Das weltweite Interesse an klassischen Fahrzeugen der Marke BMW wächst ungebremst. Rund 200.000 Mitglieder zählen alleine die etwa 200 Markenclubs. Rein rechnerisch besitzt jedes von ihnen einen BMW aus vergangenen Jahrzehnten – die Anzahl der historischen Autos mit dem weißblauen Markenzeichen beläuft sich geschätzt auf rund 600.000 – die Dunkelziffer ist hoch. Dazu kommen noch ca. 70.000 Motorräder mit Klassiker-Status, was in etwa bedeutet, dass jede zehnte bis in die 1980er Jahre gebaute BMW Maschine heute noch fährt. Und mit jedem Jahr steigt die Zahl der BMW Klassiker deutlich an. So zählen die auflagenstarken BMW 3er, 5er und 7er der ersten Generationen bereits zu den Youngtimern.
Mit dem wachsenden Interesse registriert BMW Classic den Wunsch vieler Enthusiasten, ein möglichst originalgetreues Fahrzeug in bestmöglichem Zustand zu besitzen. Für sie hat BMW Classic die bisher für die eigenen Fahrzeuge zuständige Historische Werkstatt zum BMW Classic Center erweitert, das jetzt auch Fremdaufträge übernimmt. „Die Werkstatt ist wesentlicher Bestandteil der Neuausrichtung von BMW Classic und unserer Kundenorientierung auf dem Klassiker-Markt“, sagt Karl Baumer, Leiter BMW Group Classic. Parallel wird die Versorgung mit Teilen und deren Nachfertigung weiter ausgebaut. Hinzu kommen weitere Geschäftsfelder wie Fahrzeug An- und Verkauf, Fahrzeugexpertisen, Kaufberatung, sowie ein weltweiter Hol- und Bringservice.
Kompetenz pur: Kompletter Service aus einer Hand.
„Der große Vorteil für Kunden, die ihr Fahrzeug zum ursprünglichen Hersteller bringen ist der komplette Service aus einer Hand. Wir haben das theoretische Wissen von den Fahrzeugen, das technische Knowhow, die Original BMW Teile und die erforderliche Infrastruktur, um das alles systematisch miteinander zu verknüpfen“, sagt Ralf Vierlein, Leiter Sales und Aftersales BMW Group Classic. Ein Konzept, das von Start weg überzeugte: Dem Team des Classic Centers wurden schon vor dem eigentlichen Start des neuen Angebots mehrere Klassiker anvertraut. Derzeit fühlt man sich in der Werkstatt des Classic Centers in die 60er und späten 70er Jahre versetzt: neben zwei BMW M1 – einem Straßensportwagen und einem Procar-Rennwagen - stehen ein BMW 3.0 CSi und eine BMW R 69 S.
So unterschiedlich die Fahrzeuge sind, so unterschiedlich sind auch die Herausforderungen. Einfach sind sie selten: Der Besitzer des 3.0 CSi wünscht sich beispielsweise für sein 70er Jahre Coupé ein Automatikgetriebe als Ersatz für das ursprünglich eingebaute Schaltgetriebe. Weil es diese Kombination nie zu kaufen gab, mussten die freien Werkstätten vor diesem Anliegen kapitulieren. Anders das BMW Classic Center: Versuchsweise hatte BMW im Februar 1972 zwei der Hochleistungscoupés mit Automatikgetriebe ausgerüstet. Über das Prototypenstadium kam diese Variante nie hinaus. Dank des schnellen und unbeschränkten Zugangs der BMW Restaurateure zu den Unterlagen des Konzernarchivs können sie diese Variante nachbauen – völlig originalgetreu. Doch das wird Zeit kosten, denn manche Komponenten müssen eigens dafür angefertigt werden.
Komplettrestaurierung: Der M1 aus dem Dschungel.
Ganz anders der Serien M1. Er soll genauso wiederauferstehen, wie er einst gebaut wurde. Der legendäre Supersportwagen aus den 70ern gehört einem Kunden aus Malaysia, der das Auto im Container auf dem Seeweg nach München schickte. Der Auftrag: eine Komplettrestaurierung. Das Auto parkte für viele Jahre praktisch im Dschungel und war dort extremen klimatischen Bedingungen ausgesetzt. Bei seiner Ankunft war der Klassiker ein automobiles Wrack. Der Wagenboden war mit Termitennestern übersät. Nicht ein einziges Gummiteil war noch intakt. Zuerst wurde das Auto komplett gereinigt und von allen 'Insassen' befreit. Jetzt wird das Fahrzeug vollständig zerlegt und von Grund auf neu aufgebaut. Auf rund eineinhalb Jahre veranschlagen die Spezialisten die Dauer der Wiedergeburt.
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