Gestartet weit im Osten, wo das Groß-SUV in Spartanburg (South Carolina) gebaut wird, hieß es nach der Durchquerung des nordamerikanischen Kontinents plötzlich Abbiegen in die Box Canyon Road. Ein Unwetter hatte dort im Oktober 2018 die Straße zwischen dem Ort Mecca und dem Christopher Columbus Highway weggespült, was eine authentische Offroad-Erfahrung erwarten ließ. Warum eine komfortable Großraum-Hochdachlimousine, die entspanntes Cruisen auf der Langstrecke gewährleistet, auch noch geländegängig sein muss, dafür hat der Hersteller eine einleuchtende Erklärung:
Die letzte Meile bis zur Berghütte der Besitzer könnte womöglich nicht asphaltiert sein, der mountainbikende Familienspross müsste vielleicht während seiner Tour durchs Geröll aus einer misslichen Lage befreit oder der eigene Pferde-Transportanhänger von der aufgeweichten Wiese gezogen werden. Einen halben Meter tiefes Wasser durchwatet das Dickschiff auch noch problemlos, sagt BMW, obwohl man eines im Team um Projekleiter Dr. Jörg Wunder genau weiß: Das herausforderndste Hindernis im Alltag wird in den meisten Fällen die Bordsteinkante vor dem Kindergarten sein.
Die schiere Größe des X7 polarisiert zunächst und mit etwas Nachdenken kommt man schließlich dem Zwiespalt auf die Spur, in dem er entstand: Automobile Größe hat in Europa etwas Provozierendes, denn dort gibt es allenthalben verstopfte und enge Straßen, zu wenig Parkplätze, die auch noch knapp dimensioniert sind, verpestete Innenstädte und die Sehnsucht nach der sauberen Mobilität, die Elektroautos zu erfüllen scheinen. In Europa, präzise in München, wurde der X7 ersonnen, doch eben rein gar nicht für Europa.
Nur ein Perspektivwechsel macht das X7-Projekt plausibel: Vokabeln wie Feinstaubbelastung oder Fahrverbot rufen bei Amerikanern allenfalls Achselzucken hervor, sie zahlen in vielen Gegenden umgerechnet nur rund 50 Eurocent für den Liter Sprit.
„Size matters“ - Größe zählt, ist ein geflügeltes Wort in den Vereinigten Staaten, die für sich genommen fast so groß wie Europa sind. Dort wird der Markt voraussichtlich die Hälfte der X7-Produktion aufsaugen. Und wenn BMW die allgemein erwartete Plugin-Version des Fahrzeugs bringt, wird China, das ebenfalls annähernd so groß wie Europa ist, ebenfalls einen enormen Teil der Produktion für sich verlangen. Größe zählt auch als Signal des Selbstbewusstseins und so überrascht es nicht, dass die Markenniere am Kühlergrill gleich 50 Millimeter höher geraten ist als beim Modell X5.
Nicht relativ, sondern absolut soll der Komfort sein, den man im X7 vorfindet. Es ist das erste SUV der Bayern, das von vornherein als Siebensitzer ausgelegt ist, wobei der Bequemlichkeits-Faktor in der sechssitzigen Konfiguration am größten ist.
Fahrdynamisch lässt der Achtzylinder keine Wünsche offen, dafür sorgen schon 650 Newtonmeter Drehmoment. Der deftige Sound drängt in den Hintergrund, dass man auch mit der Bowers & Wilkins-Soundanlage eine höchst angenehme Beschallung erreichen könnte. Schade nur, dass gerade dieser Motor bei Markteinführung in Deutschland nicht angeboten wird. Stattdessen gibt es den Sechszylinder-Diesel (265 PS), den Sechszylinder-Benziner (340 PS) sowie als Sahnehäubchen den M50d (400 PS).
Die Herausforderung im Box Canyon hat der X7 übrigens mit Bravour gemeistert. Mittels Luftfahrwerk auf maximale Bodenfreiheit aufgepumpt, durch Bergabfahrkontrolle vor allzu Tempo auf ausgewaschenen Schotter-Abhängen geschützt, rollte die mobile Business-Lounge souverän über den fragwürdigen Untergrund. Was mit eigenen Augen vom Fahrersitz aus nicht einsehbar ist, prüfen Kameraaugen und projizieren ihre Bilder auf den Navi-Bildschirm für sicheres Manövrieren. Ein Hardcore-Geländewagen will der X7 per Definition zwar gar nicht sein, aber wo er tatsächlich seine Offroad-Grenzen hat, war bei diesem Schwierigkeitsgrad nicht zu ermitteln. (ampnet/afb)
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