Auf der anderen, der südamerikanischen Seite der Welt sind die Sorgen von daheim ganz weit weg. Da können sich alle noch ganz auf das neue viertürige Coupé aus dem Hause Audi konzentrieren. Verdient haben die Entwickler das, wie bei den ersten Probefahrten deutlich wird, bei denen der Neue nicht nur Höhenmeter, sondern auch eine Temperaturdifferenz von minus 9 Grad bis plus 30 Grad bewältigen musste – typisch für diese Tage im tiefen Winter in der Atacama.
Mit dem Q8 folgt auch Audi weiter dem Trend vom gesellschaftsfähigen Geländewagen der Kategorie SUV hin zum viertürigen Groß-Coupé. Die entfernen sich zusehends vom immer noch nützlich wirkenden Kastenwagen. Sie stellen eine neue Gattung dar, an deren Erfolg nur ihre Pioniere glaubten. Der Widerspruch schien zu groß. Groß bis pompös oder dynamisch mit sportlicher Eleganz – diese Begriffspaare schienen unvereinbar.
Dem Gattungsbegriff SUV zum Trotz beziehen sich die Audi-Designer um Marc Lichte beim Q8 auf die sportlichen Ursprünge der Marke, auf den Audi Sport, genannt „der Kurze“, das Homologationsmodell für den legendären Rallye-Quattro. Der leistete 300 PS, wog keine 900 Kilogramm und fiel mit drei Merkmalen besonders auf: kurzer Radstand, kleine Fensterflächen wegen hoher Schultern und die extrem ausgestellten, eckigen Quattrobacken, die Platz für breite Rennschlappen schufen.
Diese Quattrobacken finden sich beim Q8, wenn auch deutlich dezenter. Ebenso die hohe Gürtellinie mit den extrem breiten Schultern und die schwarz unterlegte Partie für die Leuchten am Heck. Auch diese Elemente unterscheiden den Q8 vom Q7. Nur der Radstand ist mit 2,99 Metern gleich. In der Länge fehlen dem Q8 im Vergleich mit dem Q7 genau 66 Millimeter. Dafür misst er in der Breite 27 Millimeter mehr und steht möglichst auf noch größeren Rädern, in der Serie auf 19 Zoll, bis 22 Zoll passen in die Backen.
Die Silhouette hat mit der flacher stehenden A-Säule und der sanft nach Art des Coupés abfallender Dachlinie wenig von einem Kastendesign. Dennoch bleibt auch hinten verschwenderisch viel Platz für Kopf, Knie und Ellenbogen. Auch das Gepäck kommt nicht zu knapp davon. Der 605 Liter große Gepäckraum lässt sich mit der um 100 Millimeter nach vorn verschiebbaren Rücksitzbank vergrößern. Maximal möglich sind 1775 Liter. Zur Zuladung liegen zur Zeit noch keine Daten vor, Aber immerhin wissen wir schon, dass der Drei-Liter-Diesel mindestens 2145 Kilogramm wiegen wird.
Beim Innenraumdesign hat Audi seine Position gegenüber den Münchnern und den Stuttgartern behaupten können. Während die Münchner sich mit ihren Instrumenten- und Bildschirm-Clustern nach wie vor am ehesten die Bezeichnung Cockpit verdient haben und die Stuttgarter sich mit einem eher opulenten Stil profilieren, betont Audi wieder die typische neue Sachlichkeit. Unterhalb der bekannten, von B-Säule zu B-Säule umlaufenden Wrap up-Line gliedern sich nun klar getrennte Bereiche über die ganze Breite an, die von schwarzem Klavierlack-Glanz dominiert werden. Die Mitte über dem Tunnel beherrschen zwei Touchscreens, einer mit 10,1 Zoll für Infotainment und Navigation, darunter der für Lüftung und Klima mit 8,6 Zoll.
Zum Marktstart bringt Audi den Q8 3.0 TDI mit 286 PS / 210 kW. Der bringt es auf ein maximales Drehmoment von 600 Newtonmetern (Nm). In 6,3 Sekunden soll er die mindestens 2,2 Tonnen auf 100 km/h beschleunigen und eine Höchstgeschwindigkeit von 245 km/h erreichen. Anfang kommenden Jahres folgen ein kleinerer Drei-Liter-Diesel mit 231 PS (170 kW) im Audi Q8 45 TDI und ein Sechszylinder-Benziner mit 340 PS (250 kW) im Audi Q8 55 TFSI.
Wohin man auch blickt: Scheinwerfer, Assistenzsysteme, Ausstattungen oder Individualisierungsmöglichkeiten – der Audi Q8 passt zum Anspruch der Ingolstädter Marke. Die Macher haben sich Respekt verdient. Das konnte auch der Staub der Wüste und der überraschende Schlammschwall nicht verdecken. (ampnet/Sm)
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