Mittwoch, 10. November 2010 Audi: Elektroauto darf keine Verzichterklärung sein
R8 e-tron – Sprinten mit Strom, ein außergewöhnliches Erlebnis. Vier Motoren sorgen mit 230 kW/313 PS Gesamtleistung für fulminante Fahrleistungen. Foto: UnitedPictures/Auto-Reporter.NET
Audi TechDay im Werk Ingolstadt. Frank van Meel, bei der Audi AG die Strategie des Unternehmens in Sachen Elektromobilität steuernd, spricht von „spannenden Zeiten“, in denen wir lebten; eine Anspielung auf den „Umbruch in der Automobilindustrie“. Mit Hochdruck arbeite Audi an der Automobilität der Zukunft, sagt er und fasst damit gewissermaßen vorauseilend schon die Eindrücke zusammen, die dieser Tage Journalisten vor Ort in ausgewählten „heiligen Hallen“ des Ingolstädter Audi-Werks sammeln. Schon beim Rundgang lässt sich auf Schritt und Tritt das entschlossene Engagement spüren, das Audi der Elektromobilität widmet. Konkrete Informationen zu Audis ehrgeiziger Zielsetzung, 2020 führender Hersteller von Autos mit elektrischem Antrieb zu sein, vermitteln die begleitenden Vorträge der Experten aus dafür zuständigen Betriebsbereichen. Visionen nehmen Gestalt an.
|
Dass „e-tron“ ein ebenso Audi-typischer Begriff sein werde wie „quattro“, nimmt man den Rednern ab, schmückt der Namenszug „e-tron“ doch längst mehrere Testfahrzeuge mit Audi-Ringen. „Für die E-Mobilität gibt es keinen Königsweg“, erklärt van Meel. Deshalb widme sich Audi neben unterschiedlichen Hybrid-Antriebskonzepten, also dem hilfreichen Verbund von Verbrennungs- und Elektromotor, selbstverständlich auch dem rein elektrischen Antrieb; mit und ohne Range Extender als sogenanntem Reichweitenverlängerer.
Weil Journalisten gewöhnlich genauer erfahren wollen, was Sache ist, schlägt natürlich keiner die Gelegenheit aus, den ersten „teilelektrischen“ Audi, der in Serie gehen wird, auf einem 20-Kilometer-Rundkurs kennenzulernen. Es ist ein SUV Q5 hybrid quattro. Erste Fahreindrücke werden auch vom imposanten batteriebetriebenen Sportler R8 e-tron und vom A1 e-tron mit nach Hause genommen. Dem kleinsten Audi spendierte man neben E-Motor und Lithium-Ionenbatterie einen Generator, angetrieben von einem kleinen Wankelmotor mit 250 ccm Hubraum. Das Hilfsaggregat wurde zusammen mit dem Hochvoltakku so im Heck untergebracht, dass nichts vom Volumen des A1-Gepäckraums verloren geht. „Wankelnd“ wird bei Bedarf, sobald die Batterie anfängt zu schwächeln, ein Generator angetrieben, der Strom nachliefert. Den Umweg über die Batterie muss die willkommene Spende gar nicht erst nehmen: An Bord erzeugter Strom steht spontan für den Fahrmotor zur Verfügung. Die Fahrt kann elektrisch fortgesetzt werden. Solcher Gedanke ist ein beruhigender Fahrtbegleiter.
Was fällt auf? – Audi entwirft kein „E-Auto“, dem von vornherein diese Sonderrolle zugedacht ist und das ganz anders daherkommt als ein herkömmliches Serienmodell. Elektromobilität, in welcher Variante auch immer, will Audi in aktuellen Modellreihen anbieten. Deren Design, markantes Wesensmerkmal der Marke, soll ohne Abstrich erhalten bleiben. Lediglich im Cockpit lassen ein paar ungewohnte Anzeigen den Sonderstatus des Antriebs erkennen. „Das Elektroauto darf keine rollende Verzichterklärung sein.“ So sieht das van Meel.
Die beim TechDay in Ingolstadt wahrgenommenen gezielten Anstrengungen vor Ort machen deutlich, dass die Autobranche von der Elektromobilität offensichtlich schneller und intensiver erfasst wurde als zunächst gedacht. In zehn bis fünfzehn Jahren sei es eine Selbstverständlichkeit, dass zum Pkw-Angebot neben Autos mit Verbrennungsmotor solche mit elektrischem Antrieb gehörten, ist Audis Strategiechef überzeugt.
Der Anspruch „Vorsprung durch Technik“ verpflichte die Marke, auch bei der Elektromobilität die Nase vorn zu haben. Am Ende des TechDay drängt sich als Fazit auf: Audi macht Ernst. Ablesen lässt sich das an den beeindruckenden Technik-Investitionen für den Entwicklungsbereich Elektromobilität, beispielsweise aber auch daran, dass allein in diesem Jahr 400 neuen Mitarbeiter eingestellt wurden.
Audi wisse, wie wichtig es sei, „zum richtigen Zeitpunkt das richtige Produkt am Markt zu haben“, gibt Frank van Meel den Journalisten noch mit auf den Weg und setzt einen optimistischen Schlusspunkt: „Die Zukunft kann kommen.“ (Auto-Reporter.NET/Wolfram Riedel)
|