfahrener Cadillac-Kunde wird dennoch erstaunt sein über diese Werte. Mag sein, dass der Sport-Modus den Durst fördert. Aber der bringt sowieso nicht das Vergnügen, das man von einem Amit erwartet. Bei „Sport“ wird es nervös im Unterbau. Das ruhige Gleiten à la US in Club-Ambiente mit Ausblick und Zugriff auf Hochtechnologie bei surrendem Triebwerk – das sind Genüsse, die auch Landwirte locken könnten. Aber die wollten einen Diesel unter der Haube wissen. Nun ist die Marke Cadillac bei SUV auch im europäischen Bewusstsein recht gut positioniert. Ganz anders sieht es bei den Limousinen aus. Die Modelle der Vergangenheit haben daran – mangels Präsenz auf dem Straßen – nur wenig ändern können. Jetzt kommt der nächste Versuch auf uns zu. Stark ist er in jedem Fall der Cadilac CT6 3.0 TT. Aus seinen drei Litern Hubraum holt der Doppelturbo-Benziner 417 PS und ein maximales Drehmoment von 555 Newtonmeter (Nm). Aber ob das reicht, das immer noch aktuelle Image der Marke als Heimat der amerikanischen Dinosaurier mit Heckflossen zu überholen und mit den neuen Modellen das automobile El Dorado in Europa zu erreichen? Mit 5,20 Meter Länge zählt der Cadillac CT6 nicht zu den Kompakten. Die Mannen von Cadillac haben eine nette Umschreibung gefunden, mit der Europäer eingefangen werden könnten: Der CT6 habe die Länge einer Oberklasse-Limousine mit langem Radstand, lasse sich aber fahren wie eine große, sportliche Mittelklasse. Dafür haben die Amerikaner einige sachliche Argumente. Zum Beispiel wiegt der CT6 mit gut 1,8 Tonnen rund 100 Kilogramm weniger als sein Vorgänger. Außerdem sorge eine Hinterachslenkung für mehr Agilität und verkürze den Wendekreis auf 11,3 Meter, was für ein solch großes Auto in der Tat einen guten Wert darstellt.
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