Was macht die Niere? Diese Frage stellt sich bei jedem neuen BMW. Nun, dieses Mal wurde sie breiter und höher als beim Vorgänger und erhielt auf beiden Seiten oben außen die Andeutung eines Knicks. Damit schließen die beiden flachen LED- Scheinwerfer besser und fast nahtlos an die Niere an. Damit wirkt das Gesicht breiter als beim Vorgänger. Doch an den Proportionen hat sich nichts geändert: kurzer Überhang vorn, langer Radstand, lange Motorhaube und damit ein weit hinten sitzendes Greenhouse. Wer nun aber meint, außer dem Gesicht habe sich äußerlich nichts geändert, der hat die Wette ohne BMW-Chefdesigner Karim Habib gemacht. Für den Innenraum hat Habib eine ähnliche Botschaft bereit: die Breite betonende Elemente, ein nach unten verschobener optischer Schwerpunkt der Mitte der Armaturentafel und Anzeigen, die ein wenig mehr in Richtung Fahrer gerückt wurden.
Wer die aktive Geschwindigkeitsregelung dazu bestellt, geht mit seinem BMW den nächsten Schritt hin zum autonomen Fahren. Dazu gehört die Übernahme der Geschwindigkeitsbeschränkungen, die der optionale Speed Limit Assist zur Verfügung stellt. Aus dem Stillstand und im Stau unterstützt das Auto den Fahrer beim Abstandhalten, Beschleunigen, Bremsen und der Spurhaltung bis 210 km/h. Soweit, soweit noch normal. Über den Standard hinaus reicht das Head-up-Display. Es ist 70 Prozent größer als beim Vorgänger, lichtstark, farbig und zeigt mehr Informationen als bisher. Bei so viel Inhalt können die Münchener dennoch verkünden, der Neue sei um 100 Kilogramm leichter geworden als sein Vorgänger. Er rollt auf einem neu konstruierten Fahrwerk mit der üblichen Souveränität über die Straßen, setzt damit wohl auch einmal mehr den Maßstab der Klasse in Sachen Fahrdynamik, nicht zuletzt wegen der Integral-Aktivlenkung, die nun auch mit dem Allradantrieb xDrive kombinierbar ist. Er fährt sich sehr agil und sportlich, aber auch komfortabel – wie immer es der Fahrer will und einstellt. Dabei geht es im Innenraum erstaunlich leise zu, was ausgefeilter Aeroakustik und sehr guter Aerodynamik zu danken ist. BMW meldet einen Bestwert für den Luftwiderstandsbeiwert von 0,22, was exakt dem entsprechenden Wert der E-Klasse entspricht. Der Klassenrekord der Stuttgarter ist damit Geschichte. Auch ein BMW mit dieser Rechenleistung braucht neben dem angemessenen Fahrwerk entsprechend ambitionierte Motoren. Die gehören alle der neuen Familie der modular aufgebauten Motoren an, jeweils mit rund 500 ccm Inhalt pro Zylinder. Die beiden neuen Benzinern im BMW 530i und BMW 540i bringen es mit der Twinpower-Turbo-Technologie auf Leistungen von 185 Kw / 252 PS bzw. 250 kW / 340 PS bei Werten für den Normverbrauch nach NEFZ von 5,5 Litern auf 100 km bzw. 6,5 Liter auf 100 km. Zum Start werden außerdem zwei Diesel angeboten: der 520d mit 140 Kw / 190 PS und der 530d mit 195 kW / 265 PS mit Verbrauchswerten von 4,1 Litern auf 100 km bis 4,5 Liter auf 100 km. Der BMW 520d Efficient Dynamics Edition, der ab März 2017 dazukommt, soll sich sogar mit 3,8 Litern begnügen. Wem das immer noch zu viel ist, dem sei der BMW 539e Performance empfohlen, ein Plug in-Hybrid mit rund 50 Kilometern elektrischer Reichweite und einer Systemleistung von 185 kW / 252 PS und einem Normverbrauch von 1,9 Litern auf 100 km. Schon nach den ersten Runden wird klar: Mit dem neuen 5er gelingt BMW ein großer Wurf. Es sind wohl die 4,7 Millionen Testkilometer, die viele Prototypen abgespult haben. Wir fuhren den BMW 530i und den BMW 540i und empfanden beide als außergewöhnlich ausgewogen und reif. Mögen einige ein mutigeres Design erwartet haben, doch was in Fällen wie diesen wirklich zählt, ist was unter dem Blech geschieht. (ampnet/Sm)
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