Die Gründe: Für strategische Investoren ist der Markt wegen der niedrigen Margen und der hohen Überkapazitäten nicht besonders attraktiv, bei den Zulieferern selbst fehlt es an liquiden Mitteln sowie den nötigen Management-Ressourcen für Übernahmen, und in vielen Segmenten wünschen die Hersteller keine weitere Konsolidierung der weltweiten Wettbewerbsstruktur.
"Die Automobilkrise 2008 und 2009 hat tiefe Spuren bei den Zulieferern hinterlassen", sagt Roland Berger Partner Marcus Berret. "Weltweit mussten bereits 340 Zulieferer in den vergangenen zwei Jahren Insolvenz anmelden, 75 davon alleine in Deutschland". Die Aussichten für 2010 sind gemischt: Den sich leicht erholenden Märkten stehen zunehmend Engpässe bei der Finanzierung gegenüber. Angesichts der hohen Zahl von auf dem Markt verfügbaren Unternehmen ist es erstaunlich, dass die Zahl der Zusammenschlüsse und Übernahmen (M&A-Transaktionen) seit 2007 kontinuierlich sinkt.
Vier Gründe verhindern momentan M&A-Transaktionen
"Die Fahrzeughersteller müssen implizit natürlich jeder Transaktion zustimmen. Und aus Sicht der Hersteller sind viele Segmente bereits ausreichend konsolidiert", sagt Berret. Außerdem halten sich viele Investoren wegen der unsicheren Entwicklung an den weltweiten Automobilmärkten zurück. "Viele Zulieferer kämpfen nach wie vor ums Überleben - für Übernahmen oder Zusammenschlüsse fehlt es an Geld und Management-Ressourcen."
Konsolidierungsbedarf unterscheidet sich stark
"Die Hersteller haben in vielen Bereichen, besonders in produktorientierten Segmenten wie Bremsen oder Kolben, häufig wenig Interesse an einer weiteren Konsolidierung der Branche", erklärt Berret. "Denn in nahezu allen Produktsegmenten hat sich eine vergleichbare weltweite Wettbewerbsstruktur etabliert: Der Marktführer hält zwischen 30-35% Marktanteil, die Top 2 Anbieter decken die Hälfte des Marktes ab, die Top 5 zirka 75% des Weltmarkts." Mit jedem Zulieferer, der aus dem Markt ausscheidet, nimmt der Wettbewerb weiter ab und die Marktmacht der verbleibenden Anbieter wächst.
Anders sieht es in den prozessorientierten Segmenten wie Leichtmetallguss oder Metallbearbeitung aus: Diese traditionell etwas renditeschwächeren Bereiche haben nach wie vor erheblichen Konsolidierungsbedarf: "Hier besetzt der Weltmarktführer meist nicht mehr als 15% des Markts und die Top 5 Anbieter kommen zusammen in der Regel auf weniger als die Hälfte", sagt Roland Berger Projektmanager Felix Mogge. "Hier besteht dringender Konsolidierungsbedarf, um die Profitabilität der einzelnen Zulieferer zu steigern." Allerdings ist angesichts relativ niedriger Margen und hoher Überkapazitäten kaum ein Investor bereit, in dieser Branche zu investieren. "Gerät ein Zulieferer in Not, verfolgen die Fahrzeughersteller deshalb meist die Strategie, ihn zu stützen, indem sie beispielsweise Aufträge von stabileren Zulieferern abziehen oder ihn kontrolliert abwickeln", sagt Mogge.
Ausbleibende Konsolidierung drückt Rendite
Ohne die erforderliche Konsolidierung wird sich die Renditesituation in vielen Produktsegmenten nicht nachhaltig erholen. "Die durchschnittliche Rendite (EBIT-Marge) der Zulieferer in den NAFTA-Staaten, Europa und Japan wird wegen der ausbleibenden Konsolidierung und des weiter steigenden Preisdrucks in den nächsten drei bis vier Jahren kaum über drei bis vier Prozent hinauskommen", so Berret.
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