Freitag, 26. November 2010 BMW X6 ActiveHybrid: Geballte Ladung
BMW X6 ActiveHybrid
Respekt flößen sie ein, ganz gewaltigen, die Leistungsdaten dieses Autos: acht Zylinder und dazu noch zwei Elektromotoren, die es im Verbund auf 485 PS und 780 Newtonmeter Drehmoment bringen! Das lässt sofort die Frage folgen: Wer braucht so viel Power? – Obendrein mag beschäftigen, dass ein BMW X6 ActiveHybrid eine ähnliche Investition erfordert wie etwa ein halbes Einfamilienhaus. Dass sich BMWs Allrad-Bolide hier in einem Fahrbericht präsentiert, ist aufgekommener Neugier angesichts des Labels „ActiveHybrid“ zu verdanken: Interessiert doch einfach, wie überzeugend der Effekt ist, den ein Hybridantrieb (Kraftstoffverbrauch nach NEFZ, kombiniert: 9,9 l/100 km) in solch himmelstürmender automobiler Potenzklasse zustande bringt.
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Ausgangspunkt der Betrachtung ist die motorische Basis dieses groß gewachsenen Bären, also der „normale“ X6 mit seinem 4,4-Liter-Achtzylinder, der sich mit 407 PS und 600 Newtonmetern brüstet. Als Krone obenauf hat die BMW M GmbH noch den X6 M gedrechselt, der es auf 680 Nm bringt. Aus den Gegenüberstellungen lässt sich ableiten, dass ein X6 mit dem vielversprechenden Doppelnamen „ActiveHybrid“ dank seiner „Systemleistung“ von 357 kW sprich 485 PS zweifelsfrei „der Größte“ der X6-Geschwister ist. Und mit 2,5 Tonnen Leergewicht zugleich der schwerste Brocken. Ordentlich bemerkbar macht sich offensichtlich die Hochvoltbatterie (Nickel-Metallhydrid) im Heck, die aber, das sei gleich vorausgeschickt, das Gepäckraumvolumen nicht einschränkt. Das stattliche Gewicht eines X6-Hybrids darf auch nicht schlussfolgern lassen, dass es dem Doppelgänger an Dynamik fehle. In knapp sechs Sekunden stiebt der gewichtige Koloss auf Tempo 100!
Beeindrucken kann das kraftstrotzende Gefährt mit seinen Dimensionen und seinem muskulösen Auftritt. Sympathisch das Cockpit; man sieht sich keiner verwirrenden Schaltzentrale mit unzähligen Tasten und Drehknöpfen gegenüber. Stattdessen imponierende Aufgeräumtheit à la BMW! Fast nichts erinnert im X6 ActiveHybrid an sein Doppelleben, abgesehen vom Drehzahlmesser, in dessen unterer Hälfte ein zusätzliches Anzeigesegment in Blau mit einer Skala auffällt. Darüber streicht ein kleiner Zeiger, dem „ActiveHybrid“ zugeordnet, wie zu lesen ist. Der Zeigerstand verrät, wie es mit dem augenblicklichen Ladezustand der Hybridbatterie aussieht. Beobachten lässt sich außerdem, wann das Auto rein elektrisch unterwegs ist und wie hilfreich und gleichermaßen erstaunlich ertragreich die Energierückgewinnung beim Rollenlassen des Autos und in Bremsphasen ausfällt. Sichtbar wird auch, wie Fahren allein mit Strom am Speichervorrat zehrt. Mit moderater, möglichst gleichmäßiger Geschwindigkeit zwischen 40 und 65 km/h (je nach Ladezustand der Batterie) können maximal 2,5 Kilometer zurückgelegt werden. Dabei darf das Gaspedal allerdings eher nur gestreichelt werden, um den V8 nicht zu wecken. Rückwärtsfahren geht generell nur per Strom.
Der Umgang mit einem X6 ActiveHybrid erfordert keinerlei Umstellung. Man fährt los wie mit einem ganz normalen Auto per Schaltautomatik. Allerdings legt es der Kraftprotz darauf an, Fahrer und Mitfahrer schon beim Losfahren mit ausgesprochen energisch-kraftvoller Spontanität zu beeindrucken, sobald auch nur etwas forscher Gas gegeben wird. Dann „schubst“ einer der beiden E-Motoren (67 bzw. 63 kW Leistung) umgehend den V8 an, der es prompt darauf anlegt zu zeigen, was er kann. Die Unterstützung, die – vermeintlich überflüssigerweise – zwei Elektromotoren geben, erweist sich vor allem deshalb als wirkungsvoll, weil das volle Drehmoment eines Elektromotors auf Anhieb drehzahlunabhängig zur Verfügung steht.
Das Zusammenspiel beider Antriebskomponenten läuft überaus harmonisch ab, gewissermaßen fließend, unmerklich. Nicht zuletzt überzeugt solche ingenieurtechnische Leistung davon, dass der Elektroantrieb seinen Part im Pkw fortan wohl immer beeindruckender spielen wird. Die Überlegung freilich, wie überzeugend ein Hybridantrieb für ein ohnehin außerordentlich potentes V8-Gefährt ist, möge selbst anstellen, wer mit einem X6 liebäugelt. Auch ein X6 ohne Hybridantrieb geht bereits ordentlich zur Sache. Und beschäftigen dürfte wohl auch der Preis eines X6. Wer dementsprechend flüssig ist, Leistung im Überfluss samt entsprechend sportlicher Fortbewegung schätzt, ein straffes Fahrwerk mag und zudem offen ist für automobile Hochtechnologie, liegt mit dem X6 ActiveHybrid sicherlich richtig. Das Auto wird hohen Ansprüchen unbedingt gerecht. Was fällt dazu ein? – Die imponierende Laufruhe beispielsweise. Auch bei hohen Autobahngeschwindigkeiten streicht eher nur der Fahrtwind ums Gehäuse. Ausstattungskomfort? – Daran mangelt ’s in dieser Preisklasse ohnehin nicht.
Auto-Reporter.NET/Wolfram Riedel
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