Die deutsche Automobilbranche begnüge sich im Gegensatz zu Japan und Frankreich bisher mit Showcars, die eigene Ansprüche nicht wirklich erfüllen könnten. Weil der Markt so lange offen bleibt, hätten laut 54 Prozent der Befragten drei bis fünf Nischenanbieter eine Chance, langfristig überleben zu können. "In der Branche wird derzeit diskutiert, ob die Markteinführung von Elektroautos unbedingt eine bereits verfügbare Lade-Infrastruktur braucht", sagt Studienleiter Warnstorf. Die frühe Etablierung von Ladestationen werde von den Energiekonzernen stark gepusht, doch sehe man dies zunehmend als Panikmache und Schaffung von Abhängigkeiten.
"Die Betreiber verlangen in Pilotprojekten einen Kilowattstunden-Preis von bis zu 1,20 Euro. Ein derart verteuerter Strom wäre für den Markteintritt der Elektromobilität kontraproduktiv", kritisiert Warnstorf. Von den befragten Experten meinten 72 Prozent, dass Serienautos kurzfristig auch mit den Lademöglichkeiten in der eigenen Garage oder am Arbeitsplatz auskommen können. Es würden einfachere, kostengünstigere Ladelösungen erwartet, sobald Szenarien mit mehreren Millionen Elektroautos Wirklichkeit sind. Nach einer Prognose für das Jahr 2020 gefragt, rechnet knapp die Hälfte der Experten zu diesem Zeitpunkt mit ein bis eineinhalb Millionen Elektroautos auf Deutschlands Straßen, elf Prozent tippen auf zwei bis drei Millionen, zwölf Prozent auf vier und acht Prozent sogar auf bis zu zehn Millionen Elektroautos. Allerdings erwarten fast 18 Prozent in 2020 weniger als 500 000 Elektroautos in Deutschland. Forschungsbedarf sehen die Fachleute hauptsächlich bei Akkumulatoren und Leistungselektronik. Oft genannt wurden auch die Themen Leichtbau-Technik, Radnabenmotor, Reichweiten-Verlängerung und erstmals auch induktives Laden. Neu ist auch die Nennung des Themas Design bei der Entwicklung von Elektroautos. Befragt wurden mehr als 400 Experten aus Wissenschaft, Entwicklung, Zulieferung, Finanzwelt sowie der Automobilkonzerne.
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