Sicher werden Freunde des alten Q7 bedauern, dass der mit dem Modellwechsel auch gleich seinen Charakter gewechselt hat. Der Neue wirkt so, als wolle er nicht länger die Rolle eines Räumpanzers auf der linken Spur übernehmen. Er gibt sich gesitteter und bescheidener, weil ihn seine Designer mehr im Mainstream platziert haben. Aber angesichts der Motorleistung von 245 kW / 333 PS bleibt dieser Q7 ein Wolf im Schafspelz, der in 6,1 Sekunden von 0 auf 100 km/h sprinten kann und sein hohes Drehmoment von 440 Newtonmetern (Nm) über einen breiten Drehzahl für seine Acht-Gang-Automatik zum Spurt bereithält. Fordert der Fahrer den Spurt, klingt der Sechszylinder sportlich kernig, lässt er es, hört er den Motor nicht. Dieser Wolf kann so gut gleiten, dass ein Fahrer leicht vergessen kann, was außer der ungewöhlich leisen Fahrt noch so alles im Q7 steckt. Unterhaltungen in normaler Lautstärke sind auch bei Tempo 200 noch möglich, weil sich auch die Abroll- und die Windgeräusche zurückhalten. Wir beugten uns der Erfahrung, dass Audi für den Fahrmodus „Auto“ meist das optimale Verhalten anbietet und sind damit mal wieder gut gefahren, übrigens auch schnell, wenn die Autobahn das zuließ. Am Ende hatten wir einen Durchschnittsverbrauch von 11,6 Litern Super auf der Uhr, gemessen am NEFZ-Verbrauch von im Schnitt 7,7 Litern eine Menge mehr, gemessen an der Fahrleistungen des Zweitonners mit permanentem Allradantrieb auf der Autobahn: ein angemessener Expresszuschlag. Der Innenraum überzeugt auch bei diesem Audi; ansehnliche Eleganz ohne Pomp und Protz. So langsam gelangen wir zu der Meinung, dass die Innenraumdesigner bei Audi mehr Eindruck hinterlassen als die für die Außenform zuständigen Kollegen: Die Fachwelt spekuliert schon lange, wann Audi die ausgefahrenen Gleise seines Außendesigns verlassen wird. Vom Innenraum hört man nichts dergleichen. Besonderen Gefallen fanden wir am virtuellen Cockpit, den sehr bequemen Individualkontursitzen mit Massagefunktion und Belüftung und den Ausblick auf das Dashboard mit den Luftausströmern über die ganz Breite sowie den edlen, vorbildlich verarbeiteten Materialien und dem Wrap-around-Design von B-Säule zu B-Säule. Das ist eine geschlossene Einheit, die gleichzeitig Vergnügen und Vertrauen verbreitet. Vertrauen ist auch keine schlechte Grundlage für eine innige Bekanntschaft mit dem Audi Q7. Denn in Sachen Elektronik kann Audi so viel, dass die Freaks sich nicht einigen können, wer zur Zeit dazu in Deutschland vorn liegt. BMW oder Audi? Bei der Vielzahl der Assistenzsysteme fühlten wir uns teilweise schon überbetreut, so als müssen man uns an die Hand nehmen. Zum Beispiel in einer Situation, in der die Navi meint, man solle die Autobahn verlassen, das eigene Ortswissen es aber besser weiß. Dann bremst der Wagen an der Ausfahrt, auch auf der linken Spur.
Der Audi Q7 zeigt mit seinen Systemen fürs teilautonome Fahren, auch denen fürs vorausschauende, prediktive Verhalten, mit dem fast geräuschlosen Gleiten in einem großzügigen, edel möbliertem Ambiente voller High-Tech schon einmal eine der angenehmen Seiten des autonomen Autofahrens auf. Wenn kein Fahrspaß möglich ist, kann sich der Fahrer den Systemen und dem Komfort überlassen. Wenn die Bahn frei ist, kann er so frei sein, seinen Pferdchen einen Galopp zu gestatten. Wer das alles heute schon in einem Q7 erleben möchte, muss wissen, auch das hat seinen Preis, im Falle unseres Testwagens genau 101 480,01 Euro (nach Liste). Übrigens: die Ladekante liegt zwar tiefer als beim Vorgänger, aber immer noch bei ungewöhnlich hohen 79 Zentimetern. Da kommt dann „abgehoben“ von „anheben“. (ampnet/Sm)
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