Mittwoch, 27. Oktober 2010 BMW 335i Cabrio: Freudvolle Dreierlust
Das 1,8 Tonnen schwere BMW-Cabrio bringt der Sechszylinder in 5,9 Sekunden auf 100 km/h. Auch bei hohen Autobahngeschwindigkeiten gibt es keine cabriotypischen Fahrtwindgeräusche. Foto: B. Riedel/Auto-Reporter.NET
Als BMW dem 3er Cabrio eine kosmetische Nachbehandlung angedeihen ließ, bestätigte das Ergebnis einmal mehr, dass automobile Vollkommenheit offenbar in Etappen errungen sein will. Schöne Augen machte das Cabrio bisher schon, nun aber strahlen sie in Gestalt neuer Bi-Xenon-Scheinwerfer noch mehr. Unter einer lidähnlichen Blende spenden in jedem Lichtgehäuse zwei grell leuchtende, mit LEDs besetzte Ringe auffälliges Tagfahrlicht, das dem Auto zusammen mit einer veränderten Frontschürze ein attraktiv konturiertes Gesicht gibt. Als BMW ist das Cabrio seit jeher schon von fern zu identifizieren.
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Die Liste aufpreispflichtiger Sonderausstattungen fürs Cabrio ist lang. Zusätzliche Verwöhnung geht ins Geld. Wer der verständlichen Verführung durch das 3er Cabrio erliegt und zulässt, dass die verständliche Begeisterung für gelegentliches Offenfahren die Vernunft überspielt, muss hinnehmen, dass das Cabrio-Konzept den automobilen Nutzwert einschränkt. Das dreiteilige metallene Dach, so es denn im Kofferraum verschwinden soll, braucht nun mal Platz. Kurzum: Frischluft-Fans können nicht alles auf einmal haben. Wahlweisen Open-Air-Genuss binnen 22 Sekunden (ausgelöst über einen einzigen Tastendruck) und üppiges Gepäckraumvolumen schließen sich aus. Immerhin: Bei zwingendem Bedarf gibt es 350 Liter Kofferraumvolumen und, wenn das nicht reicht, selbstverständlich umlegbare Rücksitzlehnen.
Auf die Rücksitze zu gelangen, erfordert bei allen Zweitürern eine gewisse Portion Gelenkigkeit; ebenso das Entern der Rücksitze eines 3er Cabrio. Das Cabrio gilt als Viersitzer. Während Erwachsenen auf den hinteren Plätzen weniger Kniefreiheit geboten wird als sie sicher gern hätten, können sich Fahrer und Beifahrer umfassender Verwöhnung hingeben, indem sie wohltuend bequem und komfortabel sitzen. Wie im Cockpit eines BMW eben.
Als erster Höhepunkt für den Cabrio-Fahrer erweist sich das Anlassen des turbounterstützten Reihensechszylinders (Direkteinspritzung, vollvariable Ventilsteuerung). Schließlich geschieht der Vorgang im Wissen, dass das Topmodell des Cabrios mit nicht weniger als 225 kW/306 PS zur Sache geht. Das ist jener Moment, der Gedankengänge beflügelt, die der werbenden Freude am Fahren vorauseilen. Sobald die Leerlaufdrehzahl angehoben wird, dringt kraftvolles Röhren aus den beiden dicken Endrohren der Abgasanlage. Sound von solcher Klangfülle steigert die lustvolle Erwartung, dem kraftstrotzenden Gefährt endlich freien Lauf lassen zu können. Geschieht das, revanchiert sich der fulminante Treibsatz, unterstützt vom siebengängigen Automatic-Getriebe samt Doppelkupplung, mit ebenso spontaner wie unverhohlen brachialer Schubkraft. Umgehender Drehzahlgewinn lässt sicher jedes Sportfahrerherz höher schlagen. Fast unbemerkt wechseln die Gänge. Manuelles, sequenzielles Schalten per Schalthebel in der benachbarten Schaltgasse oder per Schaltwippen am Lenkrad bietet sich immer dann an, wenn der individuelle Fahrstil abrufbares Drehzahlfeuer schätzt. Reichlich Schubkraft liegt immer an. 400 Nm Drehmoment, angesiedelt etwa zwischen 1.300 und 5.000 Kurbelwellenumdrehungen pro Minute, sind schließlich ein Wort!
Von nichts kommt nichts. Der so begeisternd potente Sechszylinder entwickelt zu erwartenden Kraftstoffdurst. Überraschen muss das nicht. Laut BMW soll er im Gesamtdurchschnitt nur knapp über durchaus moderaten 9 Litern liegen. In den Testtagen bewegte er sich, verführend flott bewegt, eher um elf Liter. Anhaltend dynamische Fortbewegung ließ den Inhalt des 63-Liter-Tanks zusehends schwinden. Die stolzen 306 Pferde eines 335i-Cabrios brauchen nun mal nicht nur eine Handvoll Futter.
Wie von einem BMW erwartet, nutzt das Fahrwerk des Cabrios jede Gelegenheit, Vertrauen aufzubauen. Für BMW erklärt sich das aus der großen Portion Agilität, aus sicherer Spurtreue und ausgesprochen willigem Handling, das nicht zuletzt dem Heckantrieb zugeschrieben wird, der die Lenkung von Antriebseinflüssen freihält. Die Servolenkung erscheint einem Umsteiger zunächst als schwergängig, was offenbar mit dem Fahrzeuggewicht zu tun hat. Das Fahrwerk des Cabrios vermittelt Unerschütterlichkeit in allen Situationen.
Mit dem komfortablen, leistungsstarken BMW-Cabrio 335i auf große Fahrt zu gehen oder aber einfach nur mit ihm unterwegs zu sein und dabei – vorzugsweise in imposanter Landschaft – jederzeit die Wahl zu haben, das Dach binnen weniger Sekunden verschwinden zu lassen, wird immer wieder zum besonderen Erlebnis individueller Automobilität. Für das BMW Cabrio 335i, müssen mindestens 52.350 Euro investiert werden. (Auto-Reporter.NET/WR)
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