Mittwoch, 29. Mai 2019 Audi SQ2: Understatement mit Volldampf
Audi SQ2. Foto: Auto-Medienportal.Net
Grau war einst die Autofarbe aller, die zeigen wollten, denen das Prestige ihres Auto nicht wichtig war. Heute ist Vorsicht geboten, denn Grau kann sich als Schafspelz für echte Wölfe erweisen. Wir sprechen von unserem Audi SQ2 in einem hochglänzenden Metallic-Grau, hervorgehoben von hochglänzendem Schwarz beim Singleframe-Grill, den Gittern der Lufteinlässe sowie Spiegelgehäuse, Diffusor, C-Säule und Endrohr-Blenden. Auch mit dem speziellen Dachkantenspoiler und den „quattro“-Schriftzügen an den Türen teilt unser SQ2 der Umwelt mit, dass sein Grau als Provokation verstanden werden muss, das auf den Wolf hinweist. Wer es immer noch nicht verstanden hat, dem zeigt er seine roten Bremssättel.
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Schon der Audi Q2 zeigt sich als ein SUV mit Ecken und Kanten. Die flach gestaltete Kabine mit der für ein SUV geringen Höhe von 1,52 Metern, der polygonale Einschnitt an der Flanke und das Blade auf der C-Säule verleihen ihm einen typischen Auftritt, der ihn mehr als Crossover dastehen lässt. Das wirkt schneller, hat für Großgewachsene aber den Nachteil, dass die kleinere Türöffnung eine ganz SUV-typische Verbeugung verlangt.
Etwas überraschend betrat der Audi SQ2 im Dezember 2018 die Bühne – oder besser die Piste. Sein erster Auftritt erfolgte im eher typischen, knalligen Rot für extrovertierte, sportliche Audis. Das ist eine ehrliche Farbe für den Kleinen von 4,21 Meter Länge, der sich nicht unter Gernegroß einordnen lässt. Denn bei seinem Gewicht von unter 1,7 Tonnen, seinem 300 PS-Turbomotor, den 400 Newtonmetern Drehmoment – beides über einen großen Drehzahlbereich – ist er ein Großer seine Klasse. Den Spurt von 0 auf 100 km/h schafft er in 4,5 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit wird bei 250 km/h abgeregelt.
Der SQ2 liefert aber nicht nur Werte für ein erfolgreiches Quartett-Spiel. Wes‘ Geistes Kind er ist, wird dem spätestens deutlich, der sich zum ersten Mal in die integrierten Sportsitze gleiten lässt. Der SQ2 sitzt wie angegossen, eben wie ein Rennanzug. Der Fahrer wird zu einem fest verbundenen Element des Gesamtpakets SQ2: Alles im Blick, alles im Griff und das in der gewohnt sauber gestalteten Audi-Umgebung. Der Dachhimmel, die Säulen und die Sitzbezüge sind in Schwarz gehalten. Die Pedalkappen und die Fußstütze sind aus Edelstahl gefertigt, die beleuchteten Einstiegsleisten vorn tragen S-Logos. Die Lederausstattung (schwarzes Nappaleder mit roten Sitz- und Rückenflächen) beeindruckt, trotz des Aufpreises von 1500 Euro.
Bei unserem SQ2 war das „Audi virtual cockpit“ an Bord. Die Funktionen des volldigitalen Kombiinstruments kann der Fahrer auch über Lenkradtasten steuern. Sein 12,3 Zoll-Bildschirm bietet drei unterschiedliche Ansichten, darunter einen Screen, der den Drehzahlmesser in den Mittelpunkt rückt. Die wichtigsten Informationen werden außerdem auf einem (aufpreispflichtigen) Head-up-Display gezeigt.
Der Motor erfüllt seinen Teil vom Versprechen des Designs. Der Vierzylinder-TFSI übertrifft mit seinen 300 PS alle Rivalen. Im Modus „dynamic“ des Fahrdynamiksystems „Audi drive select“ begleiten kurze Zwischengasstöße die schnellen Gangwechsel des Sieben-Gang-Doppelkupplungsgetriebe S-tronic. Der Fahrer das Getriebe in den automatischen Modi D oder S betreiben oder selbst steuern.
Der Allradantrieb Quattro ist beim SQ2 Standard. Seine hydraulisch betätigte Lamellenkupplung verteilt die Momente zwischen den Achsen. Wenn die vorderen Räder Grip verlieren, gehen bis zu 100 Prozent der Kräfte nach hinten. Lenkt der Fahrer bei sportlicher Fahrweise ein, wird ein Teil der Momente auf die Hinterachse geleitet. Das erleichtert das Einlenken ebenso wie die radselektive Momentensteuerung durch minimale Bremseingriffe. Das S-Sportfahrwerk legt den SQ2 um 20 Millimeter tiefer als den Q2. Die Servounterstützung der Progressivlenkung arbeitet mit schärferer Kennlinie.
Das Fahrdynamiksystem "Audi drive select" lässt dem Fahrer die Wahl zwischen den Profilen „auto“, „comfort“, „dynamic“, „efficiency“ und „individual“. Darüber managt der SQ2 die Lenkung, die Automatik und weitere Systeme. Über eine Taste kann der Fahrer die Elektronische Stabilisierungskontrolle (ESC) in einen Offroad-Modus versetzen. Aber das ist wohl nur eine theoretische Möglichkeit für nasse, glatte Wiesen. Der SQ2 hat im Gelände nichts zu suchen.
Bei aller Sportlichkeit muss heute auch das Infotainment passen. Wir hatten die „MMI-Navigation plus“ mit „MMI touch“, gesteuert über den Dreh-/Drücksteller auf der Konsole des Mitteltunnels mit einem integrierten Touchpad. Bei den Fahrerassistenzsysteme ist der SQ2 auch nicht schüchtern, sondern orientiert sich an der hauseigenen Oberklasse. (ampnet/Sm)
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