Donnerstag, 24. September 2009 Wissmann: Es geht um Überlebensfähigkeit der Firmen
Der Verband der Automobilindustrie (VDA) und die IG Metall (IGM) haben auf der IAA eine gemeinsame Gesprächsplattform für Arbeitnehmervertreter, Gewerkschafter, Manager und Politiker geboten. Wie VDA-Präsident Matthias Wissmann und Berthold Huber, Erster Vorsitzender der IGM, gemeinsamen erklärten, wurden auf dem sehr gut besuchten Symposium "die zentralen Herausforderungen des automobilen Wandels aus ökonomischer, ökologischer und sozialer Perspektive diskutiert und übergreifende Lösungsansätze aufgezeigt". Wissmann und Huber verkündeten in Frankfurt: "Wir wollen die Konzepte in der Öffentlichkeit zur kritischen Diskussion stellen und bei den politisch Verantwortlichen um die notwendige Unterstützung werben."
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Teil an diesen Gesprächen nahmen auch Baden-Württembergs Ministerpräsident Günther H. Oettinger, Bundesarbeitsminister Olaf Scholz (MdB), VW-Vorstandsmitglied Dr. Horst Neumann, ZF-Chef Hans-Georg Härter, Bernd Hofmaier-Schäfer, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats von Mahle, und Erich Klemm, Vorsitzender des Daimler-Gesamtbetriebsrates. "Unsere Unternehmen zeigen hier auf der IAA: Schwierige Zeiten sind kein Stoppschild für Innovationen. Im Gegenteil: Die IAA ist und bleibt trotz Krise auch in diesem Jahr der Treffpunkt der nationalen und internationalen Automobilwelt. Nur hier sind 100 automobile Weltpremieren zu sehen, hinzu kommen 87 Neuheiten der Zulieferer. Die IAA bietet damit ein Innovationsfeuerwerk, das weltweit einzigartig ist. Und die erfreulich hohen Besucherzahlen im bisherigen IAA-Verlauf zeigen, dass die Faszination Auto nichts von ihrer Strahlkraft verloren hat. Im Gegenteil: Die Freude am Auto und nachhaltige Mobilität gehören heute zusammen, sie ergänzen sich, sagte VDA-Präsident Wissmann. Er wies auf die hohe Innovationskraft der Schlüsselbranche hin, die jährlich rund 19 Milliarden in Forschung und Entwicklung (investiere: "Ein Drittel des gesamten F&E-Aufwandes der deutschen Industrie entfällt damit auf die Automobilbranche." Besonders wichtig für die gute Position der deutschen Marken auf den Weltmärkten sei die innovationsstarke deutsche Zulieferindustrie. Sie trage 75 Prozent der Wertschöpfung beim Automobil, erklärte Wissmann. Die Automobilindustrie stehe vor einem bislang beispiellosen technologischen Wandel: "Die Klimadebatte, die Notwendigkeit zur CO2-Minderung, die knapper werdenden fossilen Energieträger sowie ein sich veränderndes Konsumentenverhalten erzwingen fast eine Neuerfindung des Automobils", macht Wissmann deutlich. Der Wandel müsse in sehr schwierigem Umfeld gemeistert werden. Kurzfristig gehe es um die Sicherstellung der Überlebensfähigkeit der Unternehmen, langfristig müsse alles daran gesetzt werden, dass die deutsche Automobilindustrie auch künftig Taktgeber einer globalen Branche bleibe und die technologische Neuausrichtung hin zur Elektrifizierung des Automobils aktiv vorantreibe. Als langfristige Erfolgsgaranten definierte Wissmann vier Faktoren: Innovationen, starke Marken, Effizienz und Produktivität sowie qualifizierte und motivierte Mitarbeiter. "Mit diesen vier Eckpfeilern haben wir klare Voraussetzungen, um unsere Position sowohl am Produktionsstandort Deutschland als auch auf den wichtigen Märkten weltweit weiter auszubauen", betonte Wissmann. Die IG Metall hat ihren Vorschlag zur Einrichtung eines Branchenrates "Zukunft der Mobilität" für die deutsche Automobilindustrie erneuert. In dem Gremium sollen Gewerkschaften, Industrieverbände und Politik zusammenarbeiten. "Wir stehen vor einem enormen Strukturwandel in der Autoindustrie. Wir sollten alle gemeinsam daran arbeiten, dass dieser Wandel in Deutschland gelingt", sagte IG Metall-Chef-Berthold Huber. Die Akteure dürften nicht nur auf Krisen reagieren, sondern müssten vorausschauend Entwicklungswege gestalten. Benötigt würden umfassende Konzepte zur Bewältigung des Strukturwandels. Dabei dürfe nicht nur der Markt eine Rolle spielen. Auch die Bedürfnisse der Menschen und der Beschäftigten seien zu beachten. "Nur mit qualifizierten und gut ausgebildeten Belegschaften wird die Automobilindustrie eine gute Zukunft haben. Innovationen werden von Menschen gemacht", so Huber. Nach seiner Auffassung habe es die Autoindustrie gegenwärtig mit einer dreifachen Krise zu tun: Einer Konjunkturkrise, einer Finanzierungskrise, die besonders die Zulieferindustrie treffe, und einer Strukturkrise. Zwar hätten die Umweltprämie und die verbesserten Regelungen zur Kurzarbeit Massenentlassungen in der Automobilindustrie verhindert. Aber angesichts des zu erwartenden Absatzrückgangs im kommenden Jahr, müsse die Beschäftigung durch erweiterte Regelungen zur Kurzarbeit und durch eine Beschäftigungsbrücke gesichert werden.
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