Sonntag, 10. Juni 2012 25 Jahre BMW Z1
BMW Z1
Als BMW im Herbst 1988 den Z1 im italienischen Punta Ala der internationalen Presse vorstellte, stand das direkte Vorgängermodell im Innenhof des Hotels: ein BMW 507 aus den späten 1950er Jahren. Seither hatte BMW keinen Sportzweisitzer mehr im Programm gehabt. Der Zeitsprung zum Z1 war freilich noch größer als diese rund 30 Jahre. Seine avantgardistischen Lösungen reichten weit in die Zukunft. Genauer gesagt, sind die wichtigsten bis heute einzigartig geblieben. Begonnen hatte alles mit einer verwegenen Idee. Der Idee des BMW Vorstandes, in einer auch räumlich von allen anderen Entwicklungsbereichen getrennten, innovativen Außenstelle eine Art "Think Tank" zu installieren. Darin sollten hochqualifizierte Ingenieure, Techniker und Designer von BMW für eine gewisse Zeit alle nur möglichen Freiräume erhalten, um ihre besten kreativen Konzepte auch selbst direkt zu verwirklichen.
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Zum Jahresbeginn 1985 wurde diese Idee Realität. Keine fünf Autominuten von der Konzernzentrale entfernt entstand ein konzentriertes Hochtechnologieunternehmen, das weltweit längst zu einem Vorbild wurde: Die BMW Technik GmbH, intern mit dem Kürzel ZT gekennzeichnet.
Das Projekt wurde zum Selbstläufer: Ursprünglich hatte niemand ernsthaft an eine Produktion des Versuchsobjektes in Form eines schnittigen Roadsters gedacht. Doch er gefiel zu sehr und der Gedanke an einen neuen BMW Sportwagen war zu reizvoll. Der BMW Vorstand gab grünes Licht und ziemlich genau zwölf Monate später war nicht nur ein Stylingmodell zu bewundern, sondern auch der erste Prototyp fahrfertig. Am 1. August 1986 ging BMW an die Öffentlichkeit und verkündete: „Die BMW Technik AG hat ihr erstes Produkt fertiggestellt. Der BMW Z1, eine Fahrzeugstudie, entstand nach Vorgaben, die zum Teil an alte BMW Traditionen anknüpfen, zum Teil an den Anforderungen der zukünftigen Mobilität abgeleitet wurden.“
Woran der knackige Sportzweisitzer anknüpfen sollte, war auf den ersten Blick klar: Die Kundenwünsche nach einem Roadster, der die Linie der legendären BMW Sportwagen fortsetzen sollte, waren immer lauter geworden. 328 und 507 waren längst sportliche und stilistische Ikonen, deren Platz seit Jahrzehnten leer geblieben war. Diese Lücke galt es zeitgemäß zu füllen: „Die BMW Technik wurde vom Vorstand der BMW AG beauftragt, ein Fahrzeugkonzept zu erarbeiten und darzustellen, das weitgehend dem Wunsch nach „Freiheit auf 4 Rädern“, nach Fahrfreude und Fahrleistung entsprechen sollte“, hieß es in der Pressemitteilung. Im Gegensatz zu Sportwagen-Konzepten des Wettbewerbs sollte das elementare Fahrerlebnis den in den 1980er Jahren vorherrschenden Komfort-Gedanken deutlich dominieren. "Jung", "dynamisch" und "frech " sollten die passenden Attribute des Z1 sein, oder auch "neue Dimension des Fahrerlebnisses". Die Übernahme klassischer BMW Roadster-Attribute war gepaart mit moderner Technologie. Dazu gehörten überlegene Fahrleistungen, die Möglichkeit des offenen Fahrens sowie grundlegende Eigenständigkeit und ein Schuss Extravaganz. Die Fakten sprachen für den Z1: Geringes Gewicht und niedriger Schwerpunkt, Frontmittelmotor und kompakte Abmessungen. Das Highlight war freilich die avantgardistische Technik: Das einzigartige vertikale Schiebetürenkonzept und die tragende Blechstruktur mit Kunststoffaußenhaut.
Der Z1 war buchstäblich von Grund auf anders. Als tragendes Rückgrat diente eine selbsttragende Monocoque-Konstruktion, bestehend aus einzelnen Stahlblechteilen. Der gesamte zusammen geschweißte Rahmen kam nach Zusammenbau komplett in ein Tauchbad zum Feuerverzinken. Dadurch trug das Monocoque nicht nur einen nahtlosen Korrosionsschutz, sondern wurde auch erheblich steifer: Die aufgetragene Zinkschicht wirkte gerade im Bereich von Blechnähten und Überlappungen an Fugen als verbindendes und tragendes Element. Der Effekt: Die Torsionssteifigkeit des Monocoques erhöhte sich um rund 25 Prozent.
Rein äußerlich war der Z1 bis dahin ein zwar modern gezeichneter, aber insgesamt herkömmlicher Roadster. Wenn die Türen nicht gewesen wären: Sie waren – bis heute einmalig – in den Schwellern elektrisch versenkbar und erlaubten es Fahrer und Beifahrer, auf Wunsch auch mit offenen Türen unterwegs zu sein. Antrieb und Fahrwerk des Z1 spendierte zum Großteil die damalige 3er Reihe. Unter der Fronthaube arbeitete der klassische BMW Reihensechszylinder, der aus 2,5 Liter Hubraum eine Leistung von 170 PS entwickelte und als Frontmittelmotor eingebaut war. Zwischen Fünfgang-Schaltgetriebe und Hinterachsdifferenzial stellte ein Zentralrohr aus Aluminium eine torsions- und biegesteife Verbindung her. Der Z1 war 225 km/h schnell und konnte in knapp acht Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 spurten.
Nach 8.000 BMW Z1 endete die Produktion im Juni 1991. Er hatte ein Segment im BMW Portfolio wiederbelebt, das sich bis heute großer Beliebtheit erfreut.
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