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Dienstag, 13. Oktober 2009 Kein Interesse am deutschen Mautsystem

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BAG-Beamte beim Überprüfen von Lkws. Foto: BAG/auto-reporter.netBAG-Beamte beim Überprüfen von Lkws. Foto: BAG/auto-reporter.net

Gebranntes Kind scheut Feuer. So ließe sich die Situation kommentieren, in der das deutsche Mautsystem steckt, dessen Start nach einer zweijährigen Pannenserie inzwischen zwar als gelungen gelten kann, doch es tritt auf der Stelle. Schließlich hatte man sich neben monatlicher Mauteinnahmen anhand der Lkw-Daten auch eine „Verkehrssteuerung aus dem Orbit“ versprochen. Dass es dazu bislang nicht kam und das deutsche Mautsystem vermutlich nicht zuletzt deshalb auch kein Interesse anderer Länder weckte, liege am Fehlen einer Gesellschaft, „die es ermöglicht, dass sensible Mautdaten für Mehrwertdienste wirtschaftlich genutzt werden oder dass sich Telematikfirmen mit eigener Software auf das OBU (On-Board-Unit) zuschalten können“, urteilt die „Wirtschaftwoche“ und verweist darauf, dass eine solche „Telematic Gateway Gesellschaft“ (TGG), die etwa Mautdaten anonymisiert und jedem Dienstleister anbietet, von der Europäischen Kommission sogar vorgeschrieben sei.

 

In Deutschland aber stritte man sich, wer eine solche Gesellschaft gründen solle. Den Gesellschaftern von Toll Collect verbiete die EU aus kartellrechtlichen Gründen eine Mehrheitsbeteiligung an einer TGG. Die Bundesregierung aber denke nicht daran, ein solches Unternehmen ins Leben zu rufen. Das sei Angelegenheit privater Unternehmen. Private Unternehmen warteten auf die Initiative von Toll Collect, „die wiederum das Okay der Regierung bräuchte“, vermerkt die „Wirtschaftswoche“. Dabei hätten schon vor zwei Jahren auf einer Fachtagung in Berlin Unternehmen wie Blaupunkt, Siemens und der Karlsruher Telematikdienstleister PTV Interesse an Angeboten wie Stauumleitung und besetzte Lkw-Parkplätze bekundet.

Nur der Gesetzgeber kann offenbar auf den Weg bringen, dass das deutsche Autobahn-Mautsystem unter Beachtung der strengen Datenschutzvorgaben des Autobahnmautgesetzes (ABMG) etwa auch für Navigation und Stauumleitung genutzt wird. Solcher Bedarf ist da. Inzwischen entwickelten Automobilhersteller und Zulieferer wie BMW und Bosch eigene Dienste, griffen aber im Vergleich zum Mautsystem eben auf eine geringere Datenbasis zu.

Toll Collect brauche endlich die Erlaubnis der Regierung, die datentechnischen Schnittstellen offenzulegen, über die Dienstleister auf das Mautsystem zugreifen können, schlussfolgert das deutsche Wirtschaftsmagazin und verweist darauf, dass die satellitentauglichen OBU-Mautgeräte in den Lkws bislang als unschlagbarer Vorteil für Mehrwertdienste galten. Weil dem deutschen Mautsystem jedoch Zusatzfunktionen fehlten, gingen jährlich 100 Millionen Euro an Umsätzen verloren, schätzt das Deutsche Verkehrsforum, das 170 Unternehmen und Verbände der Verkehrwirtschaft vereint.

Jüngst ergriff der holländische Navi-Hersteller TomTom in Kooperation mit Vodafone die Initiative, um über den Technikverbund von GPS und Mobilfunk – also im Zusammenspiel von Navigationsgeräten und Handys – die aktuell jeweils günstigste Fahrtroute zu ermitteln. „Die Daten werden im 3-Minuten-Takt übertragen.“ Seit Mai werde dieser Service auch in Deutschland angeboten.

Der Vize-Geschäftsführer des Deutschen Verkehrsforums, Florian Eck, sieht die internationale Vorreiterposition der deutschen Wirtschaft in der Telematik gefährdet, wenn die Regierung am Autobahnmautgesetz nichts ändere. Das aber sei „nicht geplant“, zitiert das Magazin das Verkehrsministerium. (automobilreport.com /ar/Wolfram Riedel)

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