Der auch als „Tipo C" bekannte Grand Prix-Renner wurde 1935 vom berühmten Konstrukteur Vittorio Jano entwickelt, um gegen die Kompressor-Mercedes W25 und V16-befeuerten Auto Union-Rennwagen mithalten zu können. Der von der Scuderia Ferrari als damaligem Alfa Romeo Werksteam eingesetzte Einsitzer mit der Chassisnummer „50013" brachte es dank seines per Kompressor aufgeladenen Reihenachtzylinders auf 330 PS bei 5.500/min. Analog zur deutschen Konkurrenz erhielt der rote Renner vorn wie hinten Einzelradaufhängungen, hydraulische Bremsen und eine strömungsgünstigere Karosserie. Der Motor (Bohrung 78, Hub 100 mm) war die auf 3,8 Liter aufgebohrte und finale Entwicklungsstufe des bereits im Monza und Tipo B einsetzten Triebwerks.
Der Tipo 8C-35 feierte im September 1935 beim GP von Italien in Monza Premiere. Danach sah man ihn noch bis weit in die Saison 1936 hinein bei Rennen in Modena, San Sebastian, Brünn, Tunis, Tripolis, Monaco, Budapest sowie beim Eifel-Rennen und GP von Deutschland auf dem Nürburgring. Nach und nach löste der Zwölfzylinder-Typ 12C-36 den Vorgänger ab, doch noch 1937 gewann Carlo Pintacuda mit einem 8C-35 den GP von Rio de Janeiro - mit acht Sekunden Vorsprung auf Hans Stuck im favorisierten Auto Union!
Im Ziel lagen Stuck/Rosemeyer drei Minuten zurück
Der größte Erfolg des jetzt in Goodwood versteigerten 8C-35 geht jedoch auf die Coppa Ciano des Jahres 1936 zurück. Als kein Geringerer als der große Nuvolari auf dem gefährlichen Straßenkurs bei Livorno eines seiner größten Rennen bestritt. Sein eigener Wagen, ein neuer Alfa Romeo 12 C-36, war gleich nach dem Start mit Antriebsschaden liegengeblieben, woraufhin „Nivola" nach drei Runden den von Pintacuda „eingefahrenen" 8C-35 übernahm. Von Platz sechs kommend, schob sich Nuvolari meisterlich nach vorn und sicherte Alfa Romeo nach dem Ausfall des führenden Varzi (Auto Union) einen Dreifach-Sieg. Der viertplatzierte Auto Union von Stuck/Rosemeyer lag im Ziel drei Minuten zurück.
Kurz nach diesem Triumph verkaufte Alfa Romeo den 8C-35 im September 1936 an den jungen Schweizer Privatfahrer Hans Ruesch. Nur einen Monat später gewann der 23 Jahre alte Züricher zusammen mit dem späteren Mercedes-Werksfahrer „Dick" Seaman damit den Donington Grand Prix. Zuvor war er beim berühmten Bergrennen in Shelsley Walsh Zweiter geworden. Danach trat Ruesch mit dem 8C-35 eine lange Reise nach Südafrika an. In drei Handikap-Rennen in East London, Kapstadt und Johannesburg errang er Anfang 1937 zwei vierte und einen fünften Platz und fuhr zweimal die schnellste Runde.
Eidgenosse Ruesch gab dem Ex-Werkswagen eifrig die Sporen
Im weiteren Verlauf der Saison setzte der Eidgenosse den Alfa Romeo dann in 15 weiteren Rennen ein. Sieben davon gewann er - darunter den finnischen GP in Helsinki, den GP des Frontières in Chimay, den Rumänien-GP in Bukarest sowie Rennen in Montlhéry bei Paris und auf der berühmten Brooklands-Bahn in England. Beim GP von Monaco 1937 - an dem auch die Werksteams von Mercedes und Auto Union teilnahmen - erkämpfte der Privatier im „50013" einen respektablen achten Platz.
Nachdem 1938 die Hubraumgrenze für Grand Prix-Rennwagen mit Kompressor auf 3,0 Liter herabgesetzt worden war, blieb der 3,8-Liter-Bolide in England stationiert. Nach einem Unfall in Donington mit dem rennfahrenden Jazzmusiker Buddy Featherstonehaugh am Steuer, musste der Alfa Romeo zu einer Rundumerneuerung zurück in die Heimat. Erst 1939 kehrte er - nun wieder mit Ruesch am Volant - auf die Insel zurück. Nach einem Rennen in Crystal Palace und der Teilnahme am Shelsley Walsh Bergrennen verkaufte Ruesch den Alfa Romeo dann an den britischen Rennfahrer und Autohändler Robert Arbuthnot.
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