Freitag, 19. Januar 2007 Cadillac Escalade: Mutter aller Dickschiffe
Cadillac Escalade
Fullsize-SUV, diese Bezeichnung passt zum Cadillac Escalade. Was auf dem US-Highway das normalste der Welt ist, erscheint auf unseren Strassen wie ein Gefährt aus einer anderen Welt. Selbst ein Audi Q7 wirkt neben dem Caddy wie ein zierliches Geschöpf. Alles am Escalade ist riesig, der Überholfaktor auf der Autobahn ist immens. Beim Preis hingegen bleibt der deutsche Importeur Kroymans bescheiden: 69'750 Euro werden für das 5,15 Meter lange und 1,88 Meter hohe Dickschiff fällig. Inklusive einer echten Komplettausstattung.
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Jetzt hat Caddilac den Escalda für den europäischen Markt abgestimmt. Bis zu 80 technische Modifikationen stecken unterm Blech. Das Fahrwerk wurde straffer ausgelegt. Die Scheinwerfer mussten ebenfalls verändert werden. Auch wenn man es dem neuen Escalade auf den ersten Blick nicht ansieht, er ist ein komplett neu entwickeltes Auto: Antriebsstrang, Fahrwerk, Sicherheitssysteme und Innenraumausstattung wurden neu entwickelt - die Qualität und die Auswahl der Materialien muss sich hinter anderen Premiumprodukten nicht verstecken. Erhalten blieb das Herz des Amerikaners. Ein 6,2-Liter V8 aus Aluminium mit variabler Ventilsteuerung und einer Leistung von 409 PS befeuert das Fahrzeug, der an ein Sechsgang-Automatikgetriebe gekoppelt ist. Was nach einem Übermass an Leistung klingt, ist in der Realität gerde genug, um das 2,5-Tonnen-Schiff zügig in Gang zu bringen. Von den 565 Newtonmetern Drehmoment, die bei 4300 U/min auf die Kurbelwelle gewuchtet werden, scheint ein Teil in den Zahnrädern des Wandlers zu verpuffen. Zumindest beim Anfahren haben die Passagiere dieses Gefühl. Erst mal in Schwung, gelingen mit dem Amerikaner auch flotte Überholmanöver. Zahlen dazu bietet Cadillac nicht an. Das die Höchstgeschwindigkeit bei 170 km/h abgeriegelt wird, macht Sinn, schliesslich müssen die Massen auch wieder eingebremst werden. Schnell fahren ist ohnehin nicht die Domäne des Riesen-SUVs. Er ist ein Gleiter. In schnell gefahrenen Kurven geht er tief in die Knie, die Lenkung vermittelt wenig Gefühl zur Strasse und ist relativ indirekt. Schnelller als 150 km/h möchte mit diesem Auto keiner Fahren. Von der Handlichkeit eines BMW X5 ist der Amerikaner so weit entfernt wie Washington von Los Angeles. Geradeaus auf dem Highway cruisen, dafür ist der Escalade ideal. Grosse bequeme Sitze vorn wie in der zweiten Reihe, die wirklich gute Bose-Anlage, die schnell arbeitende Klimaautomatik oder das niedrige Geräuschniveau, das alles sorgt für den klassischen "American Way of Drive". Selbst in der dritten Reihe können Kinder vernünftig Sitzen, der Kofferraum schrumpft dann allerdings auf Handtaschenniveau. Dafür klappen die Sitze der zweiten Reihe getrennt und auf Knopfdruck elektrisch nach vorn, die Kofferraumklappe öffnet und senkt sich ebenfalls, ohne Hand anlegen zu müssen. Wer die beiden Sitze der dritten Reihe ausbaut - was durchaus flott gelingt - hat reichlich Platz für Kind und Kegel. 1700 Liter sind es bis unters Dach, wer Reihe zwei umlegt, kann laut Auto-Reporter mehr als 3000 Liter Stauvolumen in Anspruch nehmen. Wie gesagt, bei dem Amerikaner ist alles ein bisschen grösser. Kommen wir zu einem dunklen Kapitel: 16,2 Liter Super Bleifrei gibt Cadillac als Durchschnittsverbrauch für den Escalade an. Wir verbrauchten bei einer ersten Ausfahrt 17,2 Liter auf 100 Kilometern. Da reicht auch der riesige 98-Liter-Tank nur für knappe 600 Kilometer. Die Garage für den Escalade muss ebenso wie das Parkhaus neu erfunden werden. Aber der Amerikaner vermittelt auch eine Art Lebenseinstellung, die eine Art unerschütterliches Selbstbewusstsein demonstriert und zur Gelassenheit erzieht. Deshalb wird er seine Fans finden, auch weil der Preis stimmt. 62'000 Escalade hat Cadilllac im vergangenen Jahr in den USA verkauft. Wenn es gelänge, nur ein Hundertstel dieser Zahl in Europa abzusetzen, wäre das schon ein Erfolg.
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