Wichtig ist doch allein, dass Volkswagen und Porsche zwei im Grunde grundgesunde und trotz Schuldenlast von fast zehn Milliarden Euro vor Kraft strotzende Unternehmen sind, die auch in zehn Jahren nicht vom Staat gerettet werden müssen. Die Porsche/Volkswagen AG ist also keine verlorene Schlacht eines Einzelnen, sondern ganz klar ein Gewinn für die Deutschland AG. Es geht gar nicht um Sieg oder Niederlage, sondern darum, einen neuen Konzern zu formen, der – einzigartig auf der Welt – ein unglaublich rundes Produktportfolio aufweist. Und das Beste daran: Jedes seiner Modelle ist ziemlich erfolgreich. Was jetzt mehr Sorge bereiten dürfte, ist, dass sich die Heerscharen um die handelnden Personen jetzt lautstark darüber äußern, von wem nun und wie nun das Unternehmen organisiert werden soll. Da melden sich die Gewerkschaften zu Wort, die Politik und viele aus der dritten und vierten Führungsebene. Und zum Teil auch jene, die immer wieder vom Kampf um die Macht geredet und viel Zwist geschürt haben. Es ist dringend geboten, die jetzt gefundene Lösung nicht nur zu akzeptieren, sondern positiv zu gestalten. Es darf nicht sein, dass nun jeder seine Meinung vor allem dazu äußert, was nicht geht. Die Politiker sollten sich zu allererst um ihre Hausaufgaben kümmern, die andere Autofirmen betreffen. Der Zusammenschluss zweier kerngesunder Unternehmen ist doch allemal einfacher zu gestalten als die Übernahme eines kranken durch ein noch kränkeres Unternehmen, oder? Und ist es nicht ein Unding, wenn Fiat am Pokertisch sitzt und so tut, als hätte es die Superkarten auf der Hand, aber andere das Geld fürs Weiterspielen auf den Tisch legen sollen. Nein, nein, auch ein Wendelin Wiedeking darf sich nach diesen Tagen als Gewinner sehen. Denn hebt man das Thema auf eine viel höhere Ebene, kann sein Erfolg doch nicht nur daran gemessen werden, ob sein vor einem Jahr noch postulierter Plan aufgegangen ist. Es muss doch jedem jetzt schadenfroh Lächelnden auch klar sein, dass sich die Zeiten dramatisch geändert haben. Der Weltmarkt ist in einer tiefen Krise, daran geht kein Weg vorbei. Und Wiedeking ist nach wie vor der Mann, der das einst vor der Pleite stehende Unternehmen Porsche zu einem sehr wertvollen und sehr gut verdienenden Unternehmen gemacht hat. Das ist einer der Gründe, warum Wolfgang Porsche sich nicht darauf eingelassen hat, Porsche an Volkswagen zu verkaufen. Diese Lösung kam für ihn keine Sekunde infrage. Alle der Beteiligten sollten jetzt sagen: Schauen wir nach vorn! Die jetzige Situation ist wirklich eine Chance, den erfolgreichen Autoriesen Toyota zu überholen. Die deutsche Volkswirtschaft kann nur dankbar dafür sein, dass es diese realistische Möglichkeit für Deutschland überhaupt gibt. Und wenn der VW-Betriebsrat nun schon wieder Öl in ein gelöschtes Feuer glaubt gießen zu müssen, ist das der Sache nicht dienlich. "Anscheinend verwechseln hier einige die Begriffe Fusion und Integration", soll Bernd Osterloh gesagt haben. Solche Worte helfen jetzt nicht, die Einigung positiv voranzubringen. Niemand kann doch jetzt im Ernst glauben und erwarten, dass Porsche sich nun kleiner macht, als die Firma ist. Es geht jetzt wirklich darum, einen neuen Konzern zu gestalten und auch die Führungsstruktur belastbar zu machen, damit sich alle wieder darauf konzentrieren können, gute Autos zu bauen. Vielleicht gibt es nur dieses kleine Problem, dass sich Volkswagen einen neuen Slogan zu geben hat und statt "Das Auto" "Die Autos" formulieren muss. Ja, ja, es ist ja nur der Slogan der Marke Volkswagen, nicht die des Konzerns. Aber im Grundsatz könnten doch alle stolz darauf sein, mit Volkswagen samt seinen anderen Konzernmarken und Porsche einen nicht nur wettbewerbsfähigen, sondern einen langfristig erfolgreichen Global Player höchster Qualität zu haben. Das ist eine deutsche Erfolgsgeschichte. (ar/PS/Hans-U. Wiersch)
|