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Samstag, 23. Juni 2012 Alfa Romeo Giulia: 50 Jahre Bella Donna da Milano

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Alfa Romeo Giulia Berlina (1962-1978)Alfa Romeo Giulia Berlina (1962-1978)

Der für die Präsentation gewählte Ort ist kein Zufall. Als Alfa Romeo im Sommer 1962 auf die Rennstrecke im königlichen Park zu Monza einlädt, ist den Journalisten sofort klar, dass es um ein ganz besonderes Automobil gehen wird. Die Giulia 1600 TI, die in der Formel-1-erprobten Boxengasse zum ersten Mal öffentlich gezeigt wird, begründet tatsächlich ein völlig neues Segment. Eine Kreuzung aus Mittelklasselimousine und Sportwagen. Mit für die Zeit beeindruckenden 92 PS, leistungsmäßig also auf dem Niveau eines Porsche 356. Mit vier Türen und Platz für bis zu sechs Personen - auf zwei durchge-henden Sitzbänken vorn und hinten. Es sollte mehr als ein Jahrzehnt dauern, bis andere Hersteller sich an dieses Konzept heran wagen würden.

 

Tatsächlich hat der neue Alfa Romeo einen Motor unter der Haube, dessen Wurzeln im Motorsport liegen. Block und Zylinderkopf sind aus Aluminium gegossen. Zwei obenliegende, von einer Doppelkette angetriebene Nocken-wellen steuern die Ventile. Ein Doppelvergaser sorgt für ein heiser röchelndes Ansauggeräusch, das nicht nur den Alfisti südlich der Alpen eine Gänsehaut über den Rücken jagt. Der Leichtmetallmotor überträgt seine Kraft per Fünfganggetriebe auf die Hinterachse. Auch mit der Höchstgeschwindigkeit von 169 km/h setzt die Giulia 1600 TI neue Maßstäbe im Limousinenumfeld.

Verantwortlich dafür ist auch die im Windkanal optimierte Karosserie, ein Novum im Serienfahrzeugbau. Wie clever die Aerodynamiker ans Werk gehen, um der auf den ersten Blick gar nicht so windschnittigen Karosserie einen möglichst geringen Luftwiderstand zu verpassen, zeigt das Heck. Der Kofferraum bildet mit einer breiten Sicke ein so genanntes Kamm-Heck, benannt nach dem Aerodynamik-Pionier Wunibald Kamm. Der Cw-Wert von 0,34 ist 1962 eine Sensation, Alfa Romeo wirbt mit dem Slogan „Vom Wind modelliert".

Da Kamm-Heck nicht wirklich einprägsam klingt, setzt sich unter Alfisti schnell der Begriff „Knochenheck" durch, der auf die Form des gesamten Heckbereichs anspielt. Auf den vorderen Kotflügeln prangen vierblättrige Kleeblätter, die traditionellen Motorsport-Glücksbringer von Alfa Romeo. Die Giulia ist außerdem eines der ersten Fahrzeuge überhaupt, das nach Gesichtspunkten des Unfallschutzes konstruiert ist.

Das Fahrwerk der mit dem Baureihencode 105 versehenen Giulia entspricht weitgehend dem der Vorgängerin Giulietta, ist aber in Details verbessert. So kommen an der Vorderachse zusätzliche obere Querlenker zum Einsatz. Die Hinterachse wird von neu gestalteten Längslenkern und einem T-förmigen Reaktionsdreieck wesentlich besser geführt. Und so sind die Journalisten, die in Monza oder auf ihren heimischen Teststrecken die Alfa Romeo Giulia 1600 TI an den Grenzbereich treiben, vom Fahrwerk hellauf begeistert.

Kein Wunder, dass die „Bella Donna" aus Mailand bald auch auf den Rennstrecken auftaucht. Richtig Schwung kommt 1963 in die Sache, als wiederum in Monza eine Sportversion vorgestellt wird: Die Giulia 1600 TI Super wird von einem durch zwei Weber-Doppelvergaser auf 113 PS erstarkten Motor angetrieben. Lenkradschaltung und durchgehende Sitzbank vorn sind einem auf dem Mitteltunnel positionierten Schalthebel und zwei einzelnen Schalen-sitzen gewichen. Die Felgen sind aus Elektron gegossen, einer besonders leichten, aus dem Flugzeugbau stammenden Magnesium-Aluminium-Legierung. Insgesamt ist die Giulia 1600 TI Super rund 100 Kilogramm leichter als die zivilere Variante, im Motorsport eine Welt.

Allerdings ist das neue Modell auch 60 Prozent teurer. Alfa Romeo baut deshalb lediglich exakt 501 Exemplare. Genug, um die im Motorsport geforderten Mindeststückzahlen zu erfüllen und zahlreiche Privatfahrer mit Rennautos zu versorgen. Die meisten entscheiden sich für die optional erhältlichen Scheibenbremsen an der Vorderachse - serienmäßig sorgen dort Trommeln für nicht gerade rennmäßige Verzögerung. Auch die Lenkradschaltung verströmt vorerst mehr Nutzwert als Sportlichkeit.

Im Frühjahr 1964 lädt Alfa Romeo erneut nach Monza. Anlass ist die Präsentation der Giulia 1300, mit der die Baureihe 105 nach unten abgerundet wird. Die durchgehende Sitzbank vorn ist endgültig Geschichte, ab sofort nehmen Fahrer und Beifahrer in Einzelsitzen Platz. Das Getriebe hat zwar nur vier statt fünf Gänge, dafür aber serienmäßig den Schalthebel auf der Mittelkonsole.

Noch umfangreicher als für das 1300er Modell gestaltet sich das Programm der Giulia mit 1600er Motor. Ab 1965 wird parallel zum Modell 1600 TI - jetzt mit 90 PS - die Giulia 1600 Super angeboten, die nun 98 PS zur Verfügung stellt.

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