Der Alfa Romeo 4C wurde vollkommen neu entwickelt, am Anfang stand das sprichwörtliche weiße Blatt Papier. Die Vorgabe lautete, einen Super-Sportwagen zu konstruieren, der nicht nur mit Technologie und Fahrleistungen Maßstäbe setzt, sondern gleichzeitig auch finanziell erreichbar ist. Damit war klar: Der Alfa Romeo 4C wird zwar in limitierter Stückzahl gebaut werden. Mit rund 3.500 Exemplaren pro Jahr würde die Produktion aber dennoch ein Volumen erreichen, das mit reiner Handarbeit nicht zu bewältigen ist.
Ganz oben auf dem Lastenheft für die Ingenieure stand eine Zahl: 4 kg/PS. Jedes PS des zukünftigen Sportwagens sollte also maximal vier Kilogramm bewältigen müssen. Um eine solche spezifische Leistung zu erreichen, stehen prinzipiell zwei Lösungen zur Wahl. Die erste setzt beim Motor an. Je stärker das Triebwerk, desto besser das Verhältnis von Leistung zu Fahrzeuggewicht. Hochleistungsmotoren haben allerdings in der Praxis einige Nachteile. Sie sind beispielsweise in Produktion, Wartung und Unterhalt sehr teuer.
Die Ingenieure von Alfa Romeo und Maserati entschieden sich deswegen für die zweite Variante: ein möglichst geringes Fahrzeuggewicht. Sie entschieden sich für ultraleichte, aus dem Rennsport und der Weltraumforschung kommende Hightech-Materialien, für die gelegentlich Fertigungsprozesse erst noch entwickelt werden mussten. Für jedes Bauteil wurden unterschiedliche Werkstoffe getestet. Die Wahl fiel schließlich jeweils auf das Material, das die beste Kombination aus Belastbarkeit und geringem Gewicht bot.
Der Erfolg gibt dem Entwicklungsteam recht. Mit Hightech-Materialien wie Kohlefaser, Verbundstoffen, Polyurethan, Aluminium und speziellen Stahlsorten drückten sie die spezifische Leistung unter die Grenze von 4 kg/PS. Der Alfa Romeo 4C wiegt fahrbereit nur 895 Kilogramm, deutlich weniger als die meisten Minis oder Citycars. Tatsächlich ist der Alfa Romeo 4C nicht nur unter den Sportwagen ein extremes Leichtgewicht, er ist überhaupt eines der leichtesten Fahrzeuge auf dem Markt.
Kohlefaser
Kohlefaser ist unübertroffen, wenn es darum geht, geringes Gewicht mit extremer Belastbarkeit zu kombinieren. Damit ist Kohlefaser der ideale Werkstoff für das Monocoque des Alfa Romeo 4C, die zentrale tragende Struktur also, die das Cockpit umfasst und an der auch die Aggregate befestigt werden. Das Monocoque wiegt nur 65 Kilogramm. Insgesamt besteht der neue Alfa Romeo 4C zu etwa zehn Prozent aus Kohlefaser.
Das Monocoque wurde von einem eigens dazu gebildeten Team bei Alfa Romeo entwickelt. Die Serienfertigung erfolgt bei der Rennsporterfahrenen Firma Adler Plastic im so genannten Pre-Preg-Verfahren, das die Verwendung von Kohlefaser in der maschinellen Verarbeitung ermöglicht. Dieses auch in der Formel 1 angewandte Verfahren macht die angestrebten Produktionszahlen erst möglich, mit denen Alfa Romeo eine neue Dimension erreicht.
Aluminium
Für alle Bauteile des neuen Alfa Romeo 4C wurden Materialien gewählt, die optimale Torsionssteifigkeit mit möglichst geringem Gewicht kombinieren. Aluminium kommt zum Einsatz beim Überrollbügel hinter dem Cockpit sowie bei vorderem und hinterem Hilfsrahmen. Bei den Längsträgern der Hilfsrahmen wählten die Ingenieure eine spezielle Geometrie, die sich von der konventionellen rechteckigen Form verabschiedet.
Faser-Kunststoff-Verbundwerkstoff
Die Karosserie des Alfa Romeo 4C wird aus Faser-Kunststoff-Verbundwerkstoff gefertigt, der gegenüber Stahl einen Gewichtsvorteil von rund 20 Prozent bietet. Die bei dem neuen italienischen Sportwagen verwendete Sorte SMC (Sheet Moulding Compound) mit geringer Dichte hat ein spezifisches Gewicht von 1,5 Gramm pro Kubikzentimeter. Zum Vergleich: Herkömmlicher Stahl bringt rund 7,8 g/cm3 auf die Waage, Aluminium etwa 2,7 g/cm3.
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