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Montag, 3. September 2018 Was Ro 80-Fahrer mit ihren Fingern anstellten

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NSU Ro 80 (1967–1977). .  Foto: Auto-Medienportal.Net/AudiNSU Ro 80 (1967–1977). . Foto: Auto-Medienportal.Net/Audi

Jedes Mal, wenn sich auf europäischen Straßen zwei dieser völlig neuen Luxuswagen entgegen kamen, grüßten sich die Fahrer durch Handheben, wie es bisher nur zwischen Motorrad-Fahren üblich war. Doch es war nicht der Gruß allein. Mit der Zahl der gehobenen Finger heben zeigte man sich gegenseitig, der wievielte Austauschmotor den eigenen NSU Ro 80 antrieb. Das war im Jahre 1968 – vor 50 Jahren – Sitte.

Der NSU Ro 80 war in jener Zeit die Sensation auf dem Auto-Markt. Die schwäbische Fabrik in Neckarsulm hatte sich in den letzten Jahrzehnten vor dem Beginn des Zweiten Weltkriegs zum größten Zweirad-Produzenten der Welt hochgearbeitet. Mit dem Boom zum Kleinwagen hatte NSU auch einen kleinen Heckmotor-Viersitzer im Programm: den NSU Prinz. Durch Zufall war einer der leitenden Mitarbeiter auch mit einem Felix Wankel in Kontakt gekommen, der behauptete, einen völlig neuen Motor erfunden zu haben: den Kreiskolbenmotor.

 

Während beim konventionellen Otto-Motor in einem stehendem Zylinderblock die Kolben auf- und ab arbeiteten, drehte sich nach Wankels Idee der Block um einen Kolben. Bei NSU griff man die Idee auf. Bald sank aber die Begeisterung; denn der Kreiskolbenmotor war zu wuchtig. Schon 1954 arbeitete der NSU-Konstrukteur Hanns Dieter Paschke den Kreiskolbenmotor zum Drehkolbenmotor um, Hierbei stand der Zylinder fest. In ihm drehte sich eine Welle mit Scheibe, die jeweils mehrere Brennräume bildete. Der Vorteil: während beim Hubkolbenmotor das ständige auf und ab der Kolben Unwuchten erzeugte, wurde der Drehkolbenmotor mit immer höherer Drehzahl immer leiser im Lauf, damit vibrationsärmer.

Bei einem Wankelmotor wurde die Verbrennungsenergie ohne den Umweg einer Hubbewegung und der Kurbelwelle direkt in eine Drehbewegung umgesetzt. Es existieren prinzipiell zwei kinematische Versionen: Der Drehkolben-Wankelmotor und der Kreiskolben-Wankelmotor. Wirtschaftliche Bedeutung konnte nur der von Hanns-Dieter Paschke konzipierte Kreiskolben-Wankelmotor erlangen, der allgemein als Wankelmotor bezeichnet wird.

Beim KKM 57P übernahm der bogig-dreieckige Rotationskolben, als Läufer bezeichnet, gleichzeitig die Funktionen der Kraftabgabe und der Steuerung der Gaswechselvorgänge. Der Kreiskolben-Wankelmotor hatte eine Exzenterwelle und damit eine geringe Unwucht, die durch Ausgleichsgewichte völlig ausgeglichen werden konnte. Der Drehkolben-Wankelmotor DKM 54 hatte keine Exzenterwelle. Hier drehten sich der Läufer unwuchtfrei um ihre eigenen Schwerpunkte. Die Achsen waren somit exzentrisch zueinander gelagert. Beim DKM 54 war der Außenläufer das kraftabgebende Element, der Innenläufer diente nur als Absperrteil zur Steuerung des Gaswechsels.

Im März 1960 war der erste Erprobungswagen mit einem Wankel-Drehkolbenmotor fertig. Ein Prinz III, der am Hinterteil in Handarbeit zusätzliche Lüftungsschlitze erhielt. Im Heck arbeitete ein Einkammer-Wankelmotor mit 250 ccm und 40 PS bei 11 000 Umdrehungen pro Minute (U/min). Das Versuchsfahrzeug besaß einen DrehzahImesser und einen Öltemperaturanzeiger. Der Wagen mit dem neuartigen Motor ging nicht in Serie.

Erfinder Felix Wankel hatte sich zusichern lassen, dass der neue Motor Wankel-Motor heißen sollte. Die Versuche damit liefen nun auf Hochtouren. Der deutsche Automobilhersteller NSU in Neckarsulm stellte am 24. November 1959 den Rotationskolbenmotor vor.

Sein Debüt feierte der NSU Ro 80 (Ro für Rotationskolben) zur Frankfurter Automobil-Ausstellung im September 1967. Seine Serienfertigung begann im Oktober 1967. (Maße 4,78 x 1,76 x 1,41 m, Radstand 23,86 m, Leergewicht 1280 kg,Tankinhalt 83 Liter). Es war eine viersitzige, viertürige Stufenheck-Limousine mit der später oft kopierten nach hinten ansteigenden Linie. Im Gegensatz zur Konkurrenz besaß der große NSU-Wagen eine rundliche Front mit in den Grill einbezogenen Rechteck-Scheinwerfern, eine dreidimensional gewölbte Frontscheibe und ein aufwendiges Fahrwerk.

Unter der Bughaube arbeitete ein wassergekühlter Zweikammer-Kreiskolbenmotor, System Wankel, mit je 499,5 ccm Hubraum, der es auf eine Leistung von 115 PS brachte. Die Kraft wurde über ein halbautomatisches Vier-Gang-Getriebe übertragen. Beim Berühren des Mittelschalthebels löste sich die Kupplung und gab den Weg zum manuellen Gangwechsel frei. Die Kraft wurde auf die Vorderräder übertragen. Die Höchstgeschwindigkeit des Wagens lag bei 180 km/h. Im August 1967 begann die Serienfertigung. Sie endete im Juli 1977 nach 37 406 Exemplaren, denn die Benzinkrise führte dazu, dass besonders durstige Autos von den Käufern verschmäht wurden.

Felix Wankel brachte es zu Reichtum, Er gründete etliche Stiftungen.Vom Wankel-Motor ist heute – 50 Jahre danach – fast nichts geblieben. Felix Wankel starb am 9. Okober 1968 in Heidelberg. (ampnet/hptb)

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