Viel interessanter noch als die Leistung des Motors ist sein Drehmoment, das an das Niveau großvolumiger Dieselaggregate heranreicht: 675 Newtonmeter und das zwischen 2000 und 5000 Umdrehungen, also praktisch im kompletten fahrrelevanten Bereich. Der 5,2-Liter-V12 presst nur 25 Newtonmeter mehr an die Kurbelwelle. Da hindern auch knapp 1900 Kilogramm Eigengewicht nicht daran, in knapp mehr als vier Sekunden über die 100 km/h-Marke zu sprinten. Es könnten vielleicht noch ein paar Zehntel mehr sein, doch das bewegliche Dach machte Versteifungen im Unterbau nötig, die sich auf der Waage niederschlagen. So profitiert der Volante nur wenig von dem rund 100 Kilo leichteren Motor.
Fragen nach einen V12-Cabrio wehrt man bei Aston Martin derzeit elegant ab. Dies sei nicht geplant, heißt es. Das hat unter anderem mit dem chinesischen Markt zu tun, wo großvolumige Motoren mit einer Extra-Steuer belegt werden.
Optisch auf dicke Hose zu machen, fällt englischen Landadeligen offenkundig schwer. Alles ist irgendwie nötig, sinnvoll und emotionsfrei begründbar, gewollt oder gekünstelt wirkt nichts. Ein Haifischmaul am Kühlergrill braucht es, um den immensen Luftbedarf des Vier-Liter-Motors zufriedenzustellen, die elend lange Haube dafür, den Motor zwecks einer optimierten Gewichtsverteilung hinter der Vorderachse platzieren zu können.
Zwischen ihnen und dem Kennzeichenträger an der Front liegen 4,75 Meter automobile Eleganz, die selbst dann, wenn man die achtlagige Stoffhaube binnen 16 Sekunden zuklappt, nicht leidet. Viel Mühe hat man in Gaydon darauf verwendet, die weiche Linie zu halten und den Verdeckkasten so zu konstruieren, dass die Schlechtwetter-Mütze in sichtbarem wie unsichtbarem Zustand die Ästhetik nicht beeinträchtigt. Die großen, aber extrem leichtgängig gelagerten Türen schwingen wie üblich in einem Winkel von 16 Grad nach oben und die Lederschlaufen an den Schultern der Sitze bewegen die Sessel sanft nach vorne. Wenn schon niemand hinten sitzen möchte, kann man die Mulden ja für leichtes Handgepäck nutzen. Die größeren Stücke verlädt man unter dem Verdeckkasten, wobei der Zugang zum 206 Liter großen Kofferraum 62 Zentimeter über dem Boden liegt, was jedem Kombi Ehre machen würde.
Eine originelle und optisch ansprechende Idee ist es, die Rückseiten der Sitze oben mit dem gleichen Holz zu vertäfeln, was sich auch im Cockpit befindet. Dass die Ablagemulde zwischen den sportlich geschnittenen Lederfauteuils elektrisch aufsurrt, bietet zwar keinen praktischen Mehrwert, passt aber zum Anspruch, den Insassen höchsten Komfort zu bieten. Unmittelbar davor liegt die Taste für die Verdeckfunktion, eher unscheinbar, wenn man bedenkt, dass das Wichtigste an einem Cabrio das bewegliche Dach ist.
Von 3982 Kubikzentimetern Hubraum orchestriert und der Abgasanlage akustisch aufbereitet, gibt sich der Motor zunächst zurückhaltend. Erst der Gashebel weckt, in Abhängigkeit vom gewählten Fahrmodus, seine klangliche Vielfalt.
Eine Neigung zum Übersteuern ist bei diesen Bedingungen kaum zu provozieren, willig folgt das Cabrio dem mit der leichtgängigen Lenkung vorgegebenen Kurs. Das ZF-Getriebe gönnt sich im GT-(Normal)-Modus zwar kleine Bedenkzeiten, ist in den anderen beiden Modi aber hellwach und sportlich aufgelegt. Gibt man die Schaltbefehle mit den fest an der Lenksäule montierten Paddeln, bleibt es stoisch im manuellen Modus, bis ein Druck auf die D-Taste an der Mittelkonsole signalisiert, dass man die Gangwechsel nun wieder der Elektronik überlassen möchte. Ungewöhnlich, aber lobenswert ist, dass auf die Start-Stopp-Funktion nicht verzichtet wurde.
Unter idealen Bedingungen soll der 78-Liter-Tank für eine Reichweite von 780 Kilometern gut sein. Realistischer ist jedoch ein Verbrauch von 13 bis 15 Litern. (ampnet/afb)
Länge x Breite x Höhe (m): 4,75 x 1,95 x 1,30 Motor: V8-Benziner, 3982 ccm, Bi-Turbo Leistung: 510 PS bei 6050 U/min Max. Drehmoment: 675 Nm Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 4,1 Sek.
|