Frech, der seit fast genau fünf Jahren Technik-Vorsand bei Bentley ist, bekommt leuchtende Augen, wenn er die Besonderheiten des Bentayga-Diesels aufzählt. „In der Abgasablage sorgen spezielle Schalldämpfer, Kanäle und Absorber dafür, dass der Sound stimmt“, schwärmt der schwäbische Ingenieur. Gemeinsam mit seinem Chef, Wolfgang Dürheimer, hat er jahrelang bei Porsche dafür gesorgt, dass die Produkte ihren typischen Charakter haben. Nächstes großes Projekt ist die dritte Variante des Bentaygas: Ein Plug-In-Hybrid mit einem V6-Benziner als konventionelle Kraftquelle. Bevor Frech das Lenkrad aus der Hand gibt, tritt er noch einmal kräftig aufs Gas, während ein Fotograf die exklusive Spritztour dokumentiert. „So lange der Blitz von innen kommt, ist alles in Ordnung“, scherzt der 58-Jährige. Kernig, aber nicht vorlaut nimmt das 2,4-Tonnen-Schiff Fahrt auf. Den kurzen Moment, bis der Twin-Scroll-Lader seine volle Leistung bringt, überbrückt eine elektrische Turbine und bläst den acht Zylindern die nötige Verbrennungsluft ein. Auch wenn der Beweis bei dieser Fahrt nicht angetreten werden kann, Zweifel kommen keine auf, dass hier das schnellste Diesel-SUV der Welt unterwegs ist. Abnutzungserscheinungen gibt der „Dauerläufer“ nicht zu erkennen, obwohl er täglich Fahrprofile zu absolvieren hat, die ihn schneller altern lassen sollen. Hat so ein Wagen 40 000 Kilometer auf dem Tacho, entspricht dies rund 100 000 Kilometer im normalen Fahrbetrieb. Die Belastungen, oft auf Pisten fragwürdigster Beschaffenheit, sind so inszeniert, dass sie auch zu Schäden an Bauteilen führen können – damit eine solche Schwachstelle bis zu den ersten Auslieferungen ausgemerzt werden kann. Nach dem, was vom Fahrerplatz aus zu sehen ist, befindet sich der Dauerläufer in Topzustand. Auf dem Rücksitz gluckst ein regloser Mitfahrer im Takt der Bodenwellen. Der Dummy ist mit etlichen Litern Wasser gefüllt, so wird die Auslastung der Kabine mit mehreren Personen simuliert. Rings um den Tank sind zahlreiche blinkende Aufzeichnungsgeräte und Kabel installiert, das Paket wird von Klebeband zusammen gehalten. „Die hier aufgezeichneten Daten geben uns einen perfekten Überblick über den Fahrzeugzustand auf jedem Meter, den es zurücklegt“, erklärt Frech die Versuchsanordnung. Die Lenkung ist erwartungsgemäß feinfühlig und direkt, der mächtige Schub von 900 Newtonmetern schon knapp über Leerlaufdrehzahl setzt nicht brachial und ungestüm, sondern würdevoll und gelassen ein. „Smooth“ würde das wohl ein Engländer nennen. An einen Diesel erinnert das verhaltene Grummeln nur sehr entfernt, selbst dann, wenn sich Motor 3500 Umdrehungen in der Minute nähert. Die Bremsen, natürlich Brembo, halten die schwere Fuhre zuverlässig im Zaum. Die leichte Hecklastigkeit der Antriebsverteilung dürfte allenfalls bei einem dynamischen Ausflug auf der Rundstrecke spürbar werden. Walter Owen Bentley war der Überzeugung, dass seine Automobile ihre Antriebskraft aus reichlich bemessenem Hubraum schöpfen sollten. Deshalb setzte er kurz vor dem Verkauf seiner Firma noch die „8-Litre“-Limousine ins Werk. Einen Kompressor („Blower“) lehnte er strikt ab, der dann aber doch realisiert wurde, als er nicht mehr Chef im eigenen Hause war. Wie er wohl einen Dieselmotor in einem Bentley gefunden hätte? Für Rolf Frech steht das außer Frage: „Wenn er in diesem Auto gefahren wäre, hätte es im sicher gefallen.“ (ampnet/afb) Bentley Bentayga Diesel Länge x Breite x Höhe (in m): 5,14 x 2,00 x 1,74 Radstand (m): 2,99 Motor: V8-Dieselmotor, 3956 ccm, Biturbo, E-Lader, Direkteinspritzung Leistung: 320 kW / 435 PS bei 3750–5000 U/min Max. Drehmoment: 900 Nm von 1000–3250 U/min Höchstgeschwindigkeit: 270 km/h Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 4,8 Sek. ECE-Durchschnittsverbrauch: 7,9 Liter / 100 km
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