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Dienstag, 8. September 2009 Die Talfahrt wird kommen

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arar

Trotz des Verkaufsrekords für neue Autos ist das Kraftfahrzeuggewerbe in Berlin und Brandenburg mit dem Autojahr 2009 unzufrieden. Gründe dafür wurden bei einem Pressegespräch mit dem Präsidenten des Landesverbandes Berlin-Brandenburg des Deutschen Kraftfahrzeuggewerbes, Hans-Peter Lange, und dem Berliner Dekra-Niederlassungsleiter Karsten Breuer sichtbar.
Zu spüren sei die schwierige konjunkturelle Lage vor allem im Verkauf gebrauchter Pkws (-0,9 %), im Absatz von Transportern (-29,9 %) und schweren Nutzfahrzeugen (-35,3 %) sowie im Werkstattgeschäft (-3,8 %), konstatierte der Präsident des Landesverbandes Berlin-Brandenburg des Deutschen Kraftfahrzeuggewerbes, Hans-Peter Lange. Die durch die gewährte Umweltprämie ausgelöste Sonderkonjunktur sei zu Ende. „Der Riesentopf mit fünf Milliarden Euro und demzufolge zwei Millionen gekauften neuen Autos durch private Käufer ist Geschichte.“

 

Jetzt gehe es für die rund 1.300 Autohäuser und Werkstätten in Berlin und Brandenburg darum, die Weichen für die erwartete Talfahrt zu stellen. Auch vor dem Hintergrund anhaltender Strukturveränderungen gehe die Branche mit Blick auf 2010 von „schweren Zeiten in Verkauf und Service“ aus.

Die Unzufriedenheit trotz jüngster Autorekorde habe mindestens zwei Gründe, sagte Lange. Erstens hätten die Verkaufsrekorde „die Rentabilität nicht verbessert, lediglich kurzfristig die Liquidität“. Im Sog der Umweltprämie habe zunehmend ein Preis-Wettbewerb stattgefunden. Und zweitens trübe das Volumen der vorgezogenen Käufe die Aussicht auf 2010. „Die Talfahrt wird kommen.“

Gegen voreilige Dramatisierungen der erwarteten Rückgänge im kommenden Jahr wehrte sich der Präsident des ZDK-Landesverbandes Berlin-Brandenburg aber. Schließlich gebe es auch „Lichtblicke im Grau des neuen Auto-Alltags“. Das betreffe vor allem das gewerbliche Geschäft, das sich im kommenden Jahr erholen könne. Auch bei den Transportern gebe es Hoffnung auf bessere Zeiten. Konjunkturelle Zyklen habe das Kraftfahrzeuggewerbe in Berlin und Brandenburg stets „mit der Kraft des Mittelstandes“ überstanden.

Erst einmal könne man jetzt – vier Monate vor dem Jahresabschluss – bilanzieren, dass in Berlin das Verkaufsvolumen neuer Pkws von rund 78.000 im Vorjahr vermutlich auf etwa 115.000 steigen werde. In Brandenburg erwarte man nach 59.000 verkauften Neuwagen im Jahr 2008 die Neuzulassung von etwa 125.000 Autos. Derzeit liege der Zuwachs im Privatgeschäft knapp über 100 Prozent.

Der Erfolg in der Gesamtbilanz der Umweltprämie schlägt sich nach Langes Worten auch im Fahrzeugbestand nieder. Einerseits werde durch zwei Millionen neue Pkw das vielfach beklagte hohe Durchschnittsalter von bisher 8,6 Jahren im Pkw-Bestand sinken, zum anderen habe die „Kauflust nach kleinen, grünen Autos“ die Modellsegmente neu aufgeteilt. Der Anteil der so genannten Minis und Kleinwagen, der vor fünf Jahren noch bei rund 23 Prozent gelegen hatte, sei inzwischen an der Zulassung neuer Pkws schon mit 32,8 Prozent beteiligt.

Im Bereich des Landesverbandes Berlin-Brandenburg gebe es für das Deutsche Kraftfahrzeuggewerbe durch das starke Stadt-/Landgefälle eine einzigartige Konstellation. „Wir erleben tagtäglich, wie unterschiedlich die Automärkte sind.“ Einerseits sei Berlin ein guter Markt für Fahrzeuge der Premiumklassen, andererseits sei die Hauptstadt bei der Motorisierung im Bundesvergleich Schlusslicht. Und: Die starke Präsenz der Automobilhersteller im Handelsgeschäft in der Hauptstadt erschwere die Lage des mittelständischen Kraftfahrzeuggewerbes.

Thema Umweltzone: Das Kraftfahrzeuggewerbe plädiere für eine „Berliner Umweltzone mit Vernunft und vernünftigen Ausnahmen“. Man dürfe die fast 200.000 täglichen Pendler ebenso nicht vergessen wie Touristen und kleine handwerkliche Unternehmen, die eine „Einfahrt ohne Schranken“ brauchten.

Der Verband unterstütze alle Bemühungen, den nachträglichen Einbau von Rußpartikel-Filtersystemen besser als bisher zu fördern. Dazu gehöre die Forderung, noch vor der Wahl die Weichen für eine Verlängerung des Förderzeitraums und die Erhöhung des Förderbeitrages von derzeit 330 Euro zu stellen. Dies sei entscheidender für die Erfolge der Nachrüstung und damit für die Reduktion von Umweltbelastungen als die Diskussion über eine neue Farbe der Plakette. Der nächsten Sitzung des Umweltausschusses des Bundestages im September komme besondere Bedeutung zu.

Auf ihre „festen Wurzeln“, die die Dekra Automobil in Berlin habe, verwies Karsten Breuer. Die Themen Umwelt und Mobilität berührten maßgeblich das Engagement von Dekra und die Zusammenarbeit mit dem Kfz-Gewerbe. Er erinnerte daran, dass es im brandenburgischen Klettwitz, am Lausitzring, seit vielen Jahren das Dekra-Technologie-Zentrum gebe. (ar)

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