Die Antriebsbatterie ist die teuerste Komponente strombetriebener Fahrzeuge. Derzeit sind die Batteriekosten noch zu hoch für den Massenmarkt. Doch im Lauf dieses Jahrzehnts wird die Traktionsbatterie durch Großserienproduktion massentauglich werden. In Asien und den USA investieren die großen Batterie- und Automobilhersteller bereits in den Aufbau von Produktionsstandorten. Das zeigt die aktuelle Studie der Unternehmensberatung Bain & Company "Li-Ion Battery Market for Automotive Applications". Danach droht Europa zum Importeur der wichtigen Batterietechnologie zu werden. Doch der Verlust der technischen Eigenständigkeit bei einer zentralen Komponente gefährdet langfristig die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Automobilindustrie.
Fahren mit Strom aus der Steckdose ist die Zukunft der bezahlbaren individuellen Mobilität. Darüber ist sich die Mehrheit der Experten in der globalen Automobilindustrie einig. Die Technologie des elektrischen Antriebs im Pkw ist ausgereift, aber noch sehr kostspielig. Dennoch kommen in diesen Tagen die ersten Großserien-Elektrofahrzeuge zu den Kunden: der Nissan Leaf, der Mitsubishi iMiEV und der Chevrolet Volt. Sie sind die Vorboten eines neuen Megatrends in der Automobilindustrie: die Ergänzung der traditionellen Modellpalette mit Verbrennungsmotoren durch Modelle mit elektrischem Antrieb.
Kernstück des elektrischen Antriebs ist die Lithium-Ionen-Traktionsbatterie - eine erprobte Technik, die milliardenfach in Mobiltelefonen, Laptops und Werkzeugen zu finden ist. "Für das Auto muss die Lithium-Ionen-Technologie in neue Leistungs- und Produktionsdimensionen wachsen, die sich die Automobilindustrie erst erschließen muss", sagt Dr. Gregor Matthies, Partner und Automobilexperte bei Bain &Company. "Die Traktionsbatterie wird über den Erfolg oder Misserfolg der Elektromobilität entscheiden und damit letztlich über die Zukunft der Automobilindustrie."
Die Batterie ist in einem Elektroauto die mit Abstand teuerste Einzelkomponente, ähnlich dem Verbrennungsmotor in einem konventionellen Fahrzeug. Bei einem rein batteriebetriebenen Auto mit 18-kWh Speicher kostet die Batterie bei heutigen Weltmarktpreisen rund 9.000 Euro und kann mehr als 45 Prozent der Gesamtherstellkosten ausmachen.
"Für den kurzfristigen Erfolg der Elektromobilität auf diesem Preisniveau gibt es eine relativ einfache Formel mit zwei Determinanten", sagt Bain-Berater Matthies: "Entweder die Kosten für Benzin, Diesel, CO2-Ausstoß und Großstadt-Zufahrtsberechtigungen steigen drastisch oder die Preise für die Batterien sinken schnell um mindestens 60 bis 70 Prozent. Ersteres sind Maßnahmen, die zu Zwangsinnovationen führen, was politisch nicht immer durchsetzbar ist. Letzteres bietet unternehmerische Chancen." Wie die Herstellungskosten für die Traktionsbatterie gesenkt werden können, hat Bain & Company analysiert. Entscheidend ist die Massenproduktion. Bei Lithium-Ionen-Akkus für Laptops konnten die Herstellkosten durch Massenproduktion in den letzten zehn Jahren um mehr als 80 Prozent gesenkt werden.
Weltweit hat ein enormer Investitionswettbewerb begonnen, wer am schnellsten kostengünstige Traktionsbatterien in großen Stückzahlen und hoher Qualität produzieren kann. Vorreiter sind Unternehmen aus Japan, Korea und China, die bereits heute Marktführer bei Lithium-Batterien sind - vor allem Sanyo, Sony, Samsung, BYD, LG, Panasonic und Hitachi. Aber auch in den USA werden derzeit allein im Großraum Detroit rund vier Milliarden US-Dollar in neue Produktionsanlagen für Auto-Traktionsbatterien investiert.
Europa droht bei dieser Technologie als Standort zurückzufallen und zum Importeur von Batterien zu werden. Obwohl hier jährlich über 15 Millionen Pkw für den heimischen und den Weltmarkt produziert werden, sind die Investitionen in den Aufbau von Batteriefertigungen bisher gering. Derzeit gibt es konkrete Investitionspläne von rund einer Milliarde Euro bis 2015.
|