Wenig Fantasie gehört dazu, sich vorzustellen, dass die ehrgeizigen Chinesen eines Tages ihre Intensiv-Ausbildung in Sachen Automobilbau, aber nicht nur da, für beendet erklären, weil sie in der Lage sind, Autos mit eigenem Logo zu bauen, die auch im weltweiten Wettbewerb mithalten können. Derzeit mag solcher Zeitpunkt noch in weiter Ferne liegen. Der Gedanke, dass milliardenschwere Investitionen in neue Fertigungsstätten vor allem für Pkws zu einer Luftnummer werden könnten, kommt nicht, solange der Autoabsatz floriert und in China Autokäufer Jahr um Jahr quasi millionenfach nachwachsen.
Besonders feinsinnig aber muss man nicht sein, um mitzubekommen, wie die chinesische Staatsführung unter Regie der Kommunistischen Partei tickt. Ihr geht es von Anfang an darum, dass ihre Landleute selbst auf die Beine bringen, was ihnen ausländische Unternehmen von Rang und Namen vormachen. Wenn der Knoten geplatzt ist, genug Wissen und Können beisammen sind, könnten Investoren, einst als rettende Engel gefeiert, im Wege sein. Gewaltsam müsste man sie gar nicht aus dem Land drängen. Es reichte, ihnen das Leben zunehmend schwer zu machen. Und schließlich liefert die Volksrepublik auch öfter Anschauungsunterricht für administratives Durchgreifen.
Heute und morgen wird sich der Traum der Chinesen, alles allein hinzukriegen und zur weltweit führenden Wirtschaftmacht aufzusteigen, nicht erfüllen. Bei Investoren aber sollte sich nicht die Illusion einnisten, ihr Engagement in China werde sich von Jahr zu Jahr besser auszahlen. Die China-Euphorie ist endlich. (Auto-Reporter.NET/Wolfram Riedel)
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