Zusammenarbeit von Industrie und Regierung
Sofern die erforderlichen Schritte unternommen werden, bietet Brasilien enormes Potenzial für künftiges Wachstum des Automobilabsatzes, das durch die positive Konjunkturentwicklung noch beflügelt wird. Eine Absatz von deutlich mehr als fünf Mio. Fahrzeugen bis 2020 ist wahrscheinlich. Damit diese Prognose eintritt, sind jedoch zusätzliche Anstrengungen und Maßnahmen der Branche und der brasilianischen Regierung erforderlich. Beispielsweise wäre eine Zusammenarbeit von Industrie und Regierung denkbar, um den Binnenabsatz in Brasilien anzukurbeln - ebenso wie etwa eine Reduzierung der Kfz-Betriebskosten zur Förderung der individuellen Mobilität oder Anreize zur Erneuerung von Fahrzeugflotten. Mit derartigen Maßnahmen könnte Brasiliens Automobilmarkt Weltniveau erreichen und der potenzielle Autoabsatz von 3,1 Mio. Fahrzeugen 2010 auf 4,8 Mio. im Jahr 2010 steigen.
Verdoppelung der Exporte möglich
Mit einer klar umrissenen Exportstrategie dürfte Brasilien zudem in der Lage sein, seine Exporte in den kommenden Jahren nahezu zu verdoppeln. 2009 exportierte das Land 475.000 Fahrzeuge. Diese Zahl könnte bis 2016 auf 980.000 schnellen. Ausgehend von Wechselkurs- und Binnenabsatzprognosen werden die Fahrzeugimporte bis 2016 voraussichtlich um mindestens 40 Prozent zulegen. Durch Maßnahmen zur Ankurbelung des Binnenwachstums und eine fokussierte Exportstrategie könnte die jährliche Produktion von 3,2 Mio. im Jahr 2009 bis 2016 auf mehr als fünf Mio. klettern.
Stärkung der Kostenwettbewerbsfähigkeit
"Alle diese Standortvorteile sollen aber nicht den Eindruck vermitteln, die Marktbedingungen in Brasilien seien perfekt", sagt Keese. "In vielen wichtigen Bereichen der Wertschöpfungskette ist Brasiliens Automobilindustrie global noch nicht wettbewerbsfähig." Die Produktionskosten für ein Fahrzeug sind in Brasilien mindestens ebenso hoch wie in Europa, Rohstoffe wie Stahl sind sogar erheblich teurer. Aufgrund der schlechten Straßeninfrastruktur und der mangelnden Effizienz der Häfen sind die Vertriebskosten ebenfalls höher. Zudem treiben Bürokratie, Steuern und Abgaben die Kosten, und die Arbeitseffizienz hinkt deutlich hinter der europäischen hinterher. Trotz dieser Nachteile können Unternehmen in Brasilien äußerst profitabel produzieren. "Ungeachtet des aktuellen Wachstumstempos müssen Unternehmen ihre Kostenposition in Brasilien und ihren Footprint in Südmerika überprüfen und optimieren", sagt Keese. "Auf nationaler Ebene müssen Regierung und Automobilbranche gemeinsam versuchen, die langfristige nationale Kostenwettbewerbsfähigkeit deutlich zu verbessern", betont Keese. "Wir empfehlen folgende vier Maßnahmen, um die Wettbewerbsfähigkeit der brasilianischen Automobilindustrie zu stärken: Definition einer künftigen Automobil-Agenda, umfassende Verbesserung der Kostenstruktur, Entwicklung eines Energie- und Antriebsmixes für die Zukunft und Sicherung der künftigen Wettbewerbsfähigkeit brasilianischer Produkte. Die Produkte und der Kundenservice in Brasilien müssen bei Design, Funktionalität, Qualität und Erschwinglichkeit optimal auf die aktuellen und künftigen Kundenerwartungen abgestimmt werden."
Eine Zusammenfassung der Studie können Sie kostenfrei herunterladen unter: www.rolandberger.com/pressreleases
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