Erst Ende vergangenen Jahres absolvierte der Stelvio Quadrifoglio die legendäre Nordschleife am Nürburgring in 7.51,7 Minuten mit einem neuen Rundenrekord für SUV – schneller als Porsche Cayenne Turbo S (7.59) oder Range Rover SVR (8.14). Verantwortlich dafür ist natürlich in erste Linie der zusammen mit den Motorenkünstlern aus Maranello entwickelte V6-Biturbo-Benziner, der auch schon in der technisch verwandten Limousine Giulia für Glücksgefühle sorgt. Hier wie dort drückt das komplett aus Alu gefertigte Aggregat 510 PS aus seinen sechs insgesamt 2,9 Liter großen Brennräumen. Dazu kommen 600 Newtonmeter maximales Drehmoment, das zwischen 2500 und 5000 Touren zur Verfügung steht und von einer serienmäßigen Acht-Stufen-Automatik gekonnt gebändigt wird. Auf der Straße bedeutet das: ein Tritt aufs Gaspedal und es haut einen quasi von den Sitzen – wären die nicht so passgenau und bequem geschnitten, dass nichts wackeln oder kneifen kann.
Je nach Temperament und Einstellung der Alfa-Fahrdynamikregelung „DNA pro“ sprintet das 1830 Kilogramm schwere SUV so bestenfalls und mit standesgemäß kernigen Fanfaren aus der vierflutigen Sportabgasanlage in 3,8 Sekunden auf Tempo 100 und muss erst bei 283 km/h vor den Fahrwiderständen kapitulieren. Wer will, kann auch per fest verankerten Alu-Schaltpaddles hinterm Lenkrad mitrühren. Doch schon nach kurzer Zeit lässt man diese Spielereien, wechselt doch das Automatikgetriebe von ZF (im Fahrmodus Race) in 150 Millisekunden schneller und effizienter als jeder geübte Fahrer die Gänge.
Kaum weniger entscheidend für die außergewöhnliche Performance ist neben der perfekt im 50:50-Verhältnis austarierten Gewichtsverteilung und dem aktiven Fahrwerk mit elektronischer Dämpferverstellung der serienmäßige Allradantrieb Q4, mit dem der V6-Biturbo im Stelvio Quadrifoglio erstmals, und anders als im Giulia-Pendant, ausgerüstet ist. Bei trockener Fahrbahn und unter normalen Traktionsbedingungen arbeitet das System wie ein gewöhnlicher Hinterradantrieb. Doch mit Hilfe der Daten von Sensoren, der Längs- und Querbeschleunigung, Lenkwinkel und Drehbewegungen um die eigene Hochachse kann die Elektronik durchdrehende Räder gewissermaßen vorhersehen. Erreichen die ihre Haftungsgrenze, wird das Drehmoment blitzschnell und stufenlos zu gleichen Teilen zwischen den Achsen verteilt. Dazu gesellt sich ein elektronisch gesteuertes Sperrdifferenzial mit Active Torque Vectoring an der Hinterachse, dass im Verbund mit einer messerscharfen und hochpräzisen Lenkung selbst ungeübten Fahrern zu meisterlichen Einkehrschwüngen verhilft.
Fest zupackende Bremsen mit rot lackierten Bremssätteln sorgen für optimale Verzögerungen. So hat man am Ende nie den Eindruck, in einem SUV zu sitzen, sondern in einem perfekt ausbalancierten Sportwagen. Selbstverständlich mit entsprechenden Verbrauchswerten. Die 9,0 Liter, die Alfa Romeo für den Stelvio Quadrifoglio auf den Prüfstand nach Norm gemessen hat, verfliegen bei artgerechter Gangart auf der Straße natürlich schnell im Fahrtwind.
Gemessen an der Power, die unter der Haube steckt, hält sich der 4,70 Meter lange Stelvio Quadrifoglio in der Außendarstellung dankenswerterweise auffällig zurück. Neben den serienmäßigen 20-Zoll-Rädern erkennt man bei genauem Hinsehen Kühlschlitze in der Motorhaube, die der Abluft aus dem Motorraum dienen. Hinzu kommen Seitenschweller, dezente Kotflügelverbreiterungen in Wagenfarbe sowie die vierflutige Abgasanlage. Im Innenraum finden sich die üblichen Sportabzeichen.
Vorne sitzt man wie erwähnt sportlich bequem, hinten dürfte es für einen SUV etwas mehr sein. Doch das bleibt wohl am Ende das Zugeständnis für eines der formvollendetsten Exemplare auf dem SUV-Markt. Auch das unveränderte Kofferraumvolumen von 525 bis 1600 Liter beschert dem rasenden Alfa Stelvio Quadrifoglio eine gewisse Alltagstauglichkeit – Glück gehabt! (ampnet/fw)
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