Für den Mehrpreis von stolzen 35 600 Euro im Vergleich zum R8 plus bietet der auf 99 Einheiten begrenzte LMX nicht nur Laser-Fernlicht, sondern auch zahlreiche kosmetische Änderungen und einen hochdrehenden V10-Saugmotor, der über modifizierte Einlasskanäle und eine spezielle Motorsteuerung auf 570 PS erstarkt ist. Das sind 45 PS mehr als beim regulären V10 - und immer noch 20 PS mehr, als der R8 plus zu bieten hat. Das Sieben-Gang-Doppelkupplungsgetriebe ist obligatorisch; die phantastische Sechs-Gang-Handschaltung mit offener Kulisse gibt es leider nur noch beim Achtzylinder. Trostpflaster für Enthusiasten: So perfekt wie der intern DL800 genannten Automatik gelingt das Zwischengas nicht einmal dem professionellsten Fahrer. Ganze 3,4 Sekunden benötigt der R8 LMX, um von 0 auf 100 km/h zu sprinten; die Höchstgeschwindigkeit liegt bei glatten 320 km/h. Untermalt wird die Beschleunigungsorgie von einer Klangkulisse, die jedem Formel-Eins-Nostalgiker die Tränen in die Augen treiben dürfte: Hier lebt sie noch, die Zehnzylinder-Herrlichkeit. Fahrwerk und Lenkung des allradgetriebenen R8 LMX operieren mit höchster Präzision. Der Supersportwagen dreht derart leichtfüßig in Kurven ein, dass auch weitaus neuere Konkurrenzmodelle kaum mithalten können. Die grau beschichteten 19-Zoll-Räder bergen eine extrem bissige und fadingfrei operierende Kohlefaser-Keramik-Bremse. Vorn sind 235/35er-Reifen aufgezogen, hinten setzt Audi 305er-Bereifung der Serie 30 ein. Der R8 LMX ist aerodynamisch auf sehr hohe Geschwindigkeiten vorbereitet; der vordere Splitter und Flics sowie der massive, starre Heckflügel sorgen für entsprechenden Anpressdruck. Die Federung ist trocken und sportlich ausgelegt, aber ohne extreme Härte. So bleibt der R8 LMX auch auf unebenen Pisten souverän in der Spur. Dafür, dass der Komfort nicht zu kurz kommt, sorgt vor allem das luxuriös ausstaffierte Interieur. Kohlefaser-Applikationen unterstreichen die Leichtbau-Philosophie des R8; die aus Gewichtsgründen manuell einstellbaren Alcantara-Sportsitze sorgen für perfekten Seitenhalt, und die blauen Nähte sowie der Alcantara-Dachhimmel setzen LMX-spezifische Akzente. Die Außenlackierung in Arablau metallic ist nur beim LMX zu bekommen. Die Einstiegleisten zeigen die Produktionsnummer der limitierten Serie an - exakt durchnumeriert. Ob sich der Wettkampf um das Laserlicht gelohnt hat, ist nur am Steuer der R8 LMX zu klären - und hier bestätigt sich der Eindruck, den wir bereits bei einer Mitfahrt in einem BMW-i8-Prototypen gewonnen haben: Das Laser-Fernlicht habt das nächtliche Fahrerlebnis auf ein deutlich höheres Niveau. Der Einschaltvorgang der Laser ist trotz des bereits sehr starken LED-Fernlichts deutlich wahrnehmbar; die Strahler tauchen die Straße weit über einen halben Kilometer hinaus in gleißend helles Licht. Es handelt sich um eine Anwendung für leere Straßen; die Lichtquellen schalten sich nur dann auf, wenn die konservativ kalibrierten Sensoren ihre Freigabe erteilen. Übrigens ist die Farbe der Laserstrahlen so bläulich kalt, dass sie über einen Phosphorkonverter ins weiße Spektrum zurückgeholt werden muss. Das Licht verlässt den Scheinwerfer in einem gebündelten, extrem hellen Strahl. Theoretisch ließe sich diese Lichtintensität zwar auch mit LEDs darstellen. Dann würde der Scheinwerfer allerdings erheblich größer ausfallen. In Zukunft wollen die Entwickler weitere Funktionen per Laser darstellen, etwa dynamische Lichtverteilungen oder auch Projektionen auf die Straße. Audi und BMW wollen die Technologie sukzessive auf neue Modelle ausrollen; nach Audi R8 LMX und BMW i8 dürften weitere Oberklasse- und Sportwagenmodelle folgen. Klar ist jedoch, dass die Laser-Lichtquellen auch mittelfristig auf hochpreisige Modelle beschränkt bleiben. Beim R8 dienen sie als strahlender Schlussakkord. Das Nachfolgemodell wird für Frühjahr 2015 erwartet, und es dürfte kaum verwundern, wenn die Laser-Scheinwerfer auch dort ins Lieferprogramm aufgenommen werden.
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