Donnerstag, 30. Juli 2009 Audi A5 Sportback: Bella Machina
Audi A5 Sportback. Foto: UnitedPictures
Eines der schönsten Coupés der Audi-Geschichte stammt aus dem Studio Bertone: das Audi 100 Coupé von 1972. Heute brauchen die Audis keinen Designer von aussen mehr. Sie haben ihren eigenen Italiener, den Designchef Walter de' Silva. Seit er den Audi A5, S5 und A5 Cabrio verantwortet hat, ist klar: Schöne italienische Autos kommen aus Ingolstadt. In diese Reihe gehört auch der neue Audi A5 Sportback. Aber nur mit typisch italienisch sportlicher Eleganz der äusseren Formen allein entsteht noch kein Premiumautomobil. Dazu gehört richtungweisende Technik, vorbildliches Innendesign, hochwertige Materialien und eine vorbildliche Qualität der Verarbeitung. Michael Dick, Entwicklungsvorstand bei Audi hält diese Bedingungen bei der A5-Baureihe für erfüllt. Bei der Präsentation des Audi A5 Sportback wies er jedenfalls darauf hin, in Westeuropa habe Audi "die Premiumführerschaft übernommen" und könne sie in China und in vielen weiteren Einzelmärkten "unangefochten halten".
|
Die Chinesen werden noch bis 2010 auf den Neuen warten müssen. In Deutschland geht’s schon im September los. Audi zeigt den A5 nicht ohne Hintergedanken, wie Dick klarstellte. Er sieht die A5-Baureihe als die "Toskana-Fraktion" der Ingolstädter. Speziell der Sportback soll als Einstiegsmodell viele Neukunden an die Marke heranführen. Ein Blick auf das Motoren- und Getriebeprogramm für den Neuen unterstreicht diesen Anspruch. Zum Start gibt es drei Benziner und drei Diesel mit Sechsgang-Handschalter, dem stufenlosen Getriebe Multitronic und dem Sieben-Gang-DSG-Getriebe. Dazu kommen eine Reihe von Modellen mit dem Allradantrieb und bestimmt auch bald ein S5 Sportback. Audi stattet den A5 mit allem aus, was das Regal zu bieten hat. In naher Zukunft beginnt die Palette mit dem 143-PS-Diesel und sie endet zunächst beim bekannten Drei-Liter-Diesel und dem 3,2-Liter-FSI-Motor mit 265 PS. Kein A5 Sportback wird mehr als 10 Sekunden auf 100 km/h benötigen; der grosse Benziner und der grosse Diesel schaffen das in 6,1 Sekunden. Flott sind sie also alle. Wir fuhren jetzt den 2.0 TDI mit 170 PS, Frontantrieb und Handschalter, also das Einsteigermodell auf der Dieselseite, solange der 143-PS-Motor noch nicht zur Verfügung steht. Dem 2.0 TDI fehlt nichts, was man fürs komfortable oder sportive Fahren benötigt. Die Schaltung ist so gut, dass man schon fast darüber nachdenken könnte, auf eine Automatik zu verzichten. Auch der "Kleine" wetzt neutral und schnell um die Kurven, dank eines elektronischen Sperrdifferenzials, das den Audi gewissermassen in die Kurve schiebt und dabei dem ESP oft die Arbeit abnimmt. Schon der 2.0 TDI zeichnet sich durch geringe Fahrgeräusche aus. Er fährt so leise wie sein ganz grosser Bruder A8 und wird darin auch von den Benzinern nicht übertroffen. Gut gefallen hat uns der 2.0 TFSI, ein Vierzylinder mit 211 PS. Der bietet immerhin 350 Nm ab 1500 Umdrehungen pro Minute und lässt in Kombination mit der S-Tronic und dem Sportdifferenzial samt dem Fahrdynamiksystem Audi Drive Select und Quattro-Antrieb kaum noch Wünsche offen. Sein Verbrauch von im Schnitt (nach EU-Norm) 7,4 Litern scheint so gar nicht zu den Fahrleistungen zu passen. Schaltanzeige, Rückgewinnung der Bremsenergie und das Start-Start-Stopp-System bei den handgeschalteten Zwei-Liter-Varianten helfen natürlich dem Fahrer bei ökonomischen Fahren und den Technikern bei der Ermittlung eines günstigen Normverbrauchs. Bei unseren ersten Probefahrten war der 2.0 TFSI einer unserer Favoriten; denn dieser Motor liefert den Beweis, dass Sechszylinder in dieser Klasse kein Muss mehr sind. Als unseren zweiten Favoriten haben wir dennoch einen Sechszylinder auserkoren, den 3.0 TDI, der mit 6,1 Sekunden nur ein halbe Sekunden schneller auf 100 km/h kommt als der TFSI. Der grosse TDI begeistert nach wie vor mit der Souveränität seiner Kraftentfaltung, jetzt aber auch mit seinem Verbrauch. Der liegt im Schnitt bei 6,6 Liter auf 100 km. Muss man eigentlich über Audi-Innenräume noch viele Worte verlieren? Man hat alles im Blick und im Griff, und die Bedienung ist fast selbsterklärend. Das gilt auch für das Steuerteil auf der Mittelkonsole (MMI), mit dem man die Bordelektronik bedient. Alles ist edel verpackt, mit Herzblut gestaltet und dennoch kommt auch bei diesem Audi nicht der Eindruck von Effekthascherei auf. Echter Premium-Adel erweist sich eben in der Zurückhaltung. Damit sind wir wieder beim "Italiener", bei der "bella machina". Der Sportback stimmt nur bis zur Unterkante der A-Säule mit dem A5 überein. Danach wurde alles neu gezeichnet, ohne dabei den Charakter des A5 zu verwässern. Mit 4,71 Metern überragt der Viersitzer den A5 in der Länge. Mit dem längeren Radstand bleibt für die Passagiere mehr Raum. Unter dem flach nach hinten auslaufen Coupéheck bleibt mehr Raum als bei anderen viertürigen Coupés. Der Kofferraum fasst 480 Liter und lässt sich auf 980 Liter vergrössern. Man möchte Dick glauben, damit könne Audi neue Kunden finden. (ar/Sm)
|